Triebwerkhersteller

MTU Aero Engines dämpft die Erwartungen

Nach einem Umsatz- und Gewinneinbruch im vergangenen Jahr hat MTU Aero Engines am Markt mit ihrer Prognose für Enttäuschung gesorgt. Der von Analysten als verhalten eingestufte Ausblick des Flugzeugtriebwerkherstellers für 2021 dämpfte die...

MTU Aero Engines dämpft die Erwartungen

sck München

Nach einem Umsatz- und Gewinneinbruch im vergangenen Jahr hat MTU Aero Engines am Markt mit ihrer Prognose für Enttäuschung gesorgt. Der von Analysten als verhalten eingestufte Ausblick des Flugzeugtriebwerkherstellers für 2021 dämpfte die Hoffnung der Anleger, dass die Luftfahrtindustrie ihre Krise zügig überwindet.

Der Lockdown in vielen Industrieländern und weltweite Reisebeschränkungen drücken weiterhin auf das operative Geschäft des Münchner Unternehmens. Die Aktie von MTU büßte zeitweise 4,9% ein und beendete den Xetra-Handel bei 188,90 Euro (– 4,7%). Der Titel war damit Dax-Schlusslicht. Zur Bilanzvorlage sprach Vorstandschef Reiner Winkler in einer Telefonkonferenz mit Journalisten von einer „leichten Aufwärtsbewegung“. Aufgrund der hohen Unsicherheit über die weitere Entwicklung legten der CEO und Finanzvorstand Peter Kameritsch ungewöhnlich große Prognosespannen bei den Finanzeckdaten an. Für 2021 stellten beide einen Umsatz in einer Bandbreite zwischen 4,2 Mrd. und 4,6 Mrd. Euro in Aussicht. Der Erlöszuwachs soll nach Unternehmensangaben vor allem vom Instandhaltungsgeschäft bei zivilen Verkehrsflugzeugen kommen.

Bei einer erwarteten operativen Umsatzrendite von 9,5 bis 10,5% peilt der Zulieferer für Modelle von Airbus und Boeing damit ein um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in einer Spanne von 399 Mill. bis 483 Mill. Euro an. Der Gewinn nach Steuern wird sich den Unternehmensangaben zufolge „gleichermaßen entwickeln“.

Analystenschätzung verfehlt

Die Konzernführung liegt damit unter den Markterwartungen. Analysten rechneten bislang im Schnitt mit einem Zuwachs des bereinigten Ebit auf 503 Mill. Euro bei einem Umsatzplus auf 4,6 Mrd. Euro. Auch beim freien Cash-flow verfehlte MTU mit 105 (i.V. 358) Mill. Euro die Konsensusschätzung. Diese lag bei 133 Mill. Euro.

Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz um 14% auf 4 Mrd. Euro. Das Ebit brach um 45% auf 416 Mill. Euro ein. Der Überschuss (angepasst) schmolz um fast die Hälfte auf 294 Mill. Euro. Die zusammengeschrumpften Auslieferungen von Airbus und Boeing machten sich bei Deutschlands größtem Triebwerkfertiger deutlich bemerkbar. Trotz dieses Rückschlags infolge der Pandemie schlug die Verwaltung von MTU vor, für 2020 die Dividende auf 1,25 Euro je Aktie zu erhöhen. Das entspräche einer Ausschüttungssumme von 67 Mill. Euro, die 23% des Konzerngewinns ausmachen würde. Zur Erinnerung: Für 2019 überwies das Unternehmen nur 4 Cent je Aktie und damit die gesetzliche Mindestdividende. Ursprünglich hatte die Verwaltung seinerzeit 3,40 Euro geplant, dies aber nach Ausbruch der Pandemie verworfen.

Aufgrund der Branchenkrise hatte der Vorstand im Sommer vergangenen Jahres entscheiden, 10 bis 15% des Personals abzubauen. Das hätte bis zu 1600 Personen den Arbeitsplatz gekostet (vgl. BZ vom 7.7.2020). Von dieser Maximalgröße ist der Vorstand nun abgerückt. Winkler zufolge dürften – auf Vollzeitkapazitäten umgerechnet – 1000 bis 1200 Arbeitsplätze abgebaut werden. Davon seien 75 bis 80% zum Jahresende 2020 bereits fest vereinbart gewesen, berichtete der CEO. Für diese Restrukturierung habe MTU 33 Mill. Euro zurückgestellt – den überwiegenden Teil vermutlich für Abfindungen. Im vergangenen Jahr verringerte der Konzern die Zahl seiner Mitarbeiter um 3% oder netto 347 auf insgesamt 10313.

Der CFO führte aus, auch 2021 am „stringenten Liquiditätsmanagement“ festzuhalten. Kameritsch zufolge hat der Konzern seine Liquiditätsreserven deutlich aufgestockt. Er erwähnte dabei unter anderem eine Kreditlinie von Banken, die im vergangenen Jahr um 100 Mill. auf 700 Mill. Euro aufgestockt worden sei. Ende 2020 verfügte MTU über Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente von 773 Mill. Euro – ein Zuwachs von 634 Mill. Euro. Die Netto-Finanzschulden schrumpften auf 781 (961) Mill. Euro.

MTU Aero Engines
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz39774628
Ebit*416757
in % vom Umsatz*10,516,4
Nettoergebnis*294538
Freier Cash-flow105358
Investitionen179299
Netto-Finanzschulden781961
Eigenkapital26352421
in % der Bilanzsumme32,531,2
Mitarbeiter (Anzahl)1031310660
*) bereinigtBörsen-Zeitung