Banken und Sparkassen

Negativzinsen auf Sichteinlagen werden zur Regel

Banken und Sparkassen in Deutschland sind immer mehr dazu bereit, die ihnen von der Europäischen Zentralbank (EZB) auferlegten Negativzinsen an ihre Kunden weiterzureichen.

Negativzinsen auf Sichteinlagen werden zur Regel

lee Frankfurt

Banken und Sparkassen in Deutschland sind immer mehr dazu bereit, die ihnen von der Europäischen Zentralbank (EZB) auferlegten Negativzinsen an ihre Kunden weiterzureichen. Wie die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt, lag bei den Sicht­einlagen privater Haushalte der Anteil der deutschen Institute, die einen negativen volumengewichteten Durchschnittszinssatz meldeten, bei 42%. Der Anteil sei im Vorjahresvergleich deutlich angestiegen, hieß es. Der aggregierte Zinssatz für Sichteinlagen privater Haushalte liegt demnach nur marginal über null.

Gebühren unberücksichtigt

„Negative Zinsen werden hier vor allem von Sparkassen und Genossenschaftsbanken berechnet und weniger von Großbanken und Regionalbanken“, schreibt die Bundesbank über das Privatkundengeschäft. Nicht in die Betrachtung fließt ein, wenn Institute die Belastung in Form von Kontoführungsgebühren an ihre Kunden weitergeben. Denn für die Auswertung zieht die Bundesbank die im Dezember 2020 erhobene MFI-Zinsstatistik der inländischen Finanzinstitute heran. Dabei handelt es sich um eine monatlich durchgeführte Erhebung, die als repräsentative Stichprobe konzipiert ist. Jede der darin enthaltenen 212 Banken bildet dafür selbst ihre volumengewichteten Durchschnittszinssätze in den einzelnen Einlagenpositionen und meldet diese an die Bundesbank.

Dadurch ist die Aussagekraft der Statistik begrenzt: Die Bundesbank kann daraus weder ablesen, wie viele Banken in Deutschland negative Einlagezinsen berechnen, noch wie hoch der Anteil des tatsächlich negativ verzinsten Einlagevolumens ist. Gleichwohl lassen sich Trends ablesen, wie etwa, dass negative Zinsen im Firmenkunden­geschäft längst die Regel sind.

Übliche Praxis

So hätten 64% der Kreditinstitute einen negativen volumengewichteten Durchschnittszinssatz auf Sichteinlagen von Unternehmen gemeldet. Die Summe aller Einlagen bei diesen Instituten entsprach demnach 77% des gesamten Sichteinlagevolumens von Unternehmen bei deutschen Instituten. Negative Zinsen seien säulenübergreifend eine übliche Praxis, hieß es. Noch weitgehend verschont blieben Kunden dagegen bei Termineinlagen. So hätten rund 8% der Banken im Durchschnitt negative Zinsen auf Termineinlagen für Unternehmen gemeldet. Dabei handelt es sich aber offenbar um große Banken, denn gemessen am Volumen kommen sie auf 48%. Private Haushalte zahlen fast nie  Negativzinsen auf Termineinlagen.

Wertberichtigt Seite 6