GesprächMatthias Schellenberg, Apobank

Apobank will Wachstums-Turbo zuschalten

Mit dem neuen Strategieprogramm legt die Apobank das Hauptaugenmerk auf Wachstum, vor allem in der Vermögensverwaltung. Besonders großes Potenzial macht Bankchef Matthias Schellenberg bei den angestellten Heilberuflern aus.

Apobank will Wachstums-Turbo zuschalten

Im Gespräch: Matthias Schellenberg

Apobank will Wachstums-Turbo zuschalten

Nach Abschluss der Agenda 2025 will der Vorstandschef das brachliegende Potenzial bei angestellten Heilberuflern mit neuem Strategieprogramm heben

Nach Abschluss ihres Transformationsprogramms steckt sich die genossenschaftliche Apobank ambitionierte Wachstumsziele. Im neuen Strategieprogramm „Primus 28“ liegt der Schwerpunkt vor allem auf der Vermögensverwaltung. Das Geschäft soll neben dem Kreditgeschäft als zweite Ertragssäule etabliert werden, sagt Vorstandschef Matthias Schellenberg im Gespräch.

Von Annette Becker, Köln

Matthias Schellenberg, der seit März 2022 an der Spitze der Apobank steht, ist sichtlich zufrieden. „Mit der Agenda 2025 haben wir das Fundament für unser neues Strategieprogramm Primus 2028 gelegt, das den Fokus auf Wachstum legt“, sagt der Bankchef im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Alle Ziele des Transformationsprogramms seien erreicht worden. Die Kundenzufriedenheit sei deutlich gestiegen, das Volumen in der mandatierten Vermögensverwaltung habe sich von 2022 bis November dieses Jahres auf 9,4 Mrd. Euro knapp verdoppelt und bei der Cost-Income-Ratio sei die Bank im Zielkorridor „deutlich unter 70%“ gelandet, zählt er auf.

Zwar bewegt sich die Apobank in der Kundenzufriedenheit nur im Branchenmittelfeld, doch habe sich die Kenngröße im dritten Jahr hintereinander erhöht. „Allein in den letzten beiden Jahren haben wir die Kundenzufriedenheit um 21 Prozentpunkte auf jetzt 69% verbessert“, sagt Schellenberg. Die Kenngröße werde von einem unabhängigen Institut nach objektiven Maßstäben ermittelt. Wissend, in welche Tiefen die Apobank nach der missglückten IT-Migration 2020 abgetaucht war, hätten höhere Werte wohl auch eher Misstrauen erzeugt.

Viel neues Geld eingeworben

Besonders stolz ist Schellenberg auf die Erfolge in der Vermögensverwaltung, die im Rahmen der Agenda komplett neu aufgestellt wurde. Das Depotvolumen der Privatkunden belief sich Ende Oktober auf 15,9 Mrd. Euro und damit auf dem avisierten Niveau. „Das net new money ist der entscheidende Maßstab für den Vertriebserfolg im Kapitalanlagebereich“, sagt Schellenberg und verweist darauf, dass in diesem Jahr netto rund 1,4 Mrd. Euro an neuen Kundengeldern in der Vermögensverwaltung gewonnen wurden. „Wir wollen die Vermögensverwaltung als zweite Säule neben dem Kreditgeschäft etablieren“, gibt der Bankchef die Richtung vor.

Kurzformel: 50 20 10

Zielsetzung von Primus 28 ist, die Nr. 1 für alle akademische Heilberufler in allen Finanzfragen zu werden. Das bringt Schellenberg auf die Kurzformel: 50 20 10. Will heißen, bei den niedergelassenen Heilberuflern will die Apobank ihren führenden Marktanteil bei den Existenzgründungen von derzeit 50% weiter ausbauen. Das Depotvolumen soll bis zum Ende der Dekade auf 20 Mrd. Euro wachsen und last but not least sollen von 2029 an jedes Jahr 10.000 neue Kunden außerhalb des Segments der niedergelassenen Ärzte und Apotheker gewonnen werden. Heute sind es nach den Angaben 5.000 Neukunden aus diesem Segment.

Angestellte Heilberufler im Visier

Mit dem erweiterten Blick folgt die Apobank der Marktentwicklung, hat sich die Zahl der angestellten Heilberufler nach Angaben des Bankchefs doch allein im ambulanten Bereich seit 2019 um 50% erhöht. „Unser klares Ziel ist es, bei angestellten Heilberuflern deutlich zu wachsen. Hier liegt unser Marktanteil aktuell bei rund 20%“, umreißt Schellenberg das Potenzial. Mit ihrem auf den Gesundheitssektor spezialisierten Know-how könne die Apobank in allen Finanzfragen, der Karriereplanung und dem Weg in die Selbständigkeit punkten, glaubt der Bankchef. An die Öffnung für breitere Kundenkreise denkt die Bank aber nicht. Der Zugang ist weiterhin den akademischen Heilberuflern vorbehalten. Schellenberg will das nicht als elitäre Abgrenzung verstanden wissen, vielmehr gebe das die Satzung vor.

Die Apobank, das größte genossenschaftliche Primärinstitut, sei von Apothekern gegründet worden, um sich ganz im Sinne des genossenschaftlichen Gedankens gegenseitig zu unterstützen. Zwar könne eine Satzung auch umgeschrieben werden, momentan gebe es dazu jedoch keinerlei Bestrebungen.

Investitionen bleiben hoch

Primus 28 sei ein Wachstumsprogramm, das Skaleneffekte realisieren solle. Das bedinge allerdings im ersten Schritt weitere Investitionen – allen voran in IT und KI. „Die Früchte werden wir wahrscheinlich erst ernten, wenn diese Themen und Prozesse etabliert sind“, dämpft Schellenberg allzu hohe Erwartungen an Gewinnsprünge. Zwar sei es klare Zielsetzung, die Verwaltungsaufwendungen bei steigenden Erträgen stabil zu halten.

Kundenoffensive

Doch gehe der Umbau der Bank auch unter Primus 28 weiter. „Lief die Agenda 2025 unter dem Label Fundament bauen, steht Primus 28 unter dem Label Kundenoffensive“, sagt Schellenberg. Er räumt ein, weiter an der Kosteneffizienz zu arbeiten, „aber das muss auch in einem gesunden Verhältnis zur Förderung der Genossenschaftsmitglieder stehen“.

„Auch künftig werden wir in einfacheren Backoffice-Funktionen Effizienzen heben und mehr Experten in den Bereichen IT und KI einstellen.“ Im Rahmen der Agenda 2025 hatte das Kreditinstitut 300 Stellen gestrichen. Per 30. Juni zählte die Bank 2.341 Beschäftigte.

Doch wenngleich die Apobank auf der Kostenseite in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht hat – die Cost-Income-Ratio wird in diesem Jahr zwischen 65 und 66% liegen –, gibt es noch reichlich Luft nach oben. „Die Kosten-Ertrag-Relation liegt in unserer Branche eher unter als über 60%“, räumt Schellenberg ein. „Dem werden wir uns stellen müssen, aber nicht unter Primus 28.“