EZB-Aufseher bewerten Banken etwas positiver
EZB-Aufseher bewerten Banken etwas positiver
EZB bescheinigt Banken hohe Resilienz
Etwas bessere Gesamtnote im alljährlichen SREP-Gesundheitscheck – Kapitalpuffer leicht herabgesetzt
fir Frankfurt
Die EZB-Bankenaufsicht hält den von ihr überwachten Finanzinstituten Europas hohe Resilienz zugute. Sie verwies am Dienstag bei der Vorstellung der Ergebnisse des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP) auf eine „starke Widerstandsfähigkeit des europäischen Bankensektors, trotz des zunehmend schwierigen globalen Umfelds und multidimensionaler geopolitischer Risiken“.
Geschäftsmodell, Governance, Kapital und Liquidität beurteilt
Im SREP, einer Art Gesundheitscheck der Institute, nehmen die Aufseher deren Geschäftsmodelle, Governance und Risikomanagement, Kapitalrisiken sowie Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken unter die Lupe und vergeben dafür Einzelnoten zwischen 1 und 4 (gut bis schlecht). Der daraus berechnete Gesamtwert stellt die Basis für die individuellen Kapitalaufschläge, die das Institut im kommenden Jahr erfüllen muss. Die durchschnittliche SREP-Bewertung hat sich demnach im Vergleich mit dem im vergangenen Jahre ermittelten Wert leicht von 2,6 auf 2,5 verbessert.
105 Banken untersucht
Das schlägt sich positiv in den Kapitalpuffern nieder, die die EZB für insgesamt 105 Banken festgesetzt hat. Je nach SREP-Note verpasst sie den Instituten individuelle Kapitalanforderungen und -empfehlungen (Säule 2), die über die für alle Banken vorgeschriebenen Mindestanforderungen (Säule 1) hinausgehen.
Zusätzliche Puffer für bankspezifische Risiken
Die Anforderungen der EZB an hartes Kernkapital und die Säule-2-Empfehlungen sind im Vergleich mit den 2024 veröffentlichten Werten von 11,3% der risikogewichteten Aktiva (RWA) auf nun 11,2% herabgesetzt worden. Darunter fallen auch die Kapitalanforderungen (P2R), die stabil bei 1,2% blieben. Die Kapitalempfehlungen (P2G), die anhand der Ergebnisse des EU-weiten Stresstests in diesem Jahr ermittelt werden, sind von 1,3% auf 1,1% gesunken. Die gesamten, für 2026 geltenden Kapitalanforderungen und -empfehlungen sind leicht auf 15,6% der RWA zurückgegangen, nach 15,7% für 2025. Das führt die EZB vor allem auf die geringere P2G von 1,1% zurück.
Sinn und Zweck von Säule-2-Anforderungen (P2R) ist es, bankspezifische Risiken abzufedern, die von den Mindestanforderungen nicht abgedeckt werden. Die Säule-2-Empfehlungen (P2G) fungieren als zusätzliche Puffer, damit in Krisen nicht die anderen Kapitalpuffer aufgebraucht werden. Auch wenn sie nicht rechtsverbindlich sind, erwartet die Aufsicht, dass die Banken die Empfehlungen einhalten.
Einiges zu beanstanden
Kapitalaufschläge verpassten die Aufseher nach eigenen Angaben seltener als im vergangenen Jahr. So müssen diesmal zehn Banken höhere Kapitalpuffer (P2R) vorhalten, weil die EZB-Aufsicht ihre Risikovorsorge für notleidende Kredite als unzureichend erachtet. Im vergangenen Jahr waren es noch 18 Finanzinstitute gewesen. Die Zahl der Banken, die einen P2R-Zuschlag wegen Leveraged-Finance-Geschäften erhalten, sank von neun auf sechs.
Bei 14 Banken ist die EZB der Meinung, dass sie einem höheren Risiko für übermäßige Verschuldung ausgesetzt sind. Sie müssen deshalb höheren Säule-2-Anforderungen zur Leverage Ratio genügen. Die Mindestanforderung beträgt hier 3%. Im vergangenen Jahr hatten hier noch 13 Institute höheren Ansprüchen genügen müssen. Zudem seien bei fünf Banken Kapitalempfehlungen wegen Leverage-Ratio-Finanzierungen ausgesprochen worden und bei vier quantitative Liquiditätsmaßnahmen.
100 Banken hat die EZB sogenannte qualitative Maßnahmen auferlegt, um Mängel zu beseitigen. Dabei handelt es sich zumeist um Defizite mit Bezug auf Kreditrisiken. Im Vergleich zum Vorjahr war hier ein Anstieg von 29 auf 40% zu verzeichnen. Am zweithäufigsten geht es um Beanstandungen der internen Governance. Deren Anteil von 17% liegt allerdings deutlich unter dem Vorjahreswert (23%).
Die EZB-Aufsicht zeigt sich mit Kapital- und Liquiditätspuffern der größten europäischen Banken im Großen und Ganzen zufrieden. Das zeigt der jährliche aufsichtliche Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (SREP). Zu beanstanden haben die Aufseher dennoch einiges, wenn auch weniger als im vergangenen Jahr.
