Continental spürt Interesse an Contitech
Continental spürt Interesse an Contitech
Continental spürt Interesse an Contitech
Einmalbelastungen durch Aumovio-Spin-off und Contitech-Spartenverkauf führen zu Verlust
ste Hamburg
Continental spürt reges Interesse von potenziellen Käufern seines Kautschuk- und Kunststoffproduktebereichs Contitech. Man bekomme laufend Anrufe, sagte Roland Welzbacher, seit Oktober Finanzvorstand, am Donnerstag. Der Dax-Konzerns aus Hannover will sich nach der Abspaltung seines Automotive-Bereichs im September und dem 2026 geplanten Verkauf von Contitech allein auf das Reifengeschäft ausrichten. Das Verkaufsverfahren könne vor Weihnachten oder im Januar beginnen, so Welzbacher im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
OESL-Verkauf vereinbart
Wie Continental beim Kapitalmarkttag im Juni avisierte, sind die Einnahmen aus dem angestrebten Contitech-Verkauf zum Schuldenabbau vorgesehen. Zudem könnten die Erlöse für eine Sonderdividende oder einen Aktienrückkauf verwendet werden. Zum Verkauf wird Contitech ohne das Geschäft mit Gummiprodukten für Autohersteller (OESL) stehen, das 2024 einen Umsatz von 1,9 Mrd. Euro erwirtschaftete und 16.000 Mitarbeiter beschäftigte. Im ersten Quartal 2026 wird der Vollzug des Ende August vereinbarten OESL-Verkaufs an die in Kalifornien ansässige Industrieholding Regent erwartet. Ohne OESL soll Contitech mittelfristig – in drei bis fünf Jahren – einen Jahresumsatz von 5 bis 6 Mrd. Euro sowie eine um Sondereffekte und Abschreibungen bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 11 und 13% erreichen, so die Prognose zum Kapitalmarkttag im Sommer.
Einmaleffekte im Zuge des vereinbarten OESL-Verkauf sowie der Abspaltung des Automotive-Bereichs im September haben das operative Konzernergebnis des dritten Quartals mit 1,1 Mrd. Euro belastet, wie Continental bei der Vorlage finaler Quartalszahlen am Donnerstag mitteilte. Dadurch entstand ein Nettoverlust von -756 (i.V. +486) Mill. Euro. Auch nach den ersten neun Monaten stehen mit -182 (+738) Mill. Euro rote Zahlen zu Buche. Der Aumovio-Spin-off belastete das Ebit mit 680 Mill. Euro, der geplante OESL-Verlauf mit über 450 Mill. Euo, wie Finanzchef Welzbacher ausführte. Die Sondereffekte gehen den Angaben zufolge auf Währungsumrechnungsdifferenzen infolge des Abgangs ausländischer Tochtergesellschaften im Zuge der Aumovio-Abspaltung sowie auf den Unterschiedsbetrag zwischen dem OESL-Nettovermögen und dem erwarteten Verkaufspreis zurück.
Dividende nicht tangiert
Das bereinigte Ebit – Conti bestätigte nun vorläufige Zahlen vom 16. Oktober – tangieren die Einmalbelastungen ebenso wie den Cashflow nicht. Die Dividendenpolitik ermögliche es ferner, die nicht-zahlungswirksamen Sondereffekte auf das Nettoergebnis und damit die Basis zur Berechnung des Dividendenvorschlags herauszurechnen, so Angaben aus Hannover. Continental kündigte bereits an, nach dem Aumovio-Spin-off den Ausschüttungskorridor von 20 bis 40% auf 40 bis 60% des Konzerngewinns zu erhöhen.

Mit der operativen Entwicklung im dritten Quartal zeigte sich Finanzchef Welzbacher mit Verweis auf schwache Nachfrage, Dollar-Abwertung sowie erhöhte US-Importzölle zufrieden. Die Belastungen durch Zölle ohne Gegenmaßnahmen bezifferte der CFO im Reifengeschäft mit einem niedrigen dreistelligen Mill.-Euro-Betrag. Auch die Wechselkurseffekte belasteten im Gesamtjahr mit einem niedrigen dreistelligen Mill.-Betrag. Continental verkauft Reifen in den USA auf Dollar-Basis, führt aber rund die Hälfte der Pkw-Reifen aus Europa ein. Bei den in den USA verkauften Lkw-Reifen stammen rund 90% aus lokaler Produktion.
Prognose bekräftigt
Die Finanzziele für 2025 bekräftigte das Unternehmen, das Welzbacher zufolge nach dem Aumovio-Spin-off von den Turbulenzen um Nexperia zwar indirekt betroffen ist, von dem niederländisch-chinesischen Chiphersteller aber selbst keine Halbleiter in größerem Umfang bezieht. Die Prognose sieht für den Konzern einen Umsatz zwischen 19,5 Mrd. und 21 Mrd. Euro sowie eine bereinigte Ebit-Marge zwischen 10 und 11% vor. Der Reifenbereich soll Erlöse von 13,5 bis 14,5 Mrd. Euro und eine bereinigte Ebit-Marge zwischen 12,5 und 14% erreichen, Contitech einen Umsatz von 6 bis 6,5 Mrd. Euro sowie eine operative Rendite von 6 bis 7%.
Im dritten Quartal waren der Konzernumsatz mit knapp 5 Mrd. Euro und die bereinigte Ebit-Marge mit 11,4% besser als von Analysten erwartet ausgefallen. Die vom Unternehmen angegebene Konsensschätzung war von 4,9 Mrd. bzw. 9,5% ausgegangen. Die Continental-Aktie drehte am Donnerstag nach einem Zugewinn von 2,3% zum Handelsstart in die Verlustzone, lag aber am Nachmittag bei 67,28 Euro mit 1,2% im Plus. Die Schweizer Großbank UBS, die bei einem Zwölfmonats-Kursziel von 80 Euro zum Kauf des Papiers rät, sprach von einem soliden Quartal, das besser als bei Konkurrenten ausgefallen sei. Die Nettoverschuldung des Konzerns nach dem Aumovio-Spin-off sei mit 6 Mrd. Euro geringer als erwartet.
