IWF warnt vor Chinas Exportlastigkeit, erhöht aber Wachstumsprognose
IWF warnt vor Chinas Exportlastigkeit, erhöht aber Wachstumsprognose
IWF warnt vor Chinas Exportlastigkeit
Wachstumsprognose für 2025 angehoben – Konsumanregung und Strukturreformen gefordert – Debatte um schwachen Yuan
nh Schanghai
Chinas Wachstumsperspektiven werden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) wieder etwas optimistischer eingeschätzt. Am Mittwoch wurde die Prognose für den diesjährigen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von bislang 4,8% auf 5% angehoben. Dies würde eine genaue Erfüllung des offiziellen Wachstumsziels von „etwa 5%“ bedeuten. Auch die BIP-Prognose für das Jahr 2026 zeigt mit nunmehr 4,5% nach zuvor 4,2% etwas aufwärts.

Stärke im Handelskonflikt
Auf einer Pressekonferenz zum Abschluss der Beratungen für den Länderbericht nach Artikel IV strich IWF-Generaldirektorin Kristalina Georgieva die erhöhte Widerstandsfähigkeit der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft heraus. Dies gilt vor allem im Kontext der Bewältigung des Handelsstreits zwischen China und den USA. Trotz des Einbruchs der Ausfuhren in die USA hält sich Chinas Exportkonjunktur unerwartet gut. Dabei erklimmt Chinas globaler Handelsüberschuss Rekordhöhen. Er ist nach elf Monaten des Jahres erstmals über die Marke von 1 Bill. Dollar geklettert.
Konsumstärkung gilt als Muss
Die robuste Performance im Exportsektor mit stark anschwellende Handelsüberschüsse nähren allerdings neue Konflikte mit Chinas westlichen Handelspartnern, die auf Rückführung der Ungleichgewichte drängen. Beim IWF mündet dies in der Aufforderung, offensivere Maßnahmen zur Stimulierung der Binnennachfrage und Stärkung der Sozialsysteme zu ergreifen. Die schiere Größe der chinesischen Wirtschaft bei zunehmenden Handelsspannungen erfordere Anpassungen bei Chinas Wachstumstreibern, hieß es am Mittwoch. Um auch in Zukunft ein robustes Wachstum abzusichern, brauche es statt dem Fokus auf Exporte und Investitionen ein stärker konsumgeleitetes Wachstumsmodell.
Deflationsproblem
Laut der IWF-Missionschefin für China, Sonali Jain-Chandra, gibt es in dieser Hinsicht noch gewaltige Herausforderungen. Dazu gehörten vor allem der kriselnde Wohnimmobilienmarkt und ein hartnäckiger Deflationstrend. China müsse expansive Maßnahmen zur Nachfragebelebung ergreifen und strukturelle Reformen forcieren. Dies würde zum Abbau des Sparüberhangs privater Haushalte und Stärkung der Konsumneigung beitragen.
Chinas Verbraucherpreise legten in den vergangenen beiden Jahren nur um 0,2% zu und bewegen sich auch 2025 nahe an der Nullmarke. Am Mittwoch neu verbreitete Inflationsdaten weisen für November allerdings einen kräftigeren Anstieg des Konsumpreises um 0,7% gegenüber Vorjahresmonat aus. Im Oktober betrug der Anstieg nur 0,2%. Bei den Erzeugerpreisen hält die Deflation mit einem Rückgang von zuletzt 2,2% jedoch unvermindert an.
Yuan-Schwäche angehen
Chinas niedrige Inflationsrate führt im Abgleich mit dem Preisniveau der Handelspartner zu einer realen Schwächung des Yuan, die Handelsungleichgewichte zusätzlich verstärkt. Auch hier sieht der IWF Handlungsbedarf. Es gelte eine beherztere Konsumanregung mit erweiterter Wechselkursflexibilität des Yuan zu verknüpfen, erklärte Georgieva in Peking: „Wir wollen marktbasierte Wechselkurse, die die fundamentale Wirtschaftssituation reflektieren“. Gleichzeitig betonte sie aber, dass der IWF-Bericht nicht zu Eingriffen mit expliziten Aufwertungsaktionen für den Yuan auffordert.
