KommentarKrypto-Assets

Absurde Risikogewichtung der Baseler Aufseher

Die restriktiven Baseler Vorschriften für Krypto-Assets waren überzogen, was nun wohl unter dem Druck von den USA und Großbritannien korrigiert wird. Eine Annäherung ist erforderlich - vor allem von europäischer Seite aus.

Absurde Risikogewichtung der Baseler Aufseher

Stablecoin-Regulierung

Absurde Risikogewichtung

Von Björn Godenrath

Die Baseler Aufseher haben prohibitive Regeln für Krypto-Assets aufgestellt. Das ist ein Fehler.

Die im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht sitzenden Zentralbanken und Aufsichtsbehörden haben ein Problem: Die vor gut drei Jahren verabschiedeten Richtlinien für Banken zur Handhabung von Krypto-Assets sind dermaßen restriktiv gehalten, dass inzwischen einige Länder auf die Barrikaden gehen und Lockerungen fordern. Da die Geschäftsbanken Krypto-Assets und Stablecoins heute sehr viel positiver sehen und die USA dazu Gesetzgebung vorantreiben, hat sich der Wind gedreht. Und dem müssen die Wächter über die Finanzstabilität nun Rechnung tragen.

Warum nicht gleich verbieten?

Die 2022 festgelegten Risikogewichte für Krypto-Assets im Bestand von regulierten Banken sind aber schon immer eine schlechte Idee gewesen, wurden diese doch so absurd hoch angesetzt für die Eigenmittelhinterlegung, dass es prohibitiv war. Da hätte man das ganze auch gleich verbieten können – was man mit der Wahl der Schwellenwerte auch effektiv getan hat. Aber die USA und Großbritannien haben nun ganz klar zu Protokoll gegeben, dass sie gedenken, die Baseler Vorgaben schlicht und einfach nicht zu implementieren. Ein solcher Affront ist selten – passt aber ins Bild, das die USA abgeben mit ihrer Weigerung auch die Baseler Eigenkapitalvorgaben für systemrelevante Großbanken nicht umsetzen zu wollen.

Man wird sich der US-Position annähern müssen

Der dem Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht vorsitzende schwedische Notenbankchef Erik Thedéen steht damit da wie ein begossener Pudel. Er gibt auch ganz offen zu, dass man jetzt einen anderen Ansatz braucht, kann aber mit Verweis auf unterschiedliche Sichtweisen der nationalen Aufseher noch keinen Lösungsweg präsentieren. Man darf vermuten, dass eine Annäherung an die US-Position stattfinden wird, stehen die USA doch für den größten Kapitalmarkt der Welt und können mit der Dominanz der US-Stablecoins ihren Vorsprung nur ausbauen, sollte Europa da nicht mit wettbewerbsfähigen Vorgaben dagegenhalten. Von Seiten der ESMA als Wertpapieraufsicht liegen dazu schon Vorschläge vor. Nur müsste die Kommission das mal aufgreifen und mit eigener Position konsultieren sowie in die Implementierung geben. In den USA findet gerade der Feinschliff statt am Genius Act für Stablecoins im Primärmarkt, das Marktinfrastrukturgesetz hat seit gestern gute Chancen, noch im Dezember verabschiedet zu werden.

Damit wird dann auch der Baseler Ausschuss vor vollendete Tatsachen gestellt. Insofern ist es gut, dass Thedéen immerhin signalisiert hat, das Regelbuch für Kapitalerleichterungen zu öffnen. Alles andere wäre auch nicht marktgerecht.

Riksbankschef Erik Thedéen.
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