Europa-Chef von State Street kündigt Rückzug an
Europa-Chef von State Street kündigt Rückzug an
fed Frankfurt
Andreas Przewloka, der Vorstandschef der State Street Bank International GmbH, will sich nächstes Jahr aus diesem Amt verabschieden. Das bestätigt der 59 Jahre alte CEO auf Anfrage der Börsen-Zeitung. „Ich habe mich bereits vor einigen Monaten entschieden, den Posten im Frühjahr nächstes Jahr abzugeben“, sagt Przewloka. Gemeinsam mit der Konzernspitze und dem Aufsichtsrat sei ein Prozess angestoßen, um „in aller Ruhe“ einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu suchen. „Wir sind auch diesbezüglich auf sehr gutem Weg“, fügt Przewloka an, ohne Einzelheiten zu nennen. Die momentane Annahme sei, dass er die Bank im ersten oder zweiten Quartal 2026 verlasse. „Ich bin natürlich bereit, so lange dazubleiben, wie es notwendig ist“, unterstreicht der Banker.
Auf die Frage nach den Beweggründen sagt Przewloka: „Mein Auftrag ist erfüllt.“ Die Aufgaben, für die er vor drei Jahren angetreten sei, seien „weitgehend erledigt“. „Wir haben den operativen Gewinn seit meinem Amtsantritt um 45% gesteigert.“ Zugleich habe State Street in Europa dabei einen nur minimalen Kostenanstieg sichergestellt. Auch seien die „wichtigen regulatorischen Themen so aufgesetzt, dass wir auf Basis von einem soliden EZB-Rating weiteres signifikantes Wachstum und unseren Geschäftsausbau in Europa vorantreiben können.“
Stärkung der regulatorischen Compliance
Ein wichtiger Teil seiner Aufgaben sei es, gemeinsam mit dem Geschäftsführungsteam die Beziehungen zu wichtigen Kunden zu festigen. „Das ist durchaus spürbar gelungen“, sagt er und verweist auf die Entwicklung von Indikatoren wie des Net Promotor Scores.
Ebenfalls eine wichtige Rolle spiele die Einhaltung regulatorischer Anforderungen. Dies erfordert nach den Worten Przewlokas permanente Anpassungen und Nachbesserungen, um die regulatorische Compliance zu stärken, bevor die Aufsicht daran Anstoß nehme. Deshalb sei er damit befasst gewesen, die Governance anzupassen. „Schließlich legt die EZB-Bankenaufsicht, der wir unterliegen, darauf Wert, dass ausländische Finanzkonzerne in der EU keine leeren Hüllen unterhalten, sondern autark agierende Einheiten.“ Gerade bei den Kontakten mit der Aufsicht dürfte ihm seine gelassene und besonnene Art der Gesprächsführung hilfreich gewesen sein.
Promovierter Physiker
Sein beruflicher Aufstieg in die Chefetagen von Banken war nicht von Beginn an angelegt. Denn Przewloka studierte Physik und promovierte am europäischen Kernforschungszentrum Cern. Zugleich schloss er das Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Diplom ab. Nach neun Jahren bei der Beratungsgesellschaft Accenture heuerte er bei der UBS an, bei der er zum COO und stellvertretenden CEO der UBS Europe aufstieg. In der zweiten Jahreshälfte 2022 trat er den Posten des Vorstandsvorsitzenden der State Street Bank International GmbH an und führt seither aus dieser in Deutschland beheimateten Gesellschaft heraus das komplette kontinentaleuropäische Investment-Services-Geschäft von State Street. In acht anderen kontinentaleuropäischen Ländern unterhält die Bank dafür Niederlassungen und hat zusammen mehr als 8.000 Beschäftigte.
Europa auf Wachstumskurs
Europa ist innerhalb von State Street für etwa 15% bis 20% des Geschäfts verantwortlich, Tendenz weiter zunehmend. Entscheidender Wachstumsfaktor in den zurückliegenden 20 Jahren waren Übernahmen des Teilbetriebs von Geschäften anderer Kreditinstitute, etwa des Depotverwaltungsgeschäfts der Deutschen Bank oder der Wertpapierabwicklungsservices von Intesa San Paolo. Jüngst hat State Street die Übernahme der globalen Custody Services von Mizuho Financial Group angekündigt – ein signifikanter Zuwachs in der Europabank von State Street.
State Street Europa ist aktiv vor allem im Investment Servicing, dazu gehört Asset Servicing. Das umfasst das Kerngeschäft mit der Depotverwaltung und Administration und Diensten, die sich daran anschließen, wie FX-Handel oder Wertpapierleihe, aber auch die Haftung für die verwahrten Vermögen der Kunden.
Nummer zwei hinter BNP
State Street verwaltet in Europa deutlich mehr als 3.000 Mrd. Euro Assets, davon fast 400 Mrd. Euro in Deutschland. Hierzulande ist State Street damit Nummer zwei, wenngleich mit deutlichem Abstand hinter BNP, die durch den Zukauf der entsprechenden Einheiten von HSBC den Vorsprung noch ausgebaut hat. State Street gehört zudem zu den fünf größten Assetmanagern weltweit mit starken Repräsentanzen in Europa, die aber rechtlich nicht zur State Street Bank International gehören.