Flaute im deutschen Maschinenbau hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt
Flaute im deutschen Maschinenbau hinterlässt Spuren auf dem Arbeitsmarkt
Maschinenbauer ächzen unter US-Zöllen
Zwei Drittel der Unternehmen rechnen laut Umfrage in den Staaten mit Umsatzeinbußen – Hohe Kosten und viel Bürokratie
Die neuen US-Zollregeln setzen die kriselnde deutsche Maschinenbaubranche schwer unter Stress. Denn neben der EU-Pauschale von 15% müssen viele Unternehmen zusätzlich noch Abgaben für Stahl und Aluminium entrichten. Die dafür erforderliche Berechnung der Anteile bedeutet weiteren bürokratischen Aufwand.
Reuters/kro Düsseldorf
Die neuen US-Importzölle stellen den ohnehin schon kriselnden deutschen Maschinenbau vor weitere Probleme. In einer Umfrage des Branchenverbands VDMA unter knapp 400 Mitgliedsfirmen meldete fast die Hälfte der Unternehmen einen rückläufigen Auftragseingang aus den USA seit April dieses Jahres. Zwei Drittel rechnen zudem mit Umsatzeinbußen infolge der Zölle, fast die Hälfte erwarte Umsatzeinbußen von mehr als 10%.
„Die Strafzölle der Amerikaner auf Stahl und Aluminium, die demnächst höchstwahrscheinlich rund 56% unserer Maschinenexporte in die USA betreffen, sind Gift für beide Handelspartner. Sie müssen schnell wieder wegverhandelt werden“, sagte VDMA-Präsident Bertram Kawlath auf einer Pressekonferenz des Verbands.

Die USA und die EU hatten sich Ende Juli auf Abkommen geeinigt, wonach auf einen Großteil der in die USA importierten EU-Waren ein einheitlicher Zollsatz von 15% entfallen soll. Hinzu kommt ein Zollsatz von 50% auf Stahl- und Aluminiumerzeugnisse, die in zahlreichen Produktion des Maschinenbaus enthalten sind.
Die Unternehmen müssen entsprechend nachweisen, wie hoch der Anteil in den Produkten jeweils ist – eine Aufgabe, die „manchmal völlig unmöglich“ ist und einen hohen bürokratischen Aufwand darstellt, „dem sich nicht jeder stellen kann“, wie Kawlath sagte. Nicht zuletzt würden den Unternehmen am Ende sogar Strafzölle von bis zu 200% drohen, wenn falsche Angaben zu den Stahl- und Aluminiumwerten gemacht werden.
Der Branchenverband hatte bei der EU zuletzt entsprechende Nachverhandlungen gefordert. Handelskommissar Maroš Šefčovič erkenne denn auch das Problem, sagte Kawalth. „Er beißt aber bei der US-Regierung noch auf Granit.“
US-Exportanteil geht zurück
Die USA sind der mit Abstand wichtigste Exportmarkt für den deutschen Maschinenbau. Im vergangenen Jahr lieferten die Unternehmen Anlagen im Wert von gut 27 Mrd. Euro in die Vereinigten Staaten aus. Das waren 13,7% der gesamten Maschinenexporte. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ist der Anteil allerdings auf 12,6% zurückgegangen.
Die mit rund einer Million Beschäftigten als Rückgrat der deutschen Wirtschaft geltende Branche kämpft daneben auch mit anderen Herausforderungen. Hohe Kosten etwa für Rohstoffe und Personal drücken auf die Wettbewerbsfähigkeit, während gleichzeitig Konkurrenten aus Drittländern – hauptsächlich aus China – immer mehr Marktanteile gewinnen.
Die seit fast zwei Jahren währende Flaute hinterlässt denn auch Spuren in den Belegschaften. So ist die Beschäftigung in der Branche im Vergleich zum Vorjahr zuletzt um 2,4% gesunken. Die aktuellsten Zahlen zur Kurzarbeit von August wiesen zudem einen Anstieg um 27% auf 41.000 Menschen auf.
„Unsere Betriebe wollen ihre Stammbelegschaften weiter halten und wir suchen auch weiterhin Fachkräfte, um dem demografischen Wandel zu begegnen“, sagte Kawalth. „Aber die Politik muss dafür endlich frühere Fehler korrigieren und zum Beispiel die Rente mit 63 wieder abschaffen.“ Zudem müsse sie es Fachkräften aus dem Ausland erleichtern, im Maschinenbau Fuß zu fassen.
Trotz der Versuche, die Stammbelegschaften zu halten, haben auch in diesem Jahr schon einige Maschinenbauer Stellenstreichungen angekündigt. Dazu gehören unter anderem Trumpf und Elach aus Baden-Württemberg, die beiden großen Automobilzulieferer Bosch und ZF sowie jetzt auch Voith.
Für das laufende Jahr rechnet der VDMA weiterhin mit einen Produktionsrückgang von 5%. Für 2026 wird ein Plus von 1% in Aussicht gestellt. Der Umsatz soll dann um gut 2% zulegen.
