Nach Finanzierungsrunde

Quantum Systems schnappt sich Fernride

Der Münchner Drohnen-Hersteller Quantum verstärkt sich nach einer Finanzierungsrunde mit dem Software-Startup Fernride. Dieses hatte sich mit seinen Lösungen für das autonome Fahren zuletzt voll aufs Rüstungsgeschäft konzentriert. Gründer Hendrik Kramer hofft trotzdem, irgendwann auch mal wieder ins zivile Geschäft zurückkehren zu können.

Quantum Systems schnappt sich Fernride

Quantum Systems
schnappt sich Fernride

Drohnenhersteller kauft nach Finanzspritze weiter zu

kro Frankfurt

Der Münchner Drohnen-Hersteller Quantum Systems setzt seine Einkaufstour nach Abschluss einer Finanzierungsrunde fort. Nun hat sich die 2015 gegründete Firma, die Drohnen für den zivilen und militärischen Einsatz produziert, das ebenfalls in München ansässige Startup Fernride geschnappt. Dieses wollte sich mit seinen Software-Produkten rund um das autonome Fahren ursprünglich auf die Logistikbranche konzentrieren und Nutzfahrzeuge wie Lkw oder Zugmaschinen ferngesteuert durch Betriebshöfe und Häfen rollen lassen.

Das Geschäft wurde im Herbst jedoch eingestellt und der Fokus komplett aufs Rüstungsgeschäft verlegt. Über die Hälfte der Mitarbeitenden wurde im Zuge der Entscheidung entlassen. Zuvor hatte die auf Rüstungsthemen spezialisierte Münchner Wagniskapitalgesellschaft Helantic zusammen mit dem Ex-Chef des bayerischen Rüstungskonzerns Hensoldt, Thomas Müller, 18 Mill. Euro in Fernride investiert. Müller, der derzeit Aufsichtsratsmitglied bei Airbus Defense ist, erhielt im Zuge des Deals auch einen Sitz im Board von Fernride. Das 2019 gegründete Startup beschäftigt aktuell nach eigenen Angaben mehr als 150 Mitarbeitende.

Künftig sollen auch Militärfahrzeuge wie dieses mit der Fernride-Software autonom fahren können.
Quelle: Fernride

Drohnen in der Luft, an Land und im Wasser

Für sie soll es künftig also unter dem Dach von Quantum Systems weitergehen. Mit der Übernahme erweitert der Drohnenentwickler nach eigenen Angaben „seine Führungsposition von Luft- und Software-Intelligenz auf autonome Mobilität am Boden“. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben.

Quantum Systems hatte erst Ende November in einer Finanzierungsrunde 180 Mill. Euro eingesammelt – das Geld kam hauptsächlich vom britischen Wagniskapitalinvestor Balderton. Der Drohnenhersteller, der seine Unternehmensbewertung bei dem Deal mit 3 Mrd. Euro verdreifacht hatte, will sich mit den Mitteln breiter aufstellen und künftig auch Drohnen für den Einsatz am Boden und unter Wasser anbieten. Neben Fernride hat Quantum Systems in diesem Jahr auch schon den westfälischen Aufklärungsdrohnen-Hersteller Airrobot, die Thüringer Softwarefirma Spleenlab und den britischen Konkurrenten Nordic Unmanned UK übernommen.

Bei Fernride hofft Mitgründer Hendrik Kramer derweil, dass sich sein Unternehmen in Zukunft auch nochmal den nicht-militärischen Anwendungen zuwenden kann: „Europa braucht dringend souveräne Autonomielösungen", ließ er sich zitieren. Der europäische Verteidigungsbereich stelle aktuell das global dringlichste Umfeld für die Skalierung von autonomen Bodensystemen dar. „In der Zukunft werden diese Erfahrungen auch wieder auf zivile Logistikanwendungen übertragen werden und so unsere Gesellschaft sicherer und resilienter aufstellen“, so Kramer.

Fernride-Gründer Hendrik Kramer wollte mit seinen Lösungen fürs autonome Fahren einst die Logistik an Containerhäfen und Betriebshöfen verbessern. Nun fließt das Know-how der Firma aber vorerst komplett ins Rüstungsgeschäft.
Quelle: Fernride