Agile Robots-Chef feilt an seinem Firmenimperium
Agile-Robots-Chef feilt
an seinem Firmenimperium
kro Frankfurt
Der CEO und Mitgründer des Münchener Robotik-Startups Agile Robots, Zhaopeng Chen, arbeitet recht beflissen daran, den Einfluss seiner Firma in Deutschland zu vergrößern. Man habe Idealworks, eine Ende 2020 gegründete Tochterfirma von BMW, nun komplett übernommen, teilte Agile Robots am Dienstag mit. Der Deal stärke „sowohl Agile Robots als auch Idealworks in ihrer Position im globalen Markt für industrielle Automatisierung und beschleunigt die Verbreitung von Robotik der nächsten Generation“, hieß es weiter. Zum Kaufpreis machte das Unternehmen keine Angaben.
Regelmäßige Zukäufe
Agile Robots war vor zwei Jahren bereits bei Idealworks eingestiegen und hatte sich die Mehrheit an der BMW-Ausgründung gesichert. Das Spin-Off bietet unter anderem mobile Roboter für den Transport größerer Warenladungen von bis zu 1.000 Kilogramm sowie dazu passende Betriebssysteme. Zu den Kunden zählen unter anderem der Landmaschinenhersteller Claas und Zalando.
Es ist bei Weitem nicht der erste Zukauf von Agile Robots. Im März dieses Jahres hat die Firma den in Gilching bei München beheimateten KI-Audio-Spezialisten Audeering übernommen. Dessen Sprachanalyse-Software hilft unter anderem Robotern dabei, die menschliche Stimme besser zu verstehen, was laut Audeering zum Beispiel in der Alten- und Krankenpflege wichtig ist.
2023 kam es zu gleich zwei Übernahmen: Im September sicherte sich Agile Robots die Mehrheit am 1972 gegründeten Familienunternehmen Bär Automation mit Sitz in Gemmingen (Baden-Württemberg). Der Automationsspezialist bietet unter anderem fahrerlose Transportsysteme und Montagesysteme für verschiedene produzierende Branchen.
Franka Emika-Kauf wurde zum Politikum
Kurze Zeit später schlug Agile Robots beim Robotik-Startup Franka Emika zu, das zuvor in die Insolvenz geschlittert war. Das Unternehmen soll damals mehr als 30 Mill. Euro geboten und sich damit gegen das Metzinger Robotik-Startup Neura Robotics sowie gegen die Beteiligungsgesellschaft Schoeller Group durchgesetzt haben.
Letztere hatte Chens Unternehmen zuvor Verbindungen nach China vorgeworfen. Bei Ankündigung des Deals wies Agile Robots jedoch darauf hin, dass „weltweit führende Technologie- und Wachstumsinvestoren“ hinter der Firma stünden, darunter der japanische Tech-Investor Softbank sowie das taiwanische Unternehmen Foxconn. Zu den weiteren Geldgebern zählen unter anderem der China-Ableger des US-Startup-Investors Sequoia und der chinesische Handyhersteller Xiaomi.
Chen selbst ist in China geboren und hat dort Ingenieurwesen studiert. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten lebt er in Deutschland. Am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR promovierte der Manager in Philosophie, Mechatronik und Robotik. Dort entwickelte er zunächst eine menschenähnliche Roboterhand, die er mit der von ihm und dem Robotikforscher Peter Meusel gegründeten Firma Wessling Robotics vermarktete. Später gründeten die beiden Forscher Agile Robots. Die Firma übernahm Wessling Robotics im Jahr 2023.
Agile Robots verfügt heute über Produktionsstätten in Deutschland, Indien und China und beschäftigt insgesamt mehr als 2.300 Mitarbeitende.