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Aktionärsaufstand an der Glenstrata-Premiere

dz - Die beiden Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata haben schon mit ihrer ersten Generalversammlung als fusioniertes Unternehmen Geschichte geschrieben. Kein einziger der fünf für den Verwaltungsrat vorgeschlagenen Xstrata-Vertreter schaffte am...

Aktionärsaufstand an der Glenstrata-Premiere

dz – Die beiden Rohstoffkonzerne Glencore und Xstrata haben schon mit ihrer ersten Generalversammlung als fusioniertes Unternehmen Geschichte geschrieben. Kein einziger der fünf für den Verwaltungsrat vorgeschlagenen Xstrata-Vertreter schaffte am gestrigen Aktionärstreffen in Zug die Wahl. Prominentestes Opfer war der frühere Xstrata-Präsident und Banker Sir John Bond, der im Fusionsunternehmen wiederum als unabhängiger Präsident vorgesehen war. Der 71-Jährige erhielt nur gerade 19% der abgegeben Stimmen, vier Fünftel votierten gegen ihn. Zu den wenigen Aktionären, die dem Briten die Stimme gaben, gehörte der Glencore-Chef Ivan Glasenberg, der selber rund 8% aller Aktien besitzt und sich unter den Fusionsbedingungen verpflichtet hatte, den Xstrata-Vertretern seine Stimme zu geben. Offensichtlich haben andere Glencore-Manager ihre Freiheit genutzt und ebenfalls gegen die Xstrata-Leute gestimmt. Die Manager und das Personal von Glencore halten insgesamt rund 40% aller 13 Millionen Glenstrata-Aktien. Vertreten waren an der Generalversammlung etwa zwei Drittel des Kapitals.Der Umstand, dass selbst Glencore-Manager gegen ihren Fusionspartner stimmten ist ein klares Signal an die Aktionäre, die sich im großen Gezerre um die Bedingungen des Zusammenschlusses mehr als ziemlich blöd vorkommen mussten. Den Höhepunkt setzten Bond und seine Mitstreiter im Sommer des vergangen Jahres, als der Xstrata-Verwaltungsrat die Bedingung aufstellte, den 73 wichtigsten Managern des Konzerns müssten Halteprämien von nicht weniger als 230 Mill. Pfund ausbezahlt werden. Die unverschämte Forderung führte in der Londoner City zu wütenden Reaktionen unter wichtigen Investoren. Als junge Publikumsgesellschaft muss Glencore nun versuchen, das zerschlagene Geschirr wieder zu kitten. Einfach wird das nicht. Der Riesenkonzern steht jetzt mit einem geradezu lächerlich kleinen Verwaltungsrat bestehend aus vier Personen da. Präsident ist der ehemalige BP-Chef Tony Hayward, der während der Ölkatastrophe im mexikanischen Golf zurücktreten musste und dem Image von Glencore nicht unbedingt hilfreich ist. Hayward hat deshalb bereits angekündigt, dass er für das Amt nur so lange zur Verfügung stehe, bis ein anderer gefunden sei. In der Auswahl der neuen Kandidaten für den Verwaltungsrat will sich Glenstrata nun brav mit unabhängigen Aktionären absprechen.