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Albig lobbyiert für Philip Morris

Er ist zurück in Berlin. Für die deutsche Tochter des Tabakkonzerns Philip Morris soll der frühere Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, Torsten Albig, politisch die Fäden ziehen.

Albig lobbyiert für Philip Morris

Albig lobbyiert für Philip Morris

wf Berlin

Torsten Albig (60) ist Cheflobbyist der deutschen Philip Morris geworden. Der Sozialdemokrat und frühere Ministerpräsident Schleswig-Holsteins hat zum 1. September seine Tätigkeit als Director External Affairs und Geschäftsführer der Philip Morris GmbH in Gräflingen bei München aufgenommen. In der neuen Aufgabe wolle er die Transformation von Philip Morris zu einem Technologieunternehmen vorantreiben, schrieb er auf dem Netzwerk Linkedin. Der global agierende Tabakkonzern werde in naher Zukunft "vollständig auf schadstoffreduzierte Produkte" setzen. Albig folgt Claudia Oeking (42), die als Head of Public Affairs für Deutschland zu Airbus gewechselt ist. Philip Morris will den Tabakerhitzer Iqos als rauchfreie Alternative zur Zigarette im Markt voranbringen.

Albig ist Nichtraucher. "Ich habe noch nie eine Zigarette geraucht", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Seine Eltern und Großeltern hätten indessen geraucht und unter gesundheitlichen Folgen gelitten. Albig dringt auf eine einen anderen Ansatz im Umgang mit Rauchen und mehr Informationskampagnen. In Italien und Japan seien etwa die Marktanteile schadstoffreduzierter Produkte höher als in Deutschland.

Aus der Politik in die Wirtschaft war der Sozialdemokrat 2017 gewechselt, als in Schleswig-Holstein die Wahl verloren wurde. Knapp vier Jahre war er danach Repräsentant von Deutscher Post und DHL in Brüssel, dann ein Jahr Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Postdienstleister. Im Oktober 2021 gründete er auch seine eigene Beratungsgesellschaft. In Kiel war Albig, bevor er Ministerpräsident wurde, drei Jahre Oberbürgermeister gewesen. Seine Erfahrungen reichen weit in die Finanzpolitik. Der Jurist startete 1992 in der Finanzverwaltung und arbeitete von 1996 an zwei Jahre für den SPD-Parteivorstand. Als Rot-Grün 1998 an die Macht kam und Parteivorsitzender Oskar Lafontaine (damals SPD) Bundesfinanzminister wurde, wechselte Albig als dessen Sprecher ins Ministerium. Er blieb bei Hans Eichel (SPD), der ihn kurz darauf übernahm. Albig war immer mehr als ein Sprecher, brachte sich etwa bei den damaligen Steuerreformen ein. Nach einem gut einjährigen Ausflug zur Dresdner Bank als Konzernsprecher wurde Albig 2002 Stadtkämmerer in Kiel, um dann 2006 als Sprecher von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) nach Berlin zurückzukehren. Als Abteilungsleiter Kommunikation verließ er das Ministerium im Juni 2009, als das Oberbürgermeisteramt in Kiel rief.

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