Neuordnung

Alessandro Benetton hat das Zepter fest in der Hand

Alessandro Benetton ordnet die Interessen der Familie neu. Mit der geplanten Übernahme des bereits zu 33% kontrollierten Infrastrukturkonzerns Atlantia setzt er ein erstes, starkes Zeichen.

Alessandro Benetton hat das Zepter fest in der Hand

Von Gerhard Bläske, Mailand

Es ist erst wenige Monate her, dass Alessandro Benetton (58) bei einer außerordentlichen Hauptversammlung zum neuen Präsidenten der Familienholding Edizione ernannt worden ist. Nun hat der Vertreter der zweiten Generation der Familie, die einst mit ihren bunten Strickpullovern den Grundstein für ihr Milliardenvermögen gelegt hatte, gezeigt, dass er das Heft des Handelns in die Hand genommen hat. Der Sohn von Luciano Benetton (86), einst kreativer Kopf der Familie, war der Hauptinitiator der geplanten Übernahme des Infrastrukturkonzerns Atlantia, den die Benettons bereits zu 33 % kontrollieren. Ziel ist es, Atlantia von der Börse zu nehmen und dadurch vor feindlichen Übernahmen zu schützen.

Alessandro, ein passionierter Skifahrer, der sich kürzlich von seiner Ehefrau, der dreifachen Ski-Olympiasiegerin Deborah Compagnoni, getrennt hat und Vater von drei Kindern ist, soll bereits seit einem Jahr über diese Konstruktion nachgedacht haben. Nun musste er schnell handeln. Denn der spanische Bauunternehmer Florentino Perez plante oder plant zusammen mit den Fonds Gip und Brookfield seinerseits eine Übernahme von Atlantia.

Die Familie aus vier Zweigen – die Nachkommen der Geschwister Luciano, Gilberto, Carlo und Giuliano – erweist sich als schnell handlungsfähig. Das war in den schwierigen vergangenen Jahren nach dem Einsturz der Autobahnbrücke von Genua, bei dem 43 Menschen zu Tode kamen, nicht immer so. Die Brücke gehörte zum Autobahnnetz der Atlantia-Tochter Autostrade per l’Italia (Aspi), die wegen der mangelnden Wartung des Bauwerks zumindest mitschuldig war an dem Einsturz.

Das hatte auch die Familie in die Krise gestürzt. Doch nach dem nun vollzogenen Generationswechsel und dem vor allem auf politischen Druck erfolgten Verkauf von Aspi, der 8 Mrd. Euro in die Kasse spült, ist die Familie wieder handlungsfähig. Atlantia, der Autobahnrastnetzbetreiber Autogrill und die Benetton Group werden offenbar als Core Business betrachtet.

Anderes, wie die Beteiligungen an Hochtief (16 %), Generali und Mediobanca sowie diverse weitere Beteiligungen womöglich nicht. Das wird die Zukunft zeigen.

Bei Atlantia hat Alessandro Benetton, der einen Bachelor of Science in Business Administration der Universität Boston und einen MBA aus Harvard hat und seine berufliche Karriere bei Goldman Sachs startete, die Weichen schon mal neu gestellt: mit der Übernahme der Siemens-Verkehrstechnik-Tochter Yunex und der Beteiligung am Bruchsaler Flugtaxi-Produzenten Volocopter.

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