Breite Front gegen Rabe als Adidas-Aufsichtsratschef
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe droht bei seiner bevorstehenden Wiederwahl in den Adidas-Aufsichtsrat heftiger Gegenwind. Der einflussreiche Aktionärsberater ISS und die Fondsgesellschaften Union Investment und Allianz Global Investors (AllianzGI) haben angekündigt, den Aufsichtsratschef des Sportartikelkonzerns am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Fürth nicht noch einmal in das Gremium zu wählen. Zu den seit längerem bestehenden Bedenken wegen Ämterhäufung kommt nun der Vorwurf, dass Rabe sich als Vorsitzender des Nominierungsausschusses weder rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert noch für mehr Frauen im Aufsichtsrat gesorgt habe.
Der 59-Jährige steht seit 2020 an der Spitze des Gremiums. Er hatte eigentlich für dieses Jahr seinen Rückzug bei Adidas angekündigt, zumal er sich Ende 2026 aus dem Berufsleben zurückziehen will. Bei seiner Wahl im vergangenen Jahr hatte er nur 69% der Aktionärsstimmen bekommen. Nun tritt Rabe am Donnerstag aber für ein weiteres Jahr an. Für die Bestätigung reicht eine einfache Mehrheit.
Nachfolgesuche zieht sich
Schon 2024 hatte Adidas um eine Verlängerung des Mandats von Rabe um ein Jahr gebeten, um Zeit zur Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef zu haben. „Seither hat das Unternehmen jedoch weder einen Kandidaten vorgestellt noch eine überzeugende Nachfolgeplanung vorgelegt“, konstatierte AllianzGI. Rabes drei Posten bei Bertelsmann, RTL – jeweils als Vorstandschef – und bei Adidas seien ohnehin zu viel. Corporate-Governance-Expertin Vanda Rothacker von Union Investment sagte: „Wir stimmen erneut gegen die Wiederwahl von Herrn Rabe wegen Ämterhäufung und unzureichender Nachfolgeplanung.“
In einem Brief an die Aktionäre schreibt Rabe, eine geordnete Übergabe erfordere „intensive Vorbereitungen und Austausch. Das weitere Jahr gibt uns die erforderliche zusätzliche Zeit, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten – im Sinne der kurzfristigen Kontinuität und des langfristigen Erfolgs des Unternehmens“. Daher bitte er um seine Wiederwahl. „Diese Entscheidung haben wir uns nicht einfach gemacht. Aber wir glauben, dass es die richtige Entscheidung für Adidas ist.“