„Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gehen Hand in Hand“
„Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gehen Hand in Hand“
„Klimaschutzmaßnahmen machen Unternehmen robuster“
wbr Frankfurt
Angela McClellan gilt als eine der prägenden Stimmen für Sustainable Finance im deutschen Finanzsektor. Die 45-Jährige leitet bei PwC Deutschland das Centre of Excellence für Sustainable Finance im Bereich Financial Services Sustainability und übersetzt dort ESG-Regulierung für Banken, Versicherer und Assetmanager. „Das war kein geradlinig vorgezeichnetes Berufsbild, aber das Thema Nachhaltigkeit lag mir schon im Politologiestudium am Herzen.“ Sie habe es früh interessiert, wie unterschiedliche Sektoren und Stakeholder aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten können. „Viele Probleme unserer Zeit lassen sich nur sektorübergreifend lösen“, sagt McClellan, die in Berlin arbeitet.
Start beim NGO Transparency International
McClellan hat an der FU Berlin Politikwissenschaft studiert und sich früh mit Fragen guter Governance beschäftigt. Zudem erwarb sie einen MBA an der European School for Management and Technology (ESMT). Ihre berufliche Laufbahn startet 2006 beim NGO Transparency International, wo sie bis 2018 für G20-Finanzmarktreformen und Governance-Themen verantwortlich war.
2018 wechselte sie als Geschäftsführerin zum Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), einem Verband, der unter anderem die Debatte um nachhaltige Investmentstandards prägte. Von 2019 bis 2021 war sie zudem Mitglied im Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung.
Näher in die Umsetzung gehen
Der Sprung zu PwC Deutschland war ein bewusster Schritt in die Umsetzungsberatung. „Mein Wechsel zu einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wirkte vielleicht erst ungewöhnlich. Für mich war es ein logischer Schritt. Ich wollte bei den Regulierungsthemen, mit denen ich mich beschäftige, näher in die Umsetzung gehen“, sagt McClellan.
PwC Deutschland beschäftigt über 15.000 Mitarbeitende; davon rund 750 in der Nachhaltigkeitsberatung. Innerhalb dieses Rahmens ist McClellan eine der zentralen Ansprechpartnerinnen für Sustainable Finance im Finanzsektor-Team – formal als Director mit inhaltlicher Verantwortung, aber nicht selbst in der Beratung tätig.
Ihr Arbeitsalltag ist stark von Regulierung und deren Folgen für den Markt geprägt. „Eine meiner Aufgaben ist, aktuelle Entwicklungen wie neue EU-Regulierung oder Biodiversitätsthemen aufzubereiten und in konkrete Lösungen zu übersetzen.“ Dabei geht es um Offenlegungspflichten nach SFDR, EU-Taxonomie oder die Rolle von ESG-Ratings.
Biodiversität in den Fokus rücken
Zugleich rückt McClellan Schwerpunkte wie Biodiversität in den Fokus der Kunden. „Am Beispiel Biodiversität kann man zeigen, dass sich Natur- und Klimaschutz betriebswirtschaftlich rechnen kann“, sagt sie. In Projekten betrachtet sie beispielsweise Maßnahmen an Immobilien, die ökologische Effekte mit wirtschaftlichen Vorteilen verbinden. „Aus meiner Sicht gehen Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand. Viele Klimaschutzmaßnahmen machen Unternehmen auf Dauer robuster.“
Ein Dauerthema in McClellans Arbeit ist die Qualität von Nachhaltigkeitsdaten. Für Banken und andere Finanzinstitute seien sie Grundlage für die Bewertung von Klima- und Umweltrisiken. „Bei aller notwendigen Vereinfachung durch Omnibus gilt: Für ein verlässliches Risikomanagement, welches die steigenden Klima- und Umweltrisiken umfasst, braucht der Finanzsektor qualitativ hochwertige Nachhaltigkeitsdaten seiner Geschäftspartner. Wenn diese standardisiert zur Verfügung stehen, verringert sich der Aufwand durch andernfalls nötige bilaterale Abfragen.“
