Deutscher Staatsfonds

Anja Mikus kann das Generationenkapital mehren

Ihre Aufgabe ist auch politisch. Kenfo-Chefin Anja Mikus soll nicht nur das Generationenkapital für die gesetzliche Rente mehren, sondern auch die Kritiker der Kapitaldeckung überzeugen.

Anja Mikus kann das Generationenkapital mehren

Anja Mikus kann das Generationenkapital mehren

Von Angela Wefers, Berlin

Andere Länder haben damit schon vor Jahrzehnten begonnen und ernten heute die Früchte: aus der Kapitaldeckung der staatlichen Altersvorsorge. Nun wird auch Deutschland mit dem „Generationenkapital“ die Kapitaldeckung in die gesetzliche Rentenversicherung einführen. Bis 2036 soll das Generationenkapital auf 200 Mrd. Euro wachsen, eingezahlt in Jahrestranchen von durchschnittlich 10 Mrd. Euro.

An der Spitze des Fonds, der diese Mittel verwalten wird, steht Anja Mikus. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet sie in der Investmentbranche und führt – seit dessen Start im Juni 2017 – den Kenfo, den Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung, als Vorstandsvorsitzende und Chief Investment Officer (CIO).

Rund 24 Mrd. Euro hat der Kenfo seit Gründung angelegt. Damit hatten sich die Kernkraftwerksbetreiber von den Altlasten freigekauft, die nun der Staat beseitigt. Dieser erste deutsche Staatsfonds soll auch das Generationenkapital anlegen. „Es ist ein Privileg und eine schöne Auszeichnung unserer bisherigen Arbeit beim Kenfo“, sagt Mikus.

Noch steckt das Gesetz im Stadium eines Referentenentwurfs, soll aber zügig vorankommen. „Das Generationenkapital kann dieses Kompetenzzentrum effizient nutzen“, stellt Mikus fest. Gerade durch die Bündelung der Kompetenzen können „Skaleneffekte“ gehoben und Parallelstrukturen vermieden werden. Personal müsse nur in Teilbereichen mit zeitintensiven zusätzlichen Anforderungen aufgebaut werden.

Unsere Aufgabe betrifft langfristige Investitionen.

Anja Mikus

Auf Mikus wartet mit dem Generationenkapital auch eine politische Aufgabe. Der Kenfo stand bisher kaum im politischen Interesse. Die Aufmerksamkeit stieg nur kurz, als eine NGO die Nachhaltigkeitsstrategie angriff oder als im schweren Börsenjahr 2022 die Rendite zeitweilig einbrach. Bei der Rente aber wird es emotional. Zwar sieht auch die Wissenschaft die Kapitaldeckung durchweg als essenziell für eine tragfähige Finanzierung der Altersvorsorge, doch Kritikern sind Börsen mit Kursschwankungen suspekt. Zocken mit der Rente, lautet der Vorwurf.

Normalität von Aufs und Abs

„Ich habe den Eindruck, dass die Kritiker mit den Kapitalmärkten und langfristigen Ansparprozessen weniger vertraut sind“, urteilt Mikus dazu milde. „Unsere Aufgabe betrifft langfristige Investitionen.“ Dazu werde ein international breit gestreutes, ausgewogenes Portfolio aufgebaut. „Nur so können systematisch die notwendigen Renditen über viele Jahre erwirtschaftet werden“, konstatiert sie. „Das hat mit Spekulation oder Zocken nichts zu tun.“

Die Volatilität der Kapitalmärkte stellt sie dabei nicht in Abrede: „Selbstverständlich gibt es die Aufs und Abs an den Börsen.“ Unter Schwankungen müsse ein auskömmlicher Ertrag erwirtschaftet werden. Um erfolgreich zu investieren, müssten eben auch Abschwungphasen ausgehalten werden. „Sie bieten gleichzeitig Chancen, bessere Kurse für weitere Investments zu nutzen.“ Viele andere Länder hätten das so gemacht. Sie nennt Schweden oder Norwegen als Beispiel, die seit Auflage mit ihren Investments in Landeswährung im Durchschnitt 7 bis 8% pro Jahr für ihre Rentensysteme verdient haben.

Erfahrung im In- und Ausland

Ihr Handwerk beherrscht die 65-jährige Mikus. Die Diplom-Kauffrau startete in der Finanzplanung und Bilanzierung, bevor sie von 1988 an bei der Allianz von der Analystin zur Geschäftsführerin der Allianz Kapitalanlagegesellschaft und in die Geschäftsführung der Allianz Pimco Asset Management in München aufstieg. Von 2001 an war sie Geschäftsführerin der Union Investment Privatfonds GmbH. Als Segmentleiterin verantwortete sie Portfoliomanagement und Anlagestrategie in Frankfurt. Von 2014 an arbeitete sie als CIO & Partnerin bei Arabesque Asset Management Ltd. in London und Frankfurt.

Nun ist Berlin der Standort der gebürtigen Kasselanerin – im Westteil nahe des Zoos. Familie und Beruf hat sie all die Jahre vereinbart. Mikus ist seit fast 35 Jahren verheiratet und Mutter eines erwachsenen Sohns. Neben der Wohnung in Berlin hat sie ihr Standbein im Taunus. Dem Fonds bleibt sie bis nach der Bundestagswahl 2025 erhalten.

Anja Mikus stieg beruflich in der Fondsbranche auf: erst im Konzern der Allianz, dann bei Union Investment, später bei Arabesque. Heute führt sie den Staatsfonds Kenfo.

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