Raumfahrt

Ariane als Alternative zu Space X

David Cavaillolès leitet seit Januar Arianespace und treibt die europäische Raumfahrt mit der Ariane 6 voran, um unabhängigen Zugang zum All zu sichern.

Ariane als Alternative zu Space X

Ariane als Alternative zu Space X

Von Gesche Wüpper, Paris

Es sei kein Zufall, dass er in der Raumfahrtindustrie gelandet sei, sagte David Cavaillolès einmal. Als Kind hätten ihn seine Eltern oft in das Wissenschaftszentrum Cité des Sciences in Paris mitgenommen und er sei schon damals von neuen Technologien fasziniert gewesen. Diese Begeisterung kommt dem Manager nun zugute. Als Nachfolger von Stéphane Israël steht der 36-Jährige seit Januar an der Spitze von Arianespace, einer Tochter der ArianeGroup. Das Verhältnis seines Unternehmens zu dem Raketenbauer sei vergleichbar zu dem von Fluggesellschaften wie Air France oder Lufthansa zu Airbus, erklärt er. Denn Arianespace betreibe die Flüge mit den von ArianeGroup gebauten Raketen.

Unabhängiger Zugang

Stand die europäische Raumfahrtindustrie zuletzt lange im Schatten von Space X, scheint die zweite Amtszeit von US-Präsident Donald Trump und die Rolle seines Beraters Elon Musk inzwischen die Vorzeichen zu verändern. „Viele Kunden drängen inzwischen darauf, Alternativen zu Space X zu haben“, berichtet Cavaillolès im Gespräch mit Journalisten. ArianeGroup-Chef Martin Sion, der an diesem Morgen in den Büros des Konzerns im Pariser Geschäftsviertel La Défense neben ihm sitzt, nickt bestätigend. „Das geopolitische Umfeld stärkt die Art, wie Frankreich und Europa den Zugang zum All definieren“, sagt der 56-Jährige. Denn es mache deutlich, wie wichtig ein unabhängiger, autonomer Zugang zum All sei.

Nach dem Erstflug der neuen Trägerrakete Ariane 6 im vergangenen Jahr will ArianeGroup nun Fahrt aufnehmen. Sowohl 2025 als auch 2026 sind für jeweils fünf Starts geplant, und danach soll schnell eine jährliche Frequenz von neun oder zehn Starts erreicht werden. Die dafür notwendige Produktionssteigerung laufe gut, erklärt Sion, der vor seinem Wechsel zu dem Raketenbauer 2023 in verschiedenen Führungspositionen für den beim Triebwerkskonzern Safran tätig war. Dennoch sei es für die Belegschaft des Konzerns eine Herausforderung, da an dem Ariane 6-Programm 13 Länder beteiligt seien. „Sie haben sicher auch schon von den Schwierigkeiten der Luftfahrtindustrie bei der Produktionshochfuhr gehört“, sagt er.

ArianeGroup-Chef Martin Sion. Foto: Aurelie Lamachere / Safran

„Wir haben rund 30 Ariane-6-Starts verkauft“, berichtet Cavaillolès. Es gebe eine steigende Nachfrage, erklärt er, der 2019 bis 2025 für Capgemini tätig war. So hätten jetzt auch mehrere europäische Länder wie Deutschland Pläne für eine militärische Satellitenkonstellation verkündet. „Aber es muss sich noch zeigen, wie sich diese konkretisieren.“ Europa selber plant mit Iris 2 ebenfalls eine eigene Satellitenkonstellation. Sie dürfte nicht vor 2030 einsatzbereit sein. Dennoch stellt sich bereits jetzt die Frage, wer die rund 300 Satelliten dafür ins All bringen wird.

Trotz der steigenden Nachfrage könnte der Raketenbetreiber selbst bei deutlich mehr Aufträgen nicht einfach so mehr Flüge mit der Ariane 6 pro Jahr durchführen. „Heute sind wir auf neun bis zehn pro Jahr limitiert“, sagt ArianeGroup-Chef Sion. Wenn die Produktionskapazitäten ausgebaut werden sollten, müssten entsprechende Investitionsentscheidungen getroffen werden. All das dürfte mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Um für die steigende Zahl an Raketenstarts gerüstet zu sein, müssten zudem die Kapazitäten des europäischen Weltraumbahnhofs in Kourou in Französisch-Guyana erweitert werden.

Wiederverwendbare Rakete

Die europäischen Staaten könnten auch entscheiden, die Zahl der für sie mit der Ariane 6 durchgeführten Flüge zu erhöhen, sagt Sion. Beim Ministerratstreffen der ESA-Mitgliedsstaaten soll auch beschlossen werden, welche Programme in den nächsten drei Jahren mit viel Geld gefördert werden sollen. Im nächsten Jahr dann soll die neue Maia-Rakete zu ihrem Jungfernflug starten. Die erste wiederverwendbare Rakete Europas wird von MaiaSpace entwickelt, einem Tochterunternehmen von ArianeGroup.

„Wiederverwendbare Raketen sind dann interessant, wenn man sehr viele Raketenstarts hat“, erklärt Sion und verweist auf die vielen Starts, die jetzt nötig sind, um die Satelliten für Konstellationen wie Kuyper von Amazon oder Starlink in den Weltraum zu bringen. Als das Ariane 6-Programm 2014 lanciert worden sei, habe keiner die Notwendigkeit solcher Konstellationen geahnt.

Das hat sich geändert. Genau wie das Interesse an der Raumfahrt. „Ich habe das Gefühl, dass jetzt eine neue Generation von Ingenieuren kommt, die sich dafür interessieren“, sagt Ariane-Space-Chef Cavaillolès.

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