Monte-dei-Paschi-Chef

Bankchef Lovaglio auf dem Karrieregipfel

Andere sind mit 70 längst in Rente. Luigi Lovaglio, CEO der Monte dei Paschi, steht dagegen am Höhepunkt seiner Karriere und hat noch lange nicht genug.

Bankchef Lovaglio auf dem Karrieregipfel

MPS-Chef Luigi Lovaglio auf dem Karrieregipfel

bl Mailand

Andere sind mit 70 Jahren längst in Rente. Luigi Lovaglio, CEO der italienischen Monte dei Paschi, dagegen steht am Höhepunkt einer langen Karriere, die noch nicht vorbei ist. Nach einem mehr als 40-jährigen Berufsleben, das er überwiegend bei Unicredit und teilweise im Ausland verbracht hat, erlebt Lovaglio mit der Übernahme der Investmentbank Mediobanca den größten Triumph seiner Karriere. Er steht jetzt an der Spitze der drittgrößten Bank Italiens. Und mit der Mediobanca-Beteiligung von 13,2% an der Generali hat er zudem Zugriff auf einen der größten Versicherungskonzerne der Welt – zusammen mit seinen Aktionären Francesco Caltagirone und der Holding Delfin der Familie Del Vecchio.

Der Mann aus dem süditalienischen Potenza, der in Bologna Wirtschaft studiert hat, gilt als einer der besten Banker Italiens, war aber lange wenig bekannt. Er stand an der Spitze der bulgarischen Bulbank, die ebenso wie die polnische Bank Pekao lange zu Unicredit gehörte. 14 Jahre war er Pekao-CEO, die er zu einem der erfolgreichsten Institute des Landes machte. Dann verkaufte der damalige Chief Executive Officer Jean-Pierre Mustier die Bank.

Lovaglio kehrte nach Italien zurück. Er rettete die Regionalbank Creval, die heute zu Crédit Agricole gehört. Damit erregte er Aufmerksamkeit. Premierminister Mario Draghi machte ihn 2022 zum CEO der Krisenbank Monte dei Paschi die Siena (MPS). Da lieferte Lovaglio, der in den Medien auch „Eiserner Schnurrbart“ genannt wird, ebenso. Mit viel Mühe zog er eine Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro durch, bei der Rom, dem Staatsanteil gemäß, mit 1,6 Mrd. Euro dabei war. Das war die Voraussetzung, dass er 4.000 Stellen abbauen und die Bank sanieren konnte. Schon für 2023 wies die MPS, die durch Übernahmen in Schieflage geraten war und 2017 vom Staat mit 5,4 Mrd. Euro gerettet werden musste, nach vielen Verlustjahren wieder einen Gewinn aus.

Für Lovaglio war das der Ausgangspunkt für einen neuen Strategieplan. Anders als erwartet, wurde die Monte dei Paschi nicht zum Gejagten, sondern zum Jäger. Nachdem sich die Bank jahrelang von Aktivitäten trennen musste, um Auflagen der EZB zu erfüllen, schlug Lovaglio nur wenige Tage nach dem Ende der Auflagen zu und lancierte ein Übernahmeangebot für die Mediobanca.

Obwohl der Markt zunächst klar aufseiten des sehr gut verdrahteten Mediobanca-CEOs Alberto Nagel war, konnte Lovaglio die Marktteilnehmer überzeugen. Er erhielt mehr als 62% Zustimmung und dürfte in einer Nachfrist auf über 80% kommen. Damit kann er nicht nur Steuergutschriften (DTA) von 2,9 Mrd. Euro nutzen, sondern die Mediobanca auch voll integrieren.

Ohne die Hilfe des Staates, der seinen Anteil auf 11,7% reduzierte, dabei aber dafür sorgte, dass die mit Rom befreundeten Unternehmer Caltagirone und Delfin Beteiligungen erwerben konnten, hätte es Lovaglio wohl nicht geschafft. Die Regierung hat sich gegen den Mailänder Nagel und den ebenfalls Mailand zuzurechnendem Unicredit-CEO Andrea Orcel, dem sie mit strengen Auflagen den Zugriff auf die Bank BPM verwehrte, durchgesetzt. Lovaglio stört das kaum. Er schließt weitere Akquisitionen nicht aus. Denkbar ist eine Kombination mit der BPM, die 9% der MPS-Anteile hält.

Von Gerhard Bläske, Mailand