BBVA-Chef Torres steht nach gescheiterter Übernahme unter Druck
BBVA-Chef Torres steht nach gescheiterter Übernahme unter Druck
BBVA-Chef sieht für Rücktritt keinen Grund
ths Madrid
In einer internen Mitteilung hat der Vorsitzende von BBVA, Carlos Torres, am Montag den 126.000 Mitarbeitern von Spaniens zweitgrößter Bank für deren Einsatz während der 17 Monate des gescheiterten Übernahmeversuchs der Banco Sabadell gedankt. „Wir stehen mit Gelassenheit und Ernsthaftigkeit dazu, dass wir in jedem Moment das taten, was wir zu tun hatten“, heißt es in der Mail. Das Kapitel Sabadell sei nun abgeschlossen, nachdem am Ende gerade einmal 25% der Aktionäre dem feindlichen Angebot von BBVA zugestimmt hatten.
Es hagelt Kritik
Torres und sein CEO Onur Genç wurden auf einer Pressekonferenz und in Interviews nach persönlichen Konsequenzen gefragt. Der Vorsitzende schloss jedoch einen Rücktritt kategorisch aus. „Mein Verbleib war nicht an den Ausgang dieser Operation geknüpft“, betonte der 59-Jährige mehrfach. Doch gab es reichlich Kritik an der Strategie, die in einem unerwartet deutlichen Fehlschlag endete. Schon vor fünf Jahren hatte Torres vergeblich die Finger nach der viertgrößten Bank des Landes ausgestreckt. Das feindliche Angebot im Mai 2024 erfolgte mitten in der Schlussphase des Wahlkampfes in Katalonien. Fast alle Parteien wiesen eine Übernahme der traditionsreichen Bank aus Sabadell in der Nähe von Barcelona zurück.
Politisch aufgeladen
Der Prozess war von Beginn an politisiert und emotional von katalanischen Identitätsempfindungen geprägt. Torres ließ sich von den politischen Hürden, wie den hohen Auflagen der spanischen Regierung, aber nicht vom Kurs abbringen. Analysten sehen einen weiteren Fehler in der Nachbesserung des Kaufangebots auf den letzten Metern Anfang September. Diese fiel mit 10% nicht nur viel zu niedrig aus, um die Aktionäre von Sabadell zu überzeugen. Torres verlor auch seine Glaubwürdigkeit, da er einen höheren Preis monatelang radikal abgelehnt hatte. Dadurch nahmen ihm die Anleger wohl auch nicht ab, dass es kein zweites Angebot geben würde, sollte BBVA im ersten Versuch die Kontrollmehrheit verfehlen. Das war letztlich ausschlaggebend.
Fusionserfahren
Der Banker mit einem Abschluss als Ingenieur beim MIT hat reichlich Erfahrung mit Übernahmen. Nach einer Zeit bei McKinsey war er Direktor für Strategie beim spanischen Stromkonzern Endesa, als dieser sich gegen eine Übernahme durch den Konkurrenten Gas Natural wehrte, ein Prozess bei dem auch Eon ins Spiel kam und der letztlich von der italienischen Enel gewonnen wurde.
Torres beteuert, dass er die volle Unterstützung des Aufsichtsrats von BBVA, dessen Vorsitz er nach dem spanischen Modell innehat, hinter sich weiß. In den letzten Jahren fanden in dem Gremium mehrere Wechsel statt, die den Vorsitzenden begünstigen. Auf der Hauptversammlung im März wurde Torres mit 97% wiedergewählt, und die Aktionäre stimmten ebenfalls für das Übernahmeangebot für Sabadell.
Schwieriges Umfeld
Nun verspürt Torres kein Interesse mehr für Übernahmen und Fusionen, weder in Spanien noch auf europäischer Ebene. Die Rahmenbedingungen für grenzüberschreitende Operationen seien nicht attraktiv, meint der BBVA-Chef.