Jahreshauptversammlung

Bei Just Eat Takeaway ist Druck im Kessel

Aktionäre des Essensdienstes Just Eat Takeaway machen Front gegen CFO Brent Wissink. Sie lehnen eine Wiederbestellung ab. Auch Aufsichtsräte stehen in der Kritik.

Bei Just Eat Takeaway ist Druck im Kessel

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Der niederländisch-britische Essensdienst Just Eat Takeaway steht vor einer brisanten Jahreshauptversammlung. Denn unter wichtigen Anteilseignern hat sich so viel Unmut aufgestaut, dass sie die Ablösung von Finanzvorstand Brent Wissink und neue Aufsichtsräte fordern. Der aktivistische Aktionär Cat Rock Capital, der nach eigenen Angaben 6,9% der ausstehenden Papiere besitzt, lehnt eine Wiederbestellung des CFOs sowie des Großteils der Aufsichtsräte ab und appelliert an die anderen Anteilseigner, sich dieser Haltung anzuschließen. Zuvor hatte Lucerne Capital Management angekündigt, auf der Jahreshauptversammlung am 4. Mai gegen die erneute Berufung von Wissink und der sechs Kontrolleure zu stimmen.

Cat Rock wirft Vorstand und Aufsichtsrat vor, dass das Vertrauen in die Kapitalallokation und das Finanzmanagement völlig verloren gegangen sei. Durch den Rückgang des Aktienkurses um 75% in weniger als zwei Jahren müssten die Aktionäre einen massiven Wertverlust hinnehmen. Der Großteil der Wertvernichtung gehe darauf zurück, dass das Management den Anlegern vor den Abstimmungen über die Übernahme der amerikanischen Grubhub einen irreführenden Finanzausblick gegeben habe. Das habe zu zwei massiven Gewinnherabstufungen im vergangenen Jahr geführt und das Vertrauen der Anleger erschüttert.

„Just Eat Takeaway braucht einen neuen CFO, um die Glaubwürdigkeit an den Kapitalmärkten wiederherzustellen, und einen neuen Aufsichtsrat, um das Unternehmen schnell wieder auf Europa auszurichten“, sagt Alex Captain, Gründer und Managing Partner von Cat Rock Capital Management. Inzwischen hat Just Eat Takeaway angekündigt, einen teilweisen oder vollständigen Verkauf von Grubhub oder die Aufnahme eines strategischen Partners zu prüfen.

Wissink ist seit 2014 für die Finanzen von Just Eat Takeaway verantwortlich. Außerdem fallen M&A, Risikomanagement und -kontrolle, Personal und Recht, Business Intelligence und Investor Relations in sein Ressort. Zur niederländischen Takeaway kam er 2011 als COO. Er leitete die Integration der deutschen Lieferando und von Pyszne.pl. Zuvor arbeitete der 55 Jahre alte Niederländer als CFO für das Technologieunternehmen Nedstat und im Venture-Capital-Bereich.

Enthaltung bei Groen

Als Fehler in der Kapitalallokation kritisiert Cat Rock die im Juni 2020 lancierte Übernahme des schwächelnden US-Essensdienstes Grubhub. Erst kurz zuvor war Takeaway mit der britischen Just Eat fusioniert. Die Synergien mit Gruhbub seien minimal, kritisiert Cat Rock. Dieser Deal geht allerdings auch auf die Kappe von CEO und Takeaway-Gründer Jitse Groen. Zu dessen Wiederwahl kündigt Cat Rock Enthaltung an, während die von Chief Operating Officer Jörg Gerbig, Mitgründer der deutschen Tochter Lieferando, befürwortet wird.

An der Spitze des Aufsichtsrats steht der 68-jährige Adriaan Nühn, früherer CEO des US-Konsumgüterherstellers Sara Lee. Vizechefin ist Corinne Vigreux (57), Mitgründerin und Chief Marketing Officer des Herstellers von Navigationssystemen TomTom. Eine Wiederwahl der Beiden lehnt Cat Rock ebenso ab wie die der Aufsichtsratsmitglieder Jambu Palaniappan und Ron Teerlink. Lediglich David Fisher und Lloyd Frink sollen weitermachen. Gwyn Burr verlässt das Gremium.

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