Konsumgüterindustrie

Beiersdorf überrascht mit Chefwechsel

Nach gut zwei Jahren an der Spitze von Beiersdorf gibt Stefan De Loecker den Posten des Vorstandschefs beim Hamburger Konsumgüterkonzern auf. Wie das im März aus dem Dax abgestiegene Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte, wird...

Beiersdorf überrascht mit Chefwechsel

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Nach gut zwei Jahren an der Spitze von Beiersdorf gibt Stefan De Loecker den Posten des Vorstandschefs beim Hamburger Konsumgüterkonzern auf. Wie das im März aus dem Dax abgestiegene Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte, wird Vincent Warnery am 1. Mai den Vorstandsvorsitz übernehmen. Der 52 Jahre alte Franzose gehört dem Vorstand seit Februar 2017 an und ist verantwortlich für den Geschäftsbereich Pharmacy & Selective mit den Marken Eucerin, Hansaplast und La Prairie sowie für das Nordamerikageschäft. Der Vertrag von Warnery, der seine gesamte berufliche Laufbahn in der Gesundheits- und Kosmetikindustrie absolvierte und zu dessen Stationen ab 1991 Procter & Gamble, L’Oréal sowie Sanofi gehörten, wurde den Angaben zufolge um fünf Jahre bis zum 31. Januar 2027 verlängert.

Der Wechsel an der Vorstandsspitze kommt überraschend, auch weil zuletzt Spekulationen über ein Ausscheiden Warnerys zirkulierten. Einen Grund für die Ablösung De Loeckers, der nach Angaben aus dem Unternehmen am Mittwoch noch Details der Geschäftsentwicklung im ersten Quartal erläutern und zum 30. Juni „einvernehmlich“ aus dem Vorstand ausscheiden wird, gab Beiersdorf nicht bekannt. Der Aufsichtsrat hatte den in Siegen geborenen Belgier erst Mitte Oktober 2018 mit Wirkung zum 1. Januar 2019 zum Nachfolger des seit 2012 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Stefan Heidenreich bestellt.

Zu wenig Tempo

Nach Informationen der Börsen-Zeitung sollen Differenzen mit dem Aufsichtsrat des familiendominierten Unternehmens über die Umsetzung der „Care+“-Strategie De Loecker zur Aufgabe veranlasst haben. Dabei steht die Strategie selbst, die der Vorstandsvorsitzende Ende Februar 2019 kurz nach seinem Antritt vorgestellt hatte, offenbar nicht in Frage. „Care+ hat alle überzeugt“, ließ sich Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath in der Mitteilung zitieren. Doch mit der Geschwindigkeit der Umsetzung war man offenbar nicht zufrieden.

Der Konzern, der mit einem um gut 11% gesunkenen Aktienkurs im vergangenen Jahr zu den größten Verlierern im Dax gehörte, hatte nach einem 2020 verbuchten Um­satz- und Gewinnrückgang infolge der Corona-Pandemie Finanzziele bis 2023 zurückgezogen. Im Februar war bekannt geworden, dass der Hautpflegespezialist in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 300 Mill. Euro für Nachhaltigkeitsprojekte, eine beschleunigte Digitalisierung sowie die Erschließung von Wachstumsmärkten investieren will.

Aufsichtsratschef Pöllath sagte laut Mitteilung weiter, der Aufsichtsrat danke De Loecker „für seine herausragenden Erfolge über viele Jahre hinweg“. Er habe das Unternehmen „entscheidend und bleibend vorangebracht“. De Loecker war 2012 zu Beiersdorf gekommen und 2014 im Vorstand zunächst für die Region Mittlerer Osten und später auch für das Amerikageschäft verantwortlich geworden.