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Besser auf die freundliche Tour

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 19.12.2017 So sehen Gewinner aus: "Die Buwog passt hervorragend zu unserem Unternehmen: Die Wohnungsbestände ergänzen sich perfekt - in Deutschland und in Österreich," freut sich Vonovia-CEO Rolf Buch....

Besser auf die freundliche Tour

Von Walther Becker, FrankfurtSo sehen Gewinner aus: “Die Buwog passt hervorragend zu unserem Unternehmen: Die Wohnungsbestände ergänzen sich perfekt – in Deutschland und in Österreich,” freut sich Vonovia-CEO Rolf Buch. Und der Herr über künftig mehr als 400 000 Wohnungen reiht die 5,2 Mrd. Euro schwere Übernahme in Österreich in die Kette ein, die Dewag, Vitus, Gagfah, Sudewo und Conwert bilden – Letztere ebenfalls in der Alpenrepublik. Der 52-Jährige und sein CFO Dr. Stefan Kirsten (56) sind Wiederholungstäter am M & A- und Finanzierungsmarkt. Schon Vonovia entstand aus einer Fusion: Im Dezember 2014 kündigte die von Buch geführte Deutsche Annington an, den kleineren Rivalen Gagfah gegen Cash und Aktien zu übernehmen.So sahen Verlierer aus: Anfang 2016 war das Duo im Häuserkampf gescheitert. Damals wollte sich Vonovia die Nummer 2 unter den Vermietern hierzulande einverleiben. Doch die Deutsche Wohnen obsiegte mit der Abwehr, die in Real Estate sehr überschaubare Schar der entscheidenden Investoren zeigte Buch die kalte Schulter. Schließlich hatte er es seinerzeit auch gegen den Willen des Vorstands in Berlin versucht.Dass Vonovia noch im März des zu Ende gehenden Jahres angekündigt hatte, künftig den Fokus verstärkt auf organisches Wachstum legen zu wollen, ist auch angesichts des aktuellen Milliardendeals nicht vergessen. Buch, der das Unternehmen als Deutsche Annington 2013 an die Frankfurter Börse geführt hatte, kündigt zugleich mit der Übernahme an, dass der Konzern künftig verstärkt auch neue Wohnungen bauen wolle, statt lediglich vorhandene Bestände aufzukaufen. Denn bekanntlich hat sich die Wohnsituation in vielen Großstädten zugespitzt. Gefragte Lagen in Städten wie München, Frankfurt, Hamburg, Berlin oder auch Wien sind für Otto Normalverbraucher nur noch schwerlich bezahlbar. Nach Angaben der Bundesbank stieg das Kaufpreisniveau seit 2010 um 60 %. Auch die Mieten klettern nicht mehr nur bei neuen Verträgen, sondern auch bei alten. Buch tut nun kund, er habe die Forderungen aus der Politik nach bezahlbarem Wohnraum gehört: “Wir werden unseren Teil dazu beitragen”, kündigt er an. Über die GrenzenGleichzeitig zieht es den Dax-Konzern aus Bochum verstärkt ins Ausland. Für Vonovia bedeutet die Buwog womöglich nur einen Zwischenschritt in der Expansion nach Europa. Erst im Oktober wurde eine Kooperation mit dem französischen Wohnungsunternehmen SNI, das knapp 350 000 Bleiben im Nachbarland hält, angekündigt und auch ein späteres Zusammengehen nicht ausgeschlossen. Buch hatte damals erklärt, er wolle damit beginnen, sich außerhalb Deutschlands nach lohnenden Übernahmezielen umzuschauen: “Wir fangen jetzt mit Frankreich an und arbeiten uns dann systematisch durch Europa durch.”Dem früheren Bertelsmann-Manager, der im April 2013 zu Vonovia stieß, wurde im März der Vorstandsvertrag bis 2023 verlängert. Buch, der auf schnelle Autos steht, sieht das Wohnungsgeschäft von vier Zylindern plus Turbo angetrieben, wobei für Letzteren die “Akquisitionsmaschine” stehe. Erster Zylinder: Standardisieren, Skalieren, Digitalisieren. Zweiter: Die Bilanz, mit einer Schuldenquote von 40 bis 45 % auch nach Buwog, die es Vonovia erlaubt, auf der ganzen Klaviatur besicherter und unbesicherter Darlehen und Anleihen sowie Pfandbriefe zu spielen. Dritter Zylinder: Auswahl zukunftsträchtiger Städte und dort dann die “richtigen” Wohnungen. Und der vierte Zylinder: Extension, also zusätzliche Dienstleistungen.