Bidens neuer Fed-Vorstand wird diverser
Von Peter De Thier, Washington
Der Vorstand der US-Notenbank könnte demnächst zum ersten Mal seit Präsident Joe Bidens Amtsantritt wieder komplett sein. Nach den Bestätigungsanhörungen für den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell (68) und dessen designierte Stellvertreterin Lael Brainard, die seit 2014 dem Vorstand angehört, hat der Präsident Sarah Bloom Raskin sowie die Nationalökonomen Lisa Cook und Philip Jefferson für die verbleibenden Vakanzen im Fed-Vorstand nominiert.
Damit hat Biden sein Versprechen eingelöst, einen politischen Richtungswechsel an der bisher von Republikanern beherrschten Spitze der Notenbank durchzusetzen. Mit der Berufung der afroamerikanischen Akademiker Cook und Jefferson will er gleichzeitig dafür sorgen, dass ethnische Minderheiten im Direktorium der Zentralbank stärker vertreten sind.
Besondere Aufmerksamkeit hatte während der vergangenen Monate der Frage gegolten, wer die Nachfolge von Randal Quarles antreten würde. Er war bis Dezember einer der Vizechefs der Fed mit besonderer Zuständigkeit für die Finanzaufsicht. Quarles hatte im Herbst überraschend seinen Rückzug zum Jahresende angekündigt. Demokraten hatten dem langjährigen Investmentbanker Quarles zur Last gelegt, sich für eine Lockerung der Bankenaufsicht eingesetzt zu haben. Eine Kehrtwende wäre nun die Berufung der Juristin Bloom Raskin (60). Sie plädiert nicht nur für eine schärfere Bankenaufsicht, sondern verlangt darüber hinaus, dass sich Geldhäuser besser auf die Folgen des Klimawandels für die Finanzstabilität vorbereiten.
Der damalige US-Präsident Barack Obama hatte Bloom Raskin 2010 in den Notenbankvorstand berufen, wo sie sich vier Jahre lang mit Verbraucherschutz sowie den wirtschaftlichen Folgen der wachsenden Einkommensungleichheit befasste. Danach war sie unter Obama drei Jahre lang stellvertretende Finanzministerin und bis zur Bestätigung Janet Yellens als Finanzministerin die ranghöchste Frau in der Geschichte der Behörde.
Mit Blick auf ihre mögliche Ernennung als Nachfolgerin von Quarles schrieb die Harvard-Absolventin, dass das bestehende regulatorische Rahmenwerk zwar nicht konzipiert wurde, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Finanzsektor zu berücksichtigen. Umso mehr sollten daher aber „bestehende Aufsichtsinstanzen ihre eigenen Kompetenzen überprüfen und diese flexibel einsetzen, um die Risiken der globalen Erwärmung zu minimieren“. Bloom Raskin dürfte ebenso wie Brainard, derzeit die einzige Demokratin im Fed-Vorstand, bei republikanischen Senatoren auf Widerstand stoßen, dürfte aber wegen der knappen demokratischen Mehrheit im Senat bestätigt werden.
Vervollständigt werden soll der Notenbankvorstand durch die Wirtschaftsprofessoren Lisa Cook und Philip Jefferson. Cook, die als erste afroamerikanische Frau für den Vorstand bestätigt werden könnte, war leitende Ökonomin im Council of Economic Advisors (CEA) des früheren Präsidenten Barack Obama. Wegen ihrer Studien über die Folgen des Klimawandels für die Wirtschaft und Finanzstabilität wurde ihre Ernennung von Umweltorganisationen begrüßt. Spezialisiert hat sich Cook auch auf die ökonomischen Auswirkungen von Rassendiskriminierung in den USA.
Jefferson, der früher als Volkswirt bei der Fed tätig war, ist Professor an der Davidson-Universität in North Carolina. Seine Forschung befasst sich unter anderem mit der Bedeutung und Effektivität einer akademischen Ausbildung im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.