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Bombardier-Chef Alain Bellemare verschafft sich Luft

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 18.10.2017 Es sei die richtige Partnerschaft für Bombardier, schwärmte er während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Die C-Series könne nun mit Airbus als neuem Partner endlich ihr volles...

Bombardier-Chef Alain Bellemare verschafft sich Luft

Von Gesche Wüpper, ParisEs sei die richtige Partnerschaft für Bombardier, schwärmte er während einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Die C-Series könne nun mit Airbus als neuem Partner endlich ihr volles Potenzial entfalten. “Es ist eine Win-win-Situation für beide Seiten”, sagte Alain Bellemare. Der 56-Jährige steht seit zweieinhalb Jahren an der Spitze von Bombardier – als dritter Firmenchef, der nicht der Familie Beaudoin entstammt, die den 1942 gegründeten kanadischen Konzern kontrolliert.Bellemare verschafft der Einstieg von Airbus wieder Luft, den Konzern wieder auf den richtigen Kurs zu bringen. Seit er Anfang 2015 sein Amt angetreten hat, verordnet er dem Transportunternehmen ein fünfjähriges Restrukturierungsprogramm. Er kürzte tausende Stellen, kappte die Dividenden und fuhr einen strengen Sparkurs. Die Flugzeugbausparte, die Bombardier finanziell ins Trudeln brachte, dürfte dieses Jahr erneut einen Verlust von 400 Mill. Dollar einfliegen. Sie soll 2020 schwarze Zahlen schreiben.Als im Frühjahr bekannt wurde, dass Bellemare trotz des Sanierungsprogramms die Vergütungen der wichtigsten Manager des Konzerns um fast 50 % erhöhen wollte, führte dies in Kanada zu einem Sturm der Entrüstung und Protesten. Bombardier habe keine gute Arbeit geleistet und die Entscheidung nicht genügend erklärt, entschuldigte sich Bellemare daraufhin. Er verschob deshalb einen Teil der geplanten Erhöhungen auf 2020.Bellemare kennt sich mit schwierigen Situationen aus. Als er von 2002 bis 2008 Kanadachef von Pratt & Whitney war, brach das Produktionsvolumen des Triebwerksherstellers ein, und der Absolvent der McGill-Universität in Montréal sowie der Sherbrooke University musste 1 500 Mitarbeiter entlassen. Wie oft habe er damals seine Frau gefragt, ob er alles richtig mache, ob er nicht zu viel Druck auf die Belegschaft ausübe, vertraute er später einer kanadischen Journalistin an. Alle würden glauben, ein Unternehmenschef habe kein Herz, doch das sei nicht wahr.Durch den Einstieg von Airbus kann der in Montréal geborene Sohn eines Schriftsetzers und einer Grundschullehrerin nun auch an alte Studienerinnerungen anknüpfen. Denn der Manager, der 18 Jahre lang für den US-Konzern United Technologies arbeitete, spezialisierte sich in den achtziger Jahren an der Ecole Nationale Supérieure d’Ingenieurs en Construction Aéronautique (ENSICA) in Toulouse auf Luftfahrttechnik, dort, wo Airbus seinen Sitz hat. Die Liebe zur Luftfahrtindustrie sei noch immer intakt, sei tief in seinem Herzen verankert, sagte Bellamare im Januar.