Geschäftsführung

Bosch bereitet Chefwechsel vor

Volkmar Denner hatte unlängst einen großen öffentlichen Auftritt. Der langjährige Chef des Technologiekonzerns und Autozulieferers Bosch weihte in Dresden eine neue Chipfabrik ein. „Mit dem Werk wird unser Marktanteil mindestens stabil bleiben“,...

Bosch bereitet Chefwechsel vor

Von Stefan Kroneck, München

Volkmar Denner hatte unlängst einen großen öffentlichen Auftritt. Der langjährige Chef des Technologiekonzerns und Autozulieferers Bosch weihte in Dresden eine neue Chipfabrik ein. „Mit dem Werk wird unser Marktanteil mindestens stabil bleiben“, sagte der 64-Jährige in der Landeshauptstadt Sachsens (vgl. BZ vom 7. Juni). Termine dieser Art dürften für ihn in seiner bisherigen Funktion als Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH in absehbarer Zeit vorbei sein. Medieninformationen zufolge tritt der promovierte Physiker zum Jahresende von seinem Posten ab.

Der Aufsichtsrat soll diesen Donnerstag einen Nachfolger benennen. Als aussichtsreichster Kandidat gilt Stefan Hartung. Der 55-jährige promovierte Maschinenbauingenieur gehört der Geschäftsführung des Unternehmens mit Sitz in Stuttgart und in Gerlingen seit 2013 an. Über einen bevorstehenden Wechsel berichtete das „Manager Magazin“. Im Konzern hält man sich dazu bedeckt. „Wir kommentieren Spekulationen grundsätzlich nicht“, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage. Fakt ist, dass Bosch bisher die Frage offen ließ, ob Denner an der Spitze des Konzerns noch weitermacht oder nicht. Am 30. November wird er 65 Jahre alt – ein Zeitpunkt, an dem viele Topmanager aufhören.

Der aus Schwaben (Uhingen) stammende verheiratete Vater dreier Kinder ist ein Eigengewächs von Bosch. Nach den Studium und der Promotion begann er 1986 seine berufliche Laufbahn bei Bosch als Fachreferent Leistungshalbleiter des Bereichs Halbleiter. Denner machte schnell Karriere. 2006 rückte er in die Geschäftsführung auf, im Juli 2012 folgte er auf Franz Fehrenbach als Primus der Geschäftsführung. Unter seiner Ägide wuchs das Geschäft mit Chips deutlich. Bosch gehört zum Kreis der größten Halbleiterkäufer der Welt. Das Unternehmen investiert massiv in die Elektromobilität. Denner steuert den Konzern mit Bedacht durch die Coronakrise. Im vergangenen Jahr vermied er ein Abdriften in die Verlustzone. Der Konzernüberschuss brach 2020 auf 749 Mill. Euro ein. Ein Jahr zuvor erwirtschaftete Bosch 2,1 Mrd. Euro Gewinn. Der Umsatz schrumpfte um über 6% auf 71,5 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 22. April). Im März kündigte Bosch an, die Ressorts in der Geschäftsführung von zehn auf acht zu verkleinern. Uwe Raschke (63) und Michael Bolle (59) gehen Ende Juni (vgl. BZ vom 26. März).

Der aus Dortmund stammende Hartung verantwortet den Unternehmensbereich Mobility Solutions seit zweieinhalb Jahren. Der verheiratete Vater zweier Kinder trat 2004 in die Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH ein. Das einstige Gemeinschaftsunternehmen gehört heute Bosch komplett. Vor seinem Wechsel zu Bosch war er als Unternehmensberater bei McKinsey tätig. Diese Erfahrungen wird er in seiner neuen Rolle gut gebrauchen können. Denn nach dem Ende der Ära Denner wird Hartung Bosch in eine neue Dimension führen müssen. Der Wandel zur Elektromobilität gibt dabei die Richtung vor.