BPM-CEO Giuseppe Castagna ist heiß umworben
BPM-CEO Giuseppe Castagna ist heiß umworben
Italienische Banken
BPM-CEO Giuseppe Castagna ist heiß umworben
Crédit Agricole will aufstocken, doch Rom hat ein gewichtiges Wort mitzureden
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Giuseppe Castagna, Jahrgang 1959, ist in der Zwickmühle. Geschäftlich läuft es für den CEO von Italiens viertgrößter Bank bestens. Im Zeitraum Januar bis September stieg der Nettogewinn gegenüber Vorjahr um 17% auf 1,65 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr peilt er einen Gewinn von mehr als 2 Mrd. Euro an. Und die Aufwandsquote von 48,5% kann sich auch sehen lassen.
Mit Hilfe Roms
Den Angriff der Unicredit, die die BPM übernehmen wollte, hat er mit Hilfe des Staates zurückgeschlagen: Die Regierung nutzte die Golden-Power-Regelung und stellte für eine Übernahme so harte Bedingungen, dass die HVB-Mutter ihre Offerte schließlich zurückzog. Dass die EU-Kommission wegen der Regelung ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rom eingeleitet hat, wird daran nichts ändern.
Dass er zur Abwehr der Offerte auf die Hilfe der Regierung angewiesen war, könnte für Castagna zum Problem werden. Denn für Castagna wäre ein Bündnis mit dem Großaktionär Crédit Agricole (CA) die „klarste Option“. Die Franzosen kontrollieren annähernd 20% der BPM und haben bei der EZB die Genehmigung für eine Aufstockung bis knapp unter 30% beantragt. Außerdem sind sie mit der BPM über langfristige Partnerschaften in den Sektoren Schadenversicherung und Konsumentenkredite eng verbandelt. CA-CEO Olivier Gavalda wartet nun auf eine Antwort Castagnas über seine Absichten.
Doch Castagna ist nicht frei. Die Regierung könnte ein engeres Bündnis oder gar eine Übernahme durch den Crédit Agricole verhindern. Die Bedenken Brüssels dürften Rom dabei kaum stören.
Die BPM hält auch eine Beteiligung von etwa 3,8% an der Monte dei Paschi di Siena (MPS). Der Staat ist ebenfalls an der MPS beteiligt. Rom hat aktiv daran mitgewirkt, dass das langjährige Kriseninstitut die Mediobanca übernehmen konnte. Damit ist die Monte dei Paschi zur drittgrößten italienischen Bank vor der BPM geworden.
Rom träumt nun womöglich von einer großen italienischen Banken-Lösung aus Monte dei Paschi, Mediobanca und BPM, zu der irgendwann vielleicht auch die Versicherung Generali gehören könnte. Deren Großaktionäre Caltagirone und Delfin sind Großaktionäre auch der Monte dei Paschi. Der frühere Generali-Aktionär Mediobanca ist seit kurzer Zeit Teil der Monte dei Paschi. Und auch bei der BPM ist Caltagirone mit einem (kleinen) Anteil dabei.
Wie es weiter geht mit der BPM und Castagna ist unklar. Es liegt wohl nicht (allein) in der Hand des gebürtigen Neapolitaners. Der Jurist, der in seiner Heimatstadt studiert hat, setzte lange Zeit auf eine Stand-alone-Strategie. Allerdings übernahm er Anfang des Jahres den Vermögensverwalter Anima und baute damit die Vermögensverwaltungs-Sparte aus.
Alter Fahrensmann
Der einstige Leistungsschwimmer, der der italienischen Schwimm-Nationalmannschaft angehörte, ist ein alter Fahrensmann. Den Großteil seines Berufslebens, 32 Jahre, verbrachte er in Vorgängerinstituten der heutigen Intesa Sanpaolo bzw. anschließend bei der neu gebildeten Bank.
Im Januar 2014 wurde er CEO der BPM, der damaligen Volksbank von Mailand, die er sanierte und auf Gewinnkurs brachte. Anschließend fusionierte er mit der Banca Popolare aus Verona zur damals viertgrößten Bank Italiens.
