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BT-Chef Gavin Patterson muss gehen

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 9.6.2018 Von seinem Büro im achten Stock des BT-Gebäudes hat Gavin Patterson (50) einen schönen Blick auf die Kuppel von St. Paul's Cathedral. Dass er es bald räumen muss, verdankt der Cambridge-Absolvent...

BT-Chef Gavin Patterson muss gehen

Von Andreas Hippin, LondonVon seinem Büro im achten Stock des BT-Gebäudes hat Gavin Patterson (50) einen schönen Blick auf die Kuppel von St. Paul’s Cathedral. Dass er es bald räumen muss, verdankt der Cambridge-Absolvent einer Reihe von Fehlentwicklungen bei der Telefongesellschaft. Als Chief Executive des Ex-Monopolisten hätte er sie in den Griff bekommen müssen. Patterson werde sein Amt im Verlauf des Jahres niederlegen, teilte der Board der FTSE-100-Gesellschaft nun mit – für viele kam das angesichts der jüngsten Kursentwicklung nicht ganz überraschend. Die Analysten der UBS deuteten an, dass sich das Verhältnis zum Regulierer und zur Regierung unter anderer Führung bessern könnte.Auf zwei der drei Flachbildschirme in Pattersons Büro laufen in der Regel die hauseigenen Sportkanäle, auf dem größten BBC News. An den Wänden finden sich signierte Trikots der Fußballprofis Daniel Sturridge und Steven Gerrard sowie der Atlanta Hawks. Der Vater von vier Kindern wirkt wie einer der Sportler, die über die Monitore huschen – fit, gut aussehend und unbeschwert. Wer ihn sieht, glaubt sofort, dass er einmal Pantene-Shampoo für Procter & Gamble verkauft hat. Wer ihm querkommt, bekommt die beinharte Seite zu Gesicht, der er seine Position zu verdanken hat. Zu Pattersons Errungenschaften gehören der Kauf des Mobilfunkanbieters EE, durch den die Deutsche Telekom zum Großaktionär der BT Group wurde, und der Erwerb von Sportübertragungsrechten, mit deren Hilfe er das Unternehmen zu einem veritablen Rivalen der Bezahlfernsehgruppe Sky machte. Man habe mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen und rechne damit, ihn im zweiten Halbjahr präsentieren zu können, heißt es nun in einer Pflichtveröffentlichung. Patterson bleibe solange an Bord. “Der Board steht voll und ganz hinter der Strategie, die Gavin und sein Team vor kurzem vorgestellt haben”, sagte Chairman Jan du Plassis. “Aber die breitere Reaktion auf unsere jüngsten Geschäftszahlen hat Gavin und mir gezeigt, dass es eines Wechsels an der Spitze bedarf, um diese Strategie umzusetzen.” Patterson hatte den Markt im vergangenen Monat mit seinem Strategie-Update geschockt (vgl. BZ vom 11. Mai). Das Management rechnet nämlich nicht nur mit einem weiter schrumpfenden Ergebnis. Viel schwerer wiegt, dass die Dividende für zwei Jahre auf dem derzeitigen Stand eingefroren werden soll. Zuvor hatte man noch eine “progressive” Ausschüttungspolitik verfolgt. Trotz der Ankündigung, 13 000 Stellen zu streichen und so die Kosten um 1,5 Mrd. Pfund pro Jahr zu drücken, brach der Aktienkurs ein. Medienberichten zufolge hatten Großaktionäre dem Board Druck gemacht. “Nicht an allem schuld””Seien wir fair: Patterson ist nicht an allem schuld gewesen”, sagte George Salmon, Analyst bei Hargreaves Lansdown. “Aber die Führung muss einen Teil der Verantwortung für die schwache Performance und nicht zuletzt für den Bilanzskandal in Italien sowie das Fehlverhalten bei Openreach schultern.” BT hatte im Italiengeschäft über Jahre hinweg überhöhte Gewinne ausgewiesen. Nach einer externen Untersuchung stieg der Abschreibungsbedarf rasant an. Openreach wurde nach einer Marktuntersuchung durch den britischen Telekomregulierer Ofcom vor gut einem Jahrzehnt eingerichtet und betreibt das Telefon- und Breitbandnetz von BT. Ofcom verhängte im vergangenen Jahr wegen “schwerwiegender Verstöße” gegen seine Vorgaben eine Geldstrafe von 42 Mill. Pfund gegen BT, weil das Unternehmen Rivalen wie Talk Talk und Vodafone Ethernet-Anschlüsse nicht wie vertraglich vereinbart zur Verfügung stellte. Zudem wurde verfügt, dass BT die Wettbewerber entschädigen muss. Die Themen, denen sich sein Nachfolger neben der Umsetzung des von Patterson angekündigten umfangreichen Sparprogramms stellen muss, sind klar vorgezeichnet: der schleppende Glasfasernetzausbau durch Openreach, die Zukunft der Dienstleistungssparte Global Services und die künftige Strategie im Geschäft mit Sportübertragungsrechten.