Maritime Wirtschaft

Bundesregierung beruft neue Koordinatorin für maritime Wirtschaft

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Müller ist neue Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft. Den Ausbau der klimaneutralen Schifffahrt formuliert sie als wesentliches Ziel.

Bundesregierung beruft neue Koordinatorin für maritime Wirtschaft

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Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus ist künftig die Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Müller. Die neue Ampel-Koalition bestellte die 41-Jährige in der jüngsten Kabinettssitzung zur Nachfolgerin von Norbert Brackmann. Der 67 Jahre alte CDU-Politiker, der den Posten im April 2018 nach Bildung der letzten Bundesregierung unter Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel übernommen hatte, war zur Bundestagswahl Ende September 2021 nicht erneut angetreten.

In einer ersten Stellungnahme als neue Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft unterstrich Müller das Ziel, den Ausbau der klimaneutralen Schifffahrt voranzutreiben. Die Schifffahrt be­finde sich an einem entscheidenden Wendepunkt, an dem über die Technologie der kommenden Jahrzehnte entschieden werde, sagte die gebürtige Rostockerin, die seit 2017 dem Bundestag angehört und zwischen 2012 und 2018 Vorsitzende des Grünen-Landesverbandes in Mecklenburg-Vorpommern war, der Deutschen Presseagentur. Es gebe das verbindliche Ziel, bis 2050 die Hälfte der bisherigen Emissionen von Treibhausgasen einzusparen. Dazu müssten nicht nur neue Schiffe gebaut werden, auch die bestehende Flotte müsse klimafreundlicher ausgestattet werden, sagte Müller der Nachrichtenagentur zufolge.

„Da muss und kann der Bund vorangehen, der ist mit Zoll, Bundespolizei oder Fischereiaufsicht ein großer Schiffseigner. Wir können damit zeigen, dass es möglich ist, die Schifffahrt klimaneutral zu gestalten.“ Die notwendigen Techniken seien zum großen Teil bereits vorhanden. Müller erklärte, dass zur maritimen Wirtschaft unter anderem auch die Offshore-Technologie gehöre. Beim Bau von Offshore-Windparks spielten Umwelt- und Natur­aspekte eine große Rolle. Sie kündigte an, sich intensiv mit dem Thema Munitionsberäumung in der Ost- und Nordsee zu befassen, dort seien enorme Sicherheits- und Umweltrisiken verborgen.

Schifffahrtsnation Nummer 5

Die maritime Wirtschaft umfasst Teilbranchen wie unter anderem Schiffbau, Schifffahrt, Offshore, Häfen und Fischerei. Im Jahr 2018 sicherte sie nach einer Analyse aus dem Bundeswirtschaftsministerium insgesamt knapp 450000 Arbeitsplätze mit einer Wertschöpfung von rund 29,8 Mrd. Euro bei einem Umsatz von mehr als 86,3 Mrd. Euro. Deutschland gilt als fünftgrößte Schifffahrtsnation mit einem Anteil von 4,5% an der Welthandelsflotte (2020).

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßte die Berufung von Müller zur neuen Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe da­mit ein positives Zeichen gesetzt, sagte VDR-Präsidentin Gaby Bornheim. „Wir haben Frau Müller in ihrer Zeit als Fachsprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion als kompetent, en­gagiert und durchsetzungsstark kennen­ und schätzen gelernt.“ Jetzt gehe es darum, gemeinsam „den Kurs einer klimaneutralen Schifffahrt von einem wettbewerbsfähigen Standort Deutschland aus“ abzustecken.

Die Gewerkschaft IG Metall hob hervor, Müller, die an der Hochschule Stralsund ein Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre ab­­­solvierte, beschäftige sich seit Jahren intensiv mit den Themen der maritimen Wirtschaft und habe die Arbeitsplätze und Standorte von Werften und Zulieferern im Blick. „Wir setzen darauf, dass sie in ihrem neuen Amt weiter anpackt und mit allen Akteuren der Branche gemeinsam aktive Industriepolitik betreibt“, so Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Kurzfristig wird eine ihrer wichtigsten Aufgaben sein, die Zukunft der Werften in ihrer Heimat in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.“

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