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Carsten Spohr nimmt im Lufthansa-Cockpit Platz - Neuer Passagevorstand gesucht

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 8.2.2014 Am selbstbewussten Führungsanspruch hat es Carsten Spohr nie gefehlt. "Glück ist, wenn Gelegenheit auf gute Vorbereitung trifft", ließ er 2010 wissen, damals vor dem Sprung in den Vorstand der...

Carsten Spohr nimmt im Lufthansa-Cockpit Platz - Neuer Passagevorstand gesucht

Von Heidi Rohde, FrankfurtAm selbstbewussten Führungsanspruch hat es Carsten Spohr nie gefehlt. “Glück ist, wenn Gelegenheit auf gute Vorbereitung trifft”, ließ er 2010 wissen, damals vor dem Sprung in den Vorstand der Deutschen Lufthansa als Verantwortlicher für das Kerngeschäft der Passage. Daran gemessen dürfte der 47-Jährige die seit September andauernde Hängepartie bei der Kür des neuen Konzernchefs, bei der er von Beginn an als Favorit galt, als etwas unglücklich empfinden. Gute Vorbereitung sieht anders aus.Seit Spohr die Leitung der Passage hat, ist deren Ergebnis im Sinkflug: Einem 45-prozentigen Einbruch 2011 folgte erneut ein Rückgang um ein Viertel im Jahr darauf. Womöglich brauchte der Aufsichtsrat deshalb ganze vier Monate für die Erkenntnis, dass der ausgebildete Pilot “aufgrund seiner großen Industrieerfahrung, seiner ausgezeichneten Managementfähigkeiten und seiner (… ) Loyalität für Lufthansa” dann doch “eine hervorragende Besetzung” für den Vorstandsvorsitz ist.Immerhin empfahl sich der Diplom-Wirtschaftsingenieur den Investoren durch seine zentrale Rolle bei Umsetzung des vom scheidenden Konzernlenker Christoph Franz aufgesetzten Sanierungsprogramms “Score”, das u.a. durch die Neuausrichtung der Tochter Germanwings auf einen deutlichen Ergebnisschub aus der Passage setzt. In den ersten neun Monaten signalisierten gesunkene Stückkosten in der Sparte bereits erste Erfolge. Franz hatte Mitte September mitgeteilt, dass er im Mai dieses Jahres bei der Lufthansa ausscheiden und an die Spitze des Verwaltungsrats von Roche wechseln werde. Seither suchte der Aufsichtsrat in einem zuletzt etwas verzweifelt anmutenden Prozess unter “internen und externen Kandidaten” einen Nachfolger. Bis Ende AprilDabei gelang es trotz der langen Zeit nicht, die mit der Bestellung von Spohr als Vorstandsvorsitzender zum 1. Mai verbundene zweite Top-Personalie zu klären. Wer den 47-Jährigen als Chef der Passage ersetzt, blieb am Freitag offen. Für eine Entscheidung will sich der Aufsichtsrat bis Ende April Zeit lassen. Dem Vernehmen nach hat Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber noch nicht die Hoffnung aufgegeben, einen externen Kandidaten in die Lufthansa-Führungsmannschaft zu holen. Allerdings muten die Sondierungsbemühungen außerhalb des Unternehmens bisher wenig erfolgversprechend an. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass früh nach außen drang, ein Manager ohne Hausmacht werde es in dem von starken Interessengruppen geprägten Lufthansa-Konzern schwer haben. So gesehen verfügt Spohr über einen klaren Heimvorteil. Er hat seine Verkehrspilotenlizenz an der Lufthansa-Verkehrsflieger-Schule erworben und genießt, wie es heißt, insbesondere das Vertrauen der Piloten. Gegen den erklärten Widerstand dieser in der Vereinigung Cockpit organisierten starken Berufsgruppe dürfte die Kranichlinie kaum erfolgreich zu führen sein.Hinzu kommt, dass der frisch gekürte Vorstandschef das Unternehmen in und auswendig kennt. Er ist seit 1994 an Bord und verdiente sich seine Sporen insbesondere in den Jahren 1995 bis 1998 als Referent des Vorstandsvorsitzenden – damals noch Jürgen Weber. 2004 wurde er in den Bereichsvorstand der Passage berufen als Zuständiger für Service und Personal. Von 2007 bis 2010 führte er die Lufthansa Cargo. Spohrs Vorstandsvertrag wurde im vergangenen Jahr verlängert und läuft bis November 2018. Dabei bleibt es, abgesehen von der geänderten Position. Klare BotschaftSpohrs Botschaft ist klar. Er freue sich sehr “auf die große Aufgabe” und sei “vom eingeschlagenen Kurs des Unternehmens überzeugt”, ließ er nach seiner Ernennung wissen. Während die Kompetenz des neuen “Chefpiloten” unbestritten ist, hat der mitunter etwas hemdsärmlige Ton des in Wanne-Eickel geborenen Managers bei Investoren und Konkurrenten schon mal für Verstimmung gesorgt. So empfand das angelsächsische Publikum unlängst den mit einem Augenzwinkern geäußerten Vorschlag, doch als Flugbegleiter bei der Lufthansa anzufangen – “Damit könnten Sie deutsche Fräuleins kennenlernen.” – als etwas deplatziert. Auch eine spöttische Bemerkung über Ryanair trug Spohr Ärger ein. Die irische Billigfluglinie klagte vor Gericht gegen Spohr und erreichte eine einstweilige Verfügung, die ihm das Wiederholen der Aussage verbietet.