Wizz Air

CEO Váradi winkt Superbonus

Der Chef des ungarischen Billigfliegers Wizz Air bekommt einen Superbonus. Im Vorfeld hatte es Protest von Investoren gegeben. Geholfen hat das jedoch wenig.

CEO Váradi winkt Superbonus

Von Gesche Wüpper, Paris

Um in der Luftfahrtindustrie erfolgreich sein zu können, müsse man um sein Überleben kämpfen, sagte er einmal. Genau das ist József Váradi gerade wieder einmal gelungen. Der Chef der in London notierten ungarischen Billigfluggesellschaft Wizz Air hat den Protest von Investoren gegen einen ihm versprochenen Superbonus in Höhe von 100 Mill. Pfund überlebt, auch wenn rund ein Drittel der Aktionäre dagegen stimmte.

Der Bonus sei notwendig, um Váradi zu halten und ihn dazu zu bringen, einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag zu unterzeichnen, argumentiert der Wizz-Air-Board. Immerhin sei der 55-Jährige der Chef der global führenden Airline. Er habe mindestens drei Angebote von anderen Fluggesellschaften erhalten.

Einfach so einstreichen kann Váradi den Superbonus jedoch nicht, auch wenn die Hauptversammlung jetzt grünes Licht dafür gegeben hat. Dafür muss der in schwierigen Verhältnissen als Sohn eines früheren politischen Gefangenen im ungarischen Debrecen aufgewachsene Manager den Börsenwert von Wizz Air in den nächsten fünf Jahren von zuletzt 5,08 Mrd. Pfund auf fast 12 Mrd. Pfund steigern. Um überhaupt etwas von dem Bonus zu bekommen, muss er den Aktienkurs der größten osteuropäischen Billigfluggesellschaft jährlich um 10% steigern. Am Mittwoch zumindest legte das Wizz-Air-Papier an der London Stock Exchange gut zu – obwohl die Airline gerade den sechsten Quartalsverlust in Folge bekannt geben musste. Sie flog in den ersten drei Monaten ihres versetzten Geschäftsjahres einen Verlust von 114,4 Mill. Euro ein.

Eher zurückhaltend

Der im Vergleich zu anderen Airline-Chefs eher zurückhaltend wirkende Váradi äußerte sich dennoch optimistisch. Wizz Air dürfte als erste größere europäische Fluggesellschaft wieder Kapazitäten wie vor dem Ausbruch der Pandemie haben, glaubt er. Im Juni lagen sie bei 62%, doch im Juli sollen sie auf 90% des Vorkrisenniveaus steigen, im August dann auf 100%.

Die von ihm 2003 gegründete Airline befinde sich im Vergleich zu ihren Konkurrenten in einer deutlich verbesserten Wettbewerbsposition, da sie mehr Flugzeuge gekauft und mehr Routen habe, gleichzeitig aber weniger verschuldet sei, argumentiert der mit der früheren Kajak-Weltmeisterin Kinga Bóta verheiratete Manager.

Den Anruf, dem er zu verdanken hat, dass er in der Luftverkehrsindustrie durchgestartet ist, wird er wohl nie vergessen. Der als pragmatisch bekannte Absolvent der Budapest University of Economic Sciences war gerade mit Kollegen kegeln, als abends um elf Uhr sein Handy klingelte und ihn der Chairman der früheren staatlichen Fluggesellschaft Malév Hungarian Airlines um ein sofortiges Treffen bat.

Váradi, damals seit kurzer Zeit Verkaufschef von Malév, zögerte, da er nicht mehr ganz nüchtern war, gab dann jedoch nach. Über die Entscheidung, den angebotenen Chefposten anzunehmen, schlief er jedoch eine Nacht. Er habe immer das Gefühl gehabt, das Airline-Geschäft sei nicht so gut, wie es sein könnte, erklärte er einmal vor ein paar Jahren. Was genau ihn dazu bewogen habe, von einer hochprofitablen Branche, in der er für Procter & Gamble tätig war, in die Luftfahrt zu wechseln, könne er jedoch immer noch nicht sagen.

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