Bundesverband der deutschen Industrie

Chef Russwurm steht vor zweiter Amtszeit

Der Umbau der Globalisierung steht an. Siegfried Russwurm wird diese Phase als Präsident der Deutschen Industrie bis Ende 2024 begleiten.

Chef Russwurm steht vor zweiter Amtszeit

mic

Siegfried Russwurm soll den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bis Ende 2024 führen. Dies haben das Präsidium und der Vorstand des Lobbyverbandes einstimmig vorgeschlagen. Der 58-Jährige ist seit Anfang 2021 BDI-Präsident, seine erste Amtsperiode läuft Ende des Jahres aus. Die formelle erneute Berufung Russwurms liegt in den Händen der Mitglieder. Diese werden sich am 28. November zur Wahl versammeln.

Als Russwurm im Januar vergangenen Jahres sein Amt antrat, war klar: Ein Spaziergang wird dies nicht. Corona und Brexit trieben die Wirtschaft um, der Präsidentenwechsel in den USA und die anstehenden Bundestagswahlen schufen zusätzliche Unsicherheit. Rückblickend allerdings wirken die damaligen Herausforderungen geradezu niedlich. Denn die Invasion Russlands in der Ukraine und der Überfall auf die westliche Werteordnung stellen nicht nur die Politik, sondern auch deutsche Unternehmen vor Probleme ungleich größerer Dimension.

Russwurm ist für eine derartige Gemengelage wie geschaffen. Der frühere Siemens-Manager wirkt schon in seinem persönlichen Auftreten wie ein Fels in der Brandung. Er mag die Turbulenzen um sich herum nicht beenden können, doch er hält ihnen stand. Außerdem bietet der habilitierte Diplom-Ingenieur mit seiner umgänglichen Art durchaus Platz zum Anlehnen und zur Kontaktaufnahme – im Verbandsgeschäft eine hilfreiche Qualität. Reibungsflächen allerdings sind, wenn hilfreich, auch reichlich vorhanden. Seinem überraschenden Abschied von Siemens im März 2017 war ein Gerangel mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser vorausgegangen.

Russwurm, der im Jahr 1992 zu Siemens gestoßen war und dem Konzern unter anderem als Industrie-Chef und Technologievorstand diente, wird in seiner zweiten Amtszeit häufiger im Fernsehen zu sehen sein, als ihm vielleicht selbst lieb ist. Russlands diktatorischer Machthaber Wladimir Putin wird Europa mit der Steuerung von Energielieferungen erpressen und zu spalten versuchen. Die Wettbewerbsfähigkeit, ja sogar die Produktionsfähigkeit hiesiger Unternehmen ist in Gefahr. Zudem muss der BDI gemeinsam mit den hiesigen Blue Chips einen Weg finden, das aus der Geopolitik erwachsene Risiko in China einzuhegen, ohne die dortigen Geschäfte abzuwürgen.

Wie erwartet wurde am Montag zudem Tanja Gönner zur neuen Hauptgeschäftsführerin des BDI berufen, indem Präsidium und Vorstand dies nun auch formell beschlossen (vgl. BZ vom 3. Juni). Gönner soll der Mitteilung zufolge die Nachfolge von Joachim Lang, der das Amt zum 31. Mai nach fünf Jahren überraschend niedergelegt hatte, in der zweiten Jahreshälfte antreten. Weitere Hauptgeschäftsführer sind Holger Lösch, Wolfgang Niedermark und Iris Plöger.

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