Chef von Scout24 auf Wolke sieben
Chef von Scout24 auf Wolke sieben
Von Stefan Kroneck, München
Ralf Weitz hat gut lachen. Das von dem 48-Jährigen geführte Online-Immobilienportal Scout24 steigt zum 22. September in den Dax auf. Zehn Jahre nach dem Börsengang löst das Unternehmen damit den Sportwagenhersteller Porsche ab, der in den MDax zurückfällt. Für den Vorstandsvorsitzenden ist der Wechsel in den deutschen Leitindex die Krönung des Geschäftsmodells: „Diese Anerkennung bestätigt unsere Strategie: Wir transformieren uns vom Anzeigenportal zu einem vernetzten Ökosystem." Die Aufnahme in den Dax sei ein Ansporn, diesen Weg konsequent fortzusetzen.
KI als Katalysator
Scout24 kommt auf einen Marktwert von 8,3 Mrd. Euro. Seit Jahresbeginn legte die Aktie 30% zu. Das Unternehmen überzeugte die Analysten mit soliden Quartalszahlen. Der rund 1.100 Mitarbeiter zählende Technologienkonzern steckt die Krise auf dem gewerblichen Immobilienmarkt gut weg. Denn Scout24 konzentriert sich überwiegend auf Wohnimmobilien, bei denen das knappe Angebot auf eine hohe Nachfrage stößt.
Der CEO setzt zunehmend auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Das betonte er auf der zurückliegenden Hauptversammlung Anfang Juni. So sollen Kunden passende Angebote auch über Sprachnachfragen erhalten. Weitz folgt damit einem Trend. Für ihn ist KI ein Katalysator zur Transformation des Immobilienmarktes.
Technologieexperte mit Immobilienkompetenz
Der Chef des angehenden Dax-Unternehmens tritt eher hemdsärmelig auf. Dem Dresscode der Startup-Branche folgend, lässt er sich gerne im Hoodie ablichten. Der Diplom-Volkswirt gilt als analytisch und sehr pragmatischer Manager. Weitz selbst bezeichnet sich als Technologie-Experten mit praktischer Immobilienkompetenz. Seine berufliche Laufbahn begann er nach dem Abschluss seines Studiums an der FU Berlin als Unternehmensberater. Zu Scout24 kam er 2008, wo er eine Bilderbuchkarriere hinlegte. Nach verschiedenen Führungspositionen stieg er 2018 in den Vorstand auf, wo er zunächst den Vertrieb verantwortete.
Strategische Kontinuität
Anschließend trieb er als Chief Product & Technology Officer das Thema Innovation bei dem in Berlin und München ansässigen Unternehmen voran. Im Frühjahr übernahm er zusätzlich das Amt des CEO von Tobias Hartmann (53), der nach sechseinhalb Jahren aus persönlichen Gründen ging. Bei der Gelegenheit stattete der Aufsichtsrat Weitz mit einem Fünf-Jahres-Vertrag aus, der 2030 endet.
Strategisch setzt er den Kurs seines Vorgängers fort. Durch den Verkauf des Gebrauchtwagenportals Autoscout24 an den Finanzinvestor Hellman & Friedman für 2,9 Mrd. Euro, den Weitz seinerzeit begleitete, hatte Hartmann 2019 die Ausrichtung des Unternehmens als Miet- und Immobilienplattform eingeleitet.
Der gebürtige Berliner gilt als Machertyp, der nicht nur mit den Abläufen des in Berlin und München ansässigen Unternehmen im Unternehmen wie auch mit dem deutschen Immobilienmarkt bestens vertraut ist. In seiner Freizeit geht der CEO gerne Laufen und Rennradfahren. Für Blasinstrumente hat er auch etwas übrig: Er spielt Tenorhorn.