Gesundheitskonzern

Chefwechsel bei Johnson & Johnson

Der große amerikanische Gesundheitskonzern Johnson & Johnson bekommt Anfang 2022 einen neuen Vorstandschef. Der seit April 2012 amtierende CEO Alex Gorsky (61) wird den Stab am 3. Januar an seinen designierten Nachfolger Joaquin Duato (59)...

Chefwechsel bei Johnson & Johnson

Von Norbert Kuls, New York

Der große amerikanische Gesundheitskonzern Johnson & Johnson bekommt Anfang 2022 einen neuen Vorstandschef. Der seit April 2012 amtierende CEO Alex Gorsky (61) wird den Stab am 3. Januar an seinen designierten Nachfolger Joaquin Duato (59) übergeben. Gorsky wird dem Verwaltungsrat des Konzerns aber weiter als „Executive Chairman“ vorstehen, was eine Übergangsphase signalisiert. Der Verwaltungsrat ist in den USA das Aufsichtsgremium.

Gorsky begründete den Zeitpunkt seines Wechsels nach neun Jahren an der Spitze zum Teil mit gesundheitlichen Problemen in seiner Familie. „Trotz der enormen Herausforderungen, mit denen wir bei Covid-19 konfrontiert waren, könnte ich nicht optimistischer sein, was die Zukunft des Gesundheitswesens und die wichtige Rolle angeht, die J&J in Zukunft spielen wird“, sagte Gorsky. Die Coronapandemie hatte Fabriken, Büros und Labors des Konzerns lahmgelegt, während das Unternehmen an einem Impfstoff gegen den Virus arbeitete.

Johnson & Johnson, eines der 30 Mitglieder im Dow-Jones-Index, war unter Gorskys Ägide stark gewachsen. So übernahm der Konzern vor vier Jahren die Schweizer Biotechnologiefirma Actelion für 30 Mrd. Dollar und forcierte zudem die Entwicklung von Krebsmedikamenten.

Opioid-Klagen beigelegt

Gorsky meisterte auch zeitweilige Produktionsprobleme, die das Unternehmen in der Verbrauchersparte geplagt hatten. Erst in diesem Jahr wurden Klagen von Gemeinden und Bundesstaaten wegen der Verwicklung von Johnson & Johnson in die in Amerika grassierende Opioid-Suchtkrise mit einem Milliardenvergleich außergerichtlich beigelegt. Pharmaherstellern wurde vorgeworfen, Schmerzmittel weit über das medizinisch Notwendige hinaus vermarktet zu haben.

Die Pharmasparte ist der umsatzstärkste Geschäftsbereich von Johnson & Johnson, gefolgt von medizinischen Geräten und der Verbrauchersparte, zu der nicht rezeptpflichtige Schmerzmittel (Tylenol), Heftpflaster (Band-Aid) und Mundspüler (Listerine) gehören. In Deutschland gehört auch die Babypflegemarke Penaten dazu.

Der kommende CEO Duato, der sowohl die spanische als auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, ist seit 32 Jahren für Johnson & Johnson tätig und hatte unter anderem die wichtige Pharmasparte geleitet. Zuletzt war er im Vorstand für strategische Planung verantwortlich und überwachte die Reaktion des Konzerns auf die Pandemie. Johnson & Johnson gehörte zu den ersten Konzernen, die einen Impfstoff entwickelten, hatte aber immer wieder mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen. So veröffentlichte die US-Gesundheitsbehörde FDA im Juli eine Warnung, weil Patienten in seltenen Fällen nach der Impfung an einem Nervenleiden erkrankt waren.

Duato gilt als Garant für Kontinuität. „Ich hatte das Vergnügen, viele Jahre lang eng mit Alex zusammenzuarbeiten. Ich freue mich, dass ich auch in Zukunft von seinen Erkenntnissen profitieren werde“, wurde er in einer Pressemitteilung zitiert. Da Duato nur zwei Jahre jünger ist als sein Vorgänger, könnte er BER möglicherweise nur ein Übergangskandidat sein, obgleich Johnson & Johnson keine feste CEO-Altersgrenze hat. Als mögliche Nachfolger gelten Ashley McEvoy, die Leiterin der Sparte Medizingeräte, und Jennifer Taubert, die den Pharmabereich verantwortet. Finanzchef Joseph Wolk ist ebenfalls ein Kandidat für einen späteren Aufstieg an die Spitze von Johnson & Johnson.

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