Von Ernst Herb, HongkongRen Jianxin trägt zwei Hüte. Er ist Verwaltungsratspräsident von Chemchina, dem größten chinesischen Chemiekonzern, und in Personalunion auch Sekretär der Kommunistischen Partei Chinas. Wobei kein Zweifel daran besteht, dass er als Sekretär in der Hierarchie über dem Chairman steht. Das zeigt schon einmal, dass der studierte Volkswirt in der staatlichen Verwaltung wie auch der Exekutive bestens vernetzt ist.Dabei ist der 58-jährige Ren alles andere als ein Apparatschik. Das zeigt sich schon daran, dass er anders als die meisten ins reifere Alter gekommenen Parteifunktionäre seine ergrauten Haare nicht färbt und sich auch schon einmal ohne Krawatte mit Journalisten zu einem losen Gespräch trifft. Nicht ungewöhnlich allerdings ist in der Rückschau, dass auch seine berufliche Karriere mit einer Anstellung beim Staat begonnen. Vom Start-up zum KonzernAnfang der achtziger Jahre war der verheiratete Vater einer Tochter Beamter im mittlerweile längst aufgelösten Chemieministerium. Damals begann die 1979 von Deng Xiaoping, dem damaligen starken Mann Chinas, angestoßene wirtschaftliche Öffnung an Fahrt zu gewinnen. Beamte wie Ren ergriffen in großer Zahl die Chance und sprangen – wie eine chinesische Redewendung sagt – ins Meer und wurden Unternehmer.Ren gründete 1984 mit einem staatlichen Kredit eine industrielle Reinigungsfirma. Das Start-up sollte 20 Jahre später nach der Übernahme von über 100 Unternehmen in Chemchina aufgehen, heute einer der größten Staatskonzerne des Landes.Der aus dem Nordwesten Chinas stammende Ren, der jeden Morgen einen fünf Kilometer langen Fußmarsch zurücklegt, wagte sich auch in die Gastronomie. 1996 gründet der bekennende Gourmet unter dem Namen Ma La Noodles eine auf Teigwarengerichte spezialisierte Restaurantkette, an der er mittlerweile allerdings keine Anteile mehr hält.