Managementwechsel

China-Kritikerin Dubourg verlässt BASF

Saori Dubourg, einst als mögliche künftige BASF-Chefin gehandelte Managerin, verlässt im Konflikt über die China-Strategie den Chemiekonzern.

China-Kritikerin Dubourg verlässt BASF

hek/swa

– Saori Dubourg, seit 1996 bei BASF und seit 2017 im Vorstand, verlässt den Chemiekonzern am Monatsende. Die Managerin war lange Zeit als mögliche Nachfolgerin von BASF-Chef Dr. Martin Brudermüller gehandelt worden. Sie soll sich jüngst aber als Einzige in der obersten Führungsriege gegen weitere große Investments des Chemiekonzerns in China ausgesprochen haben, was sie im Vorstand ins Abseits gestellt hat.

Dubourg (Jahrgang 1971) war zuletzt im Vorstand zuständig für die globalen Geschäfte in den Bereichen Monomers, Performance Materials und Petrochemicals sowie Intermediates. Darüber hinaus verantwortet sie die Region Europa sowie das BASF Corporate Sustainability Board. Dubourg ist zudem Mitglied des Deutschen Rates für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung in der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie berät.

Noch eine Frau im Vorstand

Zum Nachfolger von Dubourg hat der BASF-Aufsichtsrat Dr. Stephan Kothrade (Jahrgang 1967) bestellt. Er ist seit 1995 im Unternehmen und leitet seit 2022 den Bereich Intermediates. „Stephan Kothrade hat sich in verschiedenen Führungspositionen im In- und Ausland bewährt. Er hat viele Jahre erfolgreich an unseren Verbundstandorten in Europa und Asien gearbeitet und wird den Vorstand hervorragend ergänzen“, würdigt Aufsichtsratschef Dr. Kurt Bock den Aufstieg des Managers. Kothrade ist Chemiker und wurde in organischer Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert.

In Sachen Diversität bedeutet der ungewöhnlich kurzfristige Vorstandswechsel, den BASF zwei Tage vor der Präsentation der Geschäftszahlen für das abgelaufene Jahr kommuniziert, einen Rückschlag. Denn mit der für Technologie verantwortlichen Melanie Maas-Brunner gehört künftig nur noch eine Frau dem sechsköpfigen Führungsgremium des Dax-Konzerns an.

In der knappen Mitteilung lässt BASF wissen, Dubourg verlasse das Unternehmen „im besten Einvernehmen“. Der Aufsichtsrat danke ihr für die erfolgreiche Tätigkeit und wünsche ihr für die berufliche und private Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Dubourg verbrachte ebenso wie Nachfolger Kothrade die gesamte Karriere bei BASF. Die Deutschjapanerin arbeitete einige Jahre in Singapur und leitete als President von Hongkong aus die Geschäfte in Asien/Pazifik. Von 2013 bis 2017 steuerte die Managerin den Bereich Ernährung und Gesundheit. Im Vorstand war Dubourg jahrelang unter anderem für Pflanzenschutz und die inzwischen verkaufte Bauchemie verantwortlich.

Vertrag bis 2025

Im Sommer 2019 verlängerte der Aufsichtsrat ihren Vorstandsvertrag um fünf Jahre bis zur Hauptversammlung 2025. Am Herzen liegen ihr Nachhaltigkeitsthemen und eine ganzheitliche Abbildung der Wertbeiträge von Unternehmen. Dank ihres Agrarchemie-Know-hows war Dubourg auch als Kandidatin für die Bayer-Vorstandsspitze im Gespräch. Diesen Posten übernimmt demnächst der Pharmamanager Bill Anderson, der von Roche kommt.

Kothrade absolvierte zunächst einige Stationen am BASF-Stammsitz in Ludwigshafen, wechselte nach Ungarn und ging nach Belgien ins Werk Antwerpen. Im Jahr 2012 übernahm er die Leitung des großen Verbundstandorts im chinesischen Nanjing und avancierte dann zum BASF-Chef für Greater China. Kothrade ist also mit den wichtigen Märkten in Asien-Pazifik bestens vertraut.

An dem starken Wachstum des chinesischen Chemiemarkts will BASF mit dem Aufbau eines weiteren Verbundstandorts teilhaben. Dafür plant der Konzern Investitionen von insgesamt 10 Mrd. Euro – die bisher größte Einzelinvestition. Aufgrund des Konflikts um Taiwan birgt das Projekt aber geopolitische Risiken.

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