Gewerkschaftsvorstand

Christiane Benner soll als erste Frau die IG Metall führen

Bei der IG Metall stehen die Zeichen auf Veränderung: Christiane Benner soll künftig als erste Frau an der Spitze der größten deutschen Einzelgewerkschaft stehen. Zudem soll der Vorstand von sieben auf fünf Mitglieder schrumpfen.

Christiane Benner soll als erste Frau die IG Metall führen

Benner als IG-Metall-Chefin nominiert

ba Frankfurt

Bei der IG Metall stehen die Zeichen auf Veränderung: Christiane Benner soll künftig als erste Frau an der Spitze der größten deutschen Einzelgewerkschaft stehen. Zudem soll der Vorstand von sieben auf fünf Mitglieder schrumpfen.

Der scheidende Vorstand Jörg Hofmann hat seine bisherige Vize Benner als Kandidatin für seine Nachfolge vorgeschlagen, teilte die IG Metall mit. Der zunächst angedachten Doppelspitze mit dem baden-württembergischen IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger, die ohnehin auf Skepsis gestoßen war, erteilte der 56-jährige gelernte Maschinenschlosser aus gesundheitlichen Gründen vor kurzem selbst eine Absage.

Üblich ist in der Gewerkschaft, dass der Vize auf den Chefposten nachrückt. Gemeinsam mit dem Hauptkassierer der IG Metall, Jürgen Kerner, hatten Benner und Zitzelsberger für das Modell eines gleichberechtigten Führungsduos geworben, für das aber die Satzung hätte geändert werden müssen. „Wir wollten den geschäftsführenden Vorstand eher als Team aufstellen und die Aktivitäten weniger auf Einzelpersonen ausrichten – da waren wir auf einem guten Weg“, zitierte das „Manager Magazin“ dazu Zitzelsberger. Nun soll also die 1968 in Aachen geborene Benner auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall vom 22. bis 26. Oktober 2023 zur Ersten Vorsitzenden gewählt werden. Als ihr Vize ist der gelernte Informationselektroniker Kerner vorgeschlagen, dessen bisherigen Posten als Hauptkassierer soll wiederum Nadine Boguslawski (45) einnehmen, die seit Anfang 2019 Erste Bevollmächtigte der Gewerkschaft in Stuttgart ist. Der Erste Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler (56), und Hans-Jürgen Urban (61) sollen die Gruppe der dann fünf geschäftsführenden Vorstandsmitglieder komplettieren. Der promovierte Sozialwissenschaftler Urban ist seit November 2007 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für die Themen Sozialpolitik sowie Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik. „Dieser Personalvorschlag verspricht trotz großer personeller Veränderungen Kontinuität“, sagte Hofmann, der wie auch die bisherigen geschäftsführenden Vorstandsmitglieder Wolfgang Lemb (61), Ralf Kutzner (64) und Irene Schulz (59) nicht mehr zur Wahl antritt.

Nach vier Jahren als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied wurde Benner im Oktober 2015 als erste Frau in die Führungsspitze der Gewerkschaft gewählt. Sie hatte 1987 zunächst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht, bevor sie ab 1993 in Marburg, North Manchester, Indiana und Chicago sowie Frankfurt Soziologie studierte. Bislang verantwortet sie im Vorstand der IG Metall die Bereiche Organisationspolitik, Betriebs- und Mitbestimmungspolitik, Zielgruppenarbeit, Gleichstellung sowie das Projekt Crowdsourcing. Das SPD-Mitglied sitzt zudem im Aufsichtsrat von BMW und Continental. Ihr Vorgänger, der 1955 geborene Diplom-Ökonom Hofmann, steht seit 2015 an der Gewerkschaftsspitze und verantwortet die grundsätzliche Ausrichtung der IG Metall und die Tarifpolitik. Sein Fokus liegt auf den Perspektiven der Beschäftigten in Zeiten der Transformation.

Kerner ist seit November 2013 Hauptkassierer der IG Metall. Der verheiratete Vater zweier Kinder verantwortet die Bereiche Finanzen und Controlling, Mitglieder/Beiträge und Leistungen, kaufmännische Dienstleistungen sowie die IT und koordiniert die Branchenpolitik und das Zweigbüro der IG Metall in Düsseldorf. Das SPD-Mitglied begann 1995 seine Hauptamtliche Tätigkeit bei der IG Metall Augsburg und sitzt in den Aufsichtsräten von Siemens, Siemens Energy, MAN Truck & Bus, Traton, der Premium Aerotec GmbH sowie von Thyssenkrupp. Boguslawski absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Industrieelektronikerin und spezialisierte sich als REFA-Technikerin für Industrial Engineering. Gewerkschaftlich ist die gebürtige Göttingerin seit 1997 aktiv, seit 2008 arbeitet sie bei der IG Metall – zunächst als Gewerkschaftssekretärin in Hannover und Mannheim, später als Tarifverantwortliche in Baden-Württemberg.

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