Autozulieferer

Spekulationen erhöhen Druck auf Conti-Chef Setzer

Spekulationen über einen radikalen Konzernumbau bei Continental haben in den vergangenen Monaten Erwartungen am Kapitalmarkt geschürt. Diesen begegnet Vorstandschef Niko Setzer nun auf dem Kapitalmarkttag des Autozulieferers und Reifenherstellers am Montag.

Spekulationen erhöhen Druck auf Conti-Chef Setzer

Spekulationen erhöhen Druck auf Continental-Chef Setzer

Von Carsten Steevens, Hamburg

Medienberichte haben in den vergangenen Monaten Spekulationen über eine Aufspaltung von Continental verstärkt. Sie sorgten nicht nur für Unruhe in der Belegschaft des Autozulieferers und Reifenherstellers. Es wurden auch Erwartungen an den am Montagnachmittag anstehenden Kapitalmarkttag geschürt. Könnte Vorstandschef Nikolai Setzer neue strukturelle Veränderungen verkünden? Das "Manager Magazin" hatte ohne Nennung namentlicher Quellen berichtet, Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle plane einen radikalen Umbau. Conti solle aus möglichst vielen Teilen des seit Jahren kriselnden Autozuliefergeschäfts aussteigen und künftig wieder vor allem aus dem margenstarken Reifengeschäft und der auf Industriekunden ausgerichteten Kunststoffsparte Contitech bestehen.

Erhöhte Erwartungen

Derlei Erwartungen bei Investoren und Analysten könnte Vorstandschef Setzer nun leicht enttäuschen, auch wenn er strukturelle Anpassungen bei Contitech und Best-Ownership-Analysen für das Autogeschäft bereits avisierte. Es wäre möglich, so Einschätzungen von Konzernbeobachtern, dass er Analysen auf dem Kapitalmarkttag präzisiert und Zeithorizonte bis zu Entscheidungen über Teilverkäufe oder Partnerschaften nennt.

Zuletzt konkretisierte Conti mit der Ankündigung, in der Automotive-Sparte eine mittlere vierstellige Zahl von Stellen in der Verwaltung abzubauen, um von 2024 an jährlich 400 Mill. Euro zu sparen, die Absicht, an der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten. Effizienzsteigernde Maßnahmen in Forschung und Entwicklung stehen im Raum. Der Auto-Bereich fuhr in den vergangenen drei Jahren auch wegen zusätzlicher Kosten infolge gestörter Lieferketten und Inflation operativ Verluste ein und steuert 2023 auf eine Zielspanne von 2 bis 3% zu. Diese läge nach wie vor unterhalb der auf dem Kapitalmarkttag 2020 angekündigten mittelfristigen Vorgabe von 6 bis 8%. Damals hatte Setzer gerade den Vorstandsvorsitz bei Conti übernommen und stand zugleich an der Spitze der Auto-Sparte.

Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Bereichs und der Aufstellung des Konzerns könnten bestehen bleiben. Mit den vor dem Kapitalmarkttag angeheizten Spekulationen verbindet sich die Frage, wem sie nützen und was sie bezwecken sollen. Das Management setzen sie zusätzlich unter Druck. Dabei hat Setzer, der Ende April dieses Jahres seine Doppelrolle beendete und die Verantwortung für die Automotive-Sparte abgab, den Rückhalt der Beschäftigten und Führungskräfte bei Conti. Und auch Aufsichtsratschef Reitzle, dessen Mandat mit der Hauptversammmlung im kommenden April endet, sprach dem 52 Jahre alten Diplom-Wirtschaftsingenieur bei der Ende April verkündeten Vertragsverlängerung um fünf Jahre bis Ende März 2029 "vollstes Vertrauen" aus. Setzer habe in den vergangenen Jahren die Transformation von Continental erfolgreich eingeleitet und konsequent vorangetrieben. "Er wird das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen."

Lange Erfahrungen

Der gebürtig aus Groß-Gerau stammende Setzer kennt den Konzern seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Seit 1997 im Unternehmen, rückte er im August 2009 in den Conti-Vorstand – mitten im Machtkampf der Hannoveraner mit der fränkischen Schaeffler-Gruppe, deren Eigentümerfamilie Großaktionär von Conti wurde. Zunächst zuständig für den Bereich Pkw-Reifen, wurde Setzer 2011 für das gesamte Reifengeschäft und 2015 zusätzlich für den Einkauf verantwortlich. Diese Aufgaben gab er im Frühjahr 2019 ab, um Sprecher des Automotive Boards zu werden. Seit Setzer vor drei Jahren den Vorstandsvorsitz übernahm, fiel die Conti-Aktie um rund 30%. Seit Ende Oktober hat der Kurs um ein Fünftel zugelegt.