Conti-Chef gibt Leitung der Autosparte ab
Nikolai Setzer bleibt weitere fünf Jahre Vorstandsvorsitzender des Automobilzulieferers und Reifenherstellers Continental, gibt aber die Verantwortung für den Unternehmensbereich Automotive ab. Wie der Dax-Konzern aus Hannover mit Beginn seiner diesjährigen Hauptversammlung am Donnerstag bekanntgab, verlängerte der Aufsichtsrat das im März 2024 auslaufende Mandat des 52-Jährigen bis Ende März 2029. „Nikolai Setzer genießt unser vollstes Vertrauen“, erklärte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle. Er habe in den vergangenen drei Jahren die Transformation von Continental erfolgreich eingeleitet und konsequent vorangetrieben und werde das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft führen.
Conti-Chef Setzer verlängert
Von Carsten Steevens, Hamburg
Für den aus Groß-Gerau in der Nähe von Frankfurt stammenden Diplom-Wirtschaftsgenieur, der seit 1997 für Continental arbeitet, 2009 in den Vorstand und per 1. Dezember 2020 an die Vorstandsspitze berufen wurde, wird Philipp von Hirschheydt die Leitung des 2022 operativ defizitären Automotive-Bereichs übernehmen und Anfang Mai in den Konzernvorstand aufrücken. Der 48 Jahre alte studierte Wirtschaftswissenschaftler, der nach einigen Jahren bei der WestLB 2007 zu Continental kam und derzeit für das Geschäftsfeld User Experience der Auto-Sparte zuständig ist, wurde – wie bei Erstbestellungen in den Continental-Vorstand üblich – für drei Jahre bis Ende April 2026 mandatiert. Unter der Leitung von Hirschheydt werde der Unternehmensbereich Automotive weiterentwickelt und die Profitabilität nachhaltig verbessert, so Aufsichtsratschef Reitzle.
Aktionärsvertreter kritisierten anlässlich der Hauptversammlung die operative Entwicklung. Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment bezeichnete die Margen im vergangenen Jahr als „erschreckend gering“, der Automobilbereich sei „ein Schatten seiner selbst“. Es fehle Mut zu stärkerer Umstrukturierung. „Die vermeintlichen Zukunftsinvestitionen wie Autonomes Fahren und Software verschlingen Unsummen und bringen bisher nicht den gewünschten Ertrag.“ Der drittgrößte deutsche Autozulieferer, der für den 2022 auch von Wertminderungen belasteten Automotive-Bereich in diesem Jahr aktuell mit einem Umsatzanstieg auf 20,5 bis 21,5 (i.V. 18,3) Mrd. Euro sowie einer bereinigten Ebit-Marge von rund 2 bis 3 (-0,2)% rechnet, geht von weniger Gegenwind im laufenden Turnus aus. Setzer betonte in der Hauptversammlung die verbesserte Widerstandskraft des Konzerns, etwa durch erfolgreiche Preisanpassungen und -vereinbarungen, erhöhte Kostendisziplin und optimierte Lieferketten. Allerdings monierten Aktionärsvertreter die nach wie vor nicht geklärte Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Aufklärung des Abgasskandals. Auch an Nachwirkungen eines Cyberangriffs im vergangenen Jahr laboriert der Konzern weiterhin. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) verlangte beim Aktionärstreffen eine Nachbesserung der IT.
Die zeitweilig unterbrochene Übertragung der Übertragung der Hauptversammlung im Internet nannte DSW-Sprecher Alexander Vietinghoff-Scheel ein „Desaster“. Ohne einen stabilen Austausch sei die Aktionärsdemokratie gefährdet. Er habe vorsorglich Widerspruch gegen die Hauptversammlung eingelegt und behalte sich rechtliche Schritte vor. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) legte Widerspruch zu allen Tagespunkten ein. Kritisiert wurde zudem der Plan eines virtuellen Hauptversammlungsformats für die kommenden drei Jahre.