De Meo macht sich mit Renault vertraut
wü Paris – Der Moment des Führungswechsels könnte entscheidender nicht sein. Denn Renault muss nicht nur endlich mit den schwierigen Nachwehen der Ära Carlos Ghosn aufräumen und das Vertrauen des japanischen Allianzpartners Nissan zurückgewinnen, sondern sich auch mit neuen Ansätzen für die Mobilität der Zukunft in Stellung bringen und die durch die Coronavirus-Krise zusätzlich verschärften finanziellen Probleme in den Griff bekommen. Luca de Meo erwarten jede Menge Herausforderungen, wenn er am 1. Juli beim französischen Autobauer offiziell das Lenkrad übernimmt.Sein früherer Arbeitgeber Volkswagen habe ihm jedoch jetzt eine Ausnahme von dem eigentlich vereinbarten Konkurrenzverbot gewährt, berichtet die Wirtschaftszeitung “Les Echos”. Der frühere Seat-Chef, der gerade am 13. Juni seinen 53. Geburtstag feierte, halte sich bereits in der Firmenzentrale Renaults im westlich von Paris gelegenen Boulogne-Billancourt auf, um sich mit den Strukturen und Führungsteams des Autobauers vertraut zu machen. “Ich werde alles dafür tun, damit sich innerhalb der Allianz mehr Gelegenheiten für eine Zusammenarbeit ergeben”, versprach er den Aktionären während der hinter verschlossenen Türen stattfindenden, aber im Internet übertragenen Hauptversammlung. Er habe vor, im Portfolio von Investoren für eine der schönsten Überraschungswenden zu sorgen.Die Hoffnungen, die Renault in den italienischen Manager setzt, sind groß. Immerhin ist es dem Absolventen der Mailänder Bocconi-Universität gelungen, den Fiat 500 zu relancieren und später Seat in die Gewinnzone zurückzuführen. Für de Meo, der fünf Sprachen spricht, ist seine neue Aufgabe in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Wurzeln, denn er hat seine Karriere einst bei Renault begonnen, bevor er zu Toyota Europa wechselte.Seine Liebe zur Automobilbranche habe er bereits mit sieben Jahren entdeckt, berichtet der Marketing-Spezialist gerne. Damals leitete sein Vater, ein ehemaliger Banker, die Niederlassung von Lancia an der Elfenbeinküste. Dort ließ der italienische Rennfahrer Arnaldo Cavallari 1974 sein Fahrzeug für die Teilnahme an der Bandama Rallye vorbereiten und bot dem kleinen Luca eine Spritztour an. An diesem Tag habe er beschlossen, sein Leben der Automobilbranche zu widmen, erzählt de Meo.Er hätte aber auch einen guten DJ abgegeben, sagen ehemalige Kollegen. Denn in seiner Freizeit soll der Fan elektronischer Musik selbst gerne am Mischpult sitzen. Während seiner Zeit bei Volkswagen habe de Meo auch eingefädelt, dass Audi Viva sponsort, ein Festival für elektronische Musik, das in Locorotondo in Appulien stattfindet, der Heimat seiner Mutter. De Meo hat dort das Haus seiner Familie erworben. Er ist inzwischen Ehrenbürger des Dorfes, das als eines der schönsten Italiens gilt.