ste – Kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass die finanzierenden Banken dem defizitären E-Commerce-Unternehmen Delticom eine Verlängerung der Kreditlinien bis Ende 2021 gewähren. Nun zieht sich Rainer Binder, Mitgründer und mittelbarer Großaktionär des 1999 gestarteten und seit 2006 im Prime Standard der Deutschen Börse gelisteten Unternehmens aus Hannover, vom Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden und aus dem Kontrollgremium zurück.Wie Delticom mitteilte, legt der seit Anfang 2014 amtierende Aufsichtsratchef sein Mandat “aus persönlichen Gründen” bereits zum 29. Februar nieder. Der Gesellschaft wolle Binder, der früheren Angaben zufolge einen Anteil von gut 17 % an Delticom hält, aber weiterhin verbunden bleiben. Er habe angeboten, langjährige Erfahrungen in den Bereichen Einkauf und Kalkulation als Berater zur Verfügung zu stellen. Auf eine Vergütung seiner Tätigkeit wolle Binder verzichten, um, so Delticom, den Turnaround-Prozess des Unternehmens weiter zu unterstützen.Ziel sei es nun, Delticom über einen tiefgreifenden Umstrukturierungsprozess zukunftsfest aufzustellen und die Profitabilität nachhaltig zu steigern, hatte die Gesellschaft nach der Verständigung mit den Banken mitgeteilt. Zuvor hatte das Unternehmen, das sich mit der Marke Reifendirekt.de als Europas größter Online-Reifenhändler sieht, bekannt gegeben, einen Transaktionsberater beauftragt zu haben, der neben einem Komplett- oder Teil- Verkauf von Delticom auch eine Veräußerung einzelner Geschäftsbereiche sowie die Beschaffung von zusätzlichem Eigen- und Fremdkapital prüfe (vgl. BZ vom 16.11.2019).Delticom will durch Fokussierung auf das Kerngeschäft Reifen Europa in die Gewinnzone zurückkehren. Das Umstrukturierungskonzept und die ersten Erfolge bei der Umsetzung hätten die Banken und Warenkreditversicherer von der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens überzeugt, so Delticom im Dezember. Der Vorstand, der mit Binder nach dessen Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat einen Beratervertrag abschließen will, rechnet den Angaben aus dem Herbst zufolge damit, 2020 ein positives operatives Betriebsergebnis (Ebit) im Kerngeschäft Reifen Europa zu erreichen. Die Fortführung anderer Aktivitäten wird überprüft oder eingestellt, so das Geschäft mit Autoersatzreifen und Schmierstoffen.