Chef der Fraport Ausbau Süd GmbH

Harald Rohr ist der Herr des Terminals

Harald Rohr baut schon sein Leben lang Flughäfen, gerade entsteht unter seiner Ägide das neue Terminal 3 in Frankfurt.

Harald Rohr ist der Herr des Terminals

Mit großen Infrastrukturprojekten ist das in Deutschland so eine Sache. Meist werden Zeitpläne gerissen und auch die Kosten laufen häufig aus dem Ruder. Der Flughafen BER nahe Berlin und das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 sind da nur zwei der unrühmlichsten Beispiele. Ganz anders das neue Terminal am Frankfurter Flughafen, immerhin mit einem Investitionsvolumen von 4 Mrd. Euro das derzeit größte privat finanzierte Infrastrukturprojekt in Europa. Vor dem Ausbau hatte es viel Streit um die geplante Erweiterung des größten deutschen Flughafens gegeben; seit 2015 mit dem Bau begonnen wurde, läuft es dagegen ziemlich reibungslos. Gestartet werden soll der Betrieb im kommenden Jahr nach Ostern. Ein Grund für den störungsfreien Verlauf ist nach Meinung von Harald Rohr, dass beim Ausbau in Frankfurt alles in einer Hand ist – nämlich in seiner. Rohr ist Geschäftsführer der Fraport Ausbau Süd GmbH, einer hundertprozentigen Tochter des Flughafenbetreibers Fraport. „Wir sind der Bauherr“, betont der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung und als solcher wolle er zu jedem Zeitpunkt genau wissen, was an der Baustelle läuft. Man merkt ihm an, dass er sich dabei keinesfalls auf Power-Point-Präsentationen verlässt, sondern täglich vor Ort ist. Beim Rundgang mit Journalisten greift Rohr dann auch spontan bei den gerade laufenden Rauchtests ein und pfeift Mitarbeiter zurück, die dem ausströmenden Rauch zu nahe kommen.

„Ein hartes Ringen“

„Es geht nicht nur um die Ästhetik, sondern auch um Zeit und Geld“, betont Rohr. „Das war teilweise ein hartes Ringen mit Christoph Mäckler, dem Architekten, der immer wieder gute Ideen hatte, aber manches ging eben nicht mehr“, so der Fraport-Manager, „trotzdem haben wir immer gute Kompromisse gefunden. Vor etwa eineinhalb Jahren wurde ein ‚design Freeze‘ verhängt, da wurde dann nichts mehr verändert.“ Der 63-jährige Rohr setzt bei dem Mega-Projekt auch auf einen gewissen Pragmatismus. Es geht vor allem darum, was die Passagiere brauchen, und nicht, ob Sitze farblich in das Ensemble passen. „Es musste ja irgendwann ein funktionierender Flughafen draus werden“, fasst es Rohr zusammen. Deshalb dürfe sich das, „was sie bauen und brauchen“ nicht permanent ändern. Zudem nehme man die Bauaufsicht bei jedem Schritt mit, „die erleben keine bösen Überraschungen.“

10 Kilometer neue Straßen

Der Geschäftsführer der Fraport Ausbau Süd GmbH ist selbst Architekt und baut nach eigenen Angaben schon sein ganzes Leben lang Flughäfen. Angefangen habe es um das Jahr 1990 mit dem Frankfurter Terminal 2, das 1994 eröffnet wurde, damals noch im Dienste eines beteiligten Architekturbüros. 2006 wechselte Rohr zu Fraport und betreut nach Ausbauprojekten an den bestehenden Terminals den Neubau des T 3. „Irgendwann“, so berichtet er im Gespräch mit einem Augenzwinkern, „wollte ich mal weg von Flughäfen, aber ich hab es nur über die A3 geschafft und dann das Squaire gebaut.“

Alleine das Investitionsvolumen von 4 Mrd. Euro ist gewaltig, noch beeindruckender sind die Details. In der aktuellen Testphase befülle man beispielsweise alle Trinkwasserleitungen, „da brauchen wir alleine sechs Wochen.“ Mehr als 1000 Elektroschaltschränke wurden verbaut, „das hat zeitweise den Markt blockiert.“ 10 km neue Straßen sind rund um das Terminal 3 entstanden, inklusive eines Autobahnanschlusses. Neben dem Neubau steht ein Parkhaus mit rund 8000 Stellplätzen, „eines der größten in Deutschland.“ Alleine der Pier J, einer von drei Flugsteigen im Terminal, habe die Größenordnung des gesamten Flughafens Hannover. Das neue Terminal hat eine Kapazität von 19 Millionen Passagieren, kann aber für weitere 5 bis 6 Millionen erweitert werden.

Sanierung Terminal 2 steht bevor

Seit zehn Jahren wird am Terminal 3 gebaut, der Spatenstich fand im Herbst 2015 statt. Bei solchen mehrjährigen Großprojekten müsse man immer „mit Fernlicht“ unterwegs sein, betont der Fraport-Manager. Unter anderem ist man auch von der politischen Großwetterlage abhängig. „Für die 42 Fluggastbrücken, die aus China kamen, mussten wir die Transportwege komplett ändern, weil keine Spedition durch den Suez Kanal wollte,“ nennt Rohr ein Beispiel. Sein nächstes Projekt hat er im Blick. Wenn nächstes Jahr der Betrieb in Terminal 3 hochgefahren ist, wird Terminal 2 geschlossen und saniert.

Der Herr der Terminals

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt