Der Kampf der IR-Manager in Zeiten der Permavolatilität
IR-Manager als Ruhepol im Permakrisen-Sturm
Von Heidi Rohde, Frankfurt
Die Themen, in denen sich IR-Manager auskennen müssen, werden immer vielfältiger. Und zumindest ein Teil der Investoren erwartet immer schneller Antworten auf drängende Fragen. Damit richtig umzugehen, bedeutet für die Investor-Relations-Manager oft einen Drahtseilakt, wie während der Panel-Diskussion „Klassische Finanzprodukte und IR - überholt in Zeiten der Permavolatilität“ auf der DIRK-Konferenz in Frankfurt deutlich wurde. „Ich kann Ihnen nicht sofort sagen, wie viele Produkte von uns durch die Straße von Hormus transportiert werden“, räumt etwa Patrick Kofler, Head of Investor Relations bei Zalando, ein. Auch er müsse manche Information erst recherchieren. Die Erwartungshaltung einer wachsenden Zahl von Anlegern sei indes eine andere.
Roger Peeters, Geschäftsführender Gesellschafter von pfp Advisory, managt zwei Deutschland-Fonds und rät Kofler und anderen IR-Managern davon ab, dem kurzfristig ausgerichteten Teil aus dem Investorenkreis hinterher zu rennen. Am Ende gehe es um langfristige Beziehungen, die Vertrauen schaffen.
Veränderte Wahrnehmung
In die gleiche Kerbe schlägt auch Katharina Seiler, Senior Equities Fondsmanagerin bei der DWS mit Amerika-Fokus. Sie nehme die Zeit aktuell auch nicht als einzigartig krisenhaft wahr. Es habe immer wieder wechselnde Krisen auf der Welt gegeben. Durch die Vielzahl an Medien und Informationskanälen habe sich die Wahrnehmung aber verändert. Investoren erwarteten primär, dass darauf vorbereitet werde, wenn eine Prognose erkennbar verfehlt werden dürfte. Dafür gebe es verschiedene Wege wie Pre-Earnings-Updates oder auch direkte Gespräche. Der direkte Kontakt sei aber wichtig. Franziska Gebekken, die bei der Deutschen Bank als Head of Digital and People Change mit Transformationsthemen zu tun hat, rät den IR-Abteilungen, die Chancen von generativer KI stärker zu nutzen, um sich Zeit für mehr persönliche Interaktionen nehmen zu können.
Zalando-Manager Kofler sieht das zwar auch, bleibt aber skeptisch angesichts deutlich steigender Informationsbedürfnisse von Seiten zahlreicher Anleger während des Quartals. Die „kurzfristige Denke“ nehme selbst bei langfristig orientierten Investoren zu. Wenn etwa der Zalando-Kurs binnen weniger Tage ohne relevante Nachricht um mehr als 10% absacke, würden selbst strategische Anleger nervös. Einigkeit herrschte dann auch zwischen Investoren- und IR-Seite, dass KI zwar als Helfer enorm an Bedeutung gewinnen werde. Der wichtige zwischenmenschliche Kontakte bleibe aber der Schlüssel für eine erfolgreiche IR-Arbeit.
Telekom zielt auf junge Anleger
Den Schlüssel dazu, der Ruhepol für Investoren im Permakrisen-Sturm zu sein, haben zumindest die Unternehmen gefunden, die mit dem IR-Preis 2025 ausgezeichnet worden sind. Bei den Unternehmen setzte sich einmal mehr die Deutsche Telekom im Dax durch. Investor-Relations-Leiter Hannes Wittig freute sich im „Fan-Outfit“ gemeinsam mit seinem Finanzvorstand Christian Illek über die wiederholte Auszeichnung für den größten europäischen Telekomkonzern. Illek betonte, dass die einst als Volksaktie gestartete Telekom auch künftig die Kleinaktionäre in der Investorenkommunikation im Blick behalten werde. So nutzen die Bonner etwa Social Media, um auch jüngere Privatanleger zu erreichen.
Im MDax setzte sich Nemetschek knapp vor Fraport durch. Den Preis nahm die sichtlich zufriedene Finanzchefin Louise Öfverström entgegen. Das Softwareunternehmen hat seinen Börsenwert binnen zwei Jahren auf knapp 14 Mrd. Euro gut verdoppelt und gilt als Kandidat für den Aufstieg in den Dax. Nächstes Jahr könnte Öfverström also schon mit der Telekom um die IR-Krone in Deutschlands höchster Börsenliga streiten. Fraport-IR-Chef Florian Fuchs musste sich indes nicht zu sehr ärgern. Er siegte in der Kategorie beste IR-Kommunikation eines IR-Chefs im MDax. Im Dax hatte sich in dieser Kategorie Leslie Iltgen von Henkel durchgesetzt. Im SDax glückte Ceconomy der Doppelsieg. Der Betreiber von Media Markt und Saturn lag unter den Unternehmen vorn. IR-Chefin Fabienne Caron setzte sich wie im Vorjahr durch und konnte mit CFO Remko Rijnders feiern.
Das Thema ESG-Kommunikation, das bei den Investoren zuletzt etwas an Bedeutung eingebüßt hat, wie Zalando-IR-Chef Kofler berichtet, bringt Infineon Technologies einen Sonderpreis ein. Für den IR-Chef des Chipproduzenten, Alexander Groschke, ist ESG indes kein Modethema. Einige Investoren fragten das gezielt nach. Daher werde Infineon weiter entsprechend über die Fortschritte in dem Bereich berichten – unabhängig von der Regulierung.