Optohalbleiter

Der neue Vorstandschef krempelt AMS Osram um

Der Niederländer Aldo Kamper steht seit vier Monaten an der Spitze des deutsch-österreichischen Unternehmens. Jetzt hat er seine Strategie präsentiert.

Der neue Vorstandschef krempelt AMS Osram um

Der neue Vorstandschef
krempelt AMS Osram um

Von Joachim Herr, München

Für Aldo Kamper ist es eine Rückkehr in ein Unternehmen, in dem sich vieles verändert hat – einiges nicht zum Guten. 24 Jahre war er für Osram tätig gewesen, die letzten acht als Chef der Optohalbleitersparte des Münchner Lichttechnikkonzerns. Dann wechselte er 2018 als Vorstandsvorsitzender zum Nürnberger Autozulieferer Leoni – ein Sanierungsfall, der sich gerade nur mit Hilfe des Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes retten lässt.

Kamper agierte dort als Krisenmanager, ehe er noch vor Abschluss der Restrukturierung zu AMS Osram wechselte. Seit April dieses Jahres ist er Chef von AMS Osram, wie sein früherer Arbeitgeber heißt, nachdem der österreichische Chip- und Sensorhersteller AMS das größere Unternehmen Osram übernommen hat. Einen Champion für Fotonik zu schaffen, war das Ziel von Kampers Vorgänger Alexander Everke. Doch es läuft nicht besonders gut: Die Nachfrage ist schwach, hohe Wertberichtigungen trieben den Nettoverlust im vergangenen Jahr auf 444 Mill. Euro, die Verschuldung ist wegen der Übernahme immer noch immens und der Aktienkurs tief gefallen.

Straffen und konzentrieren

Am Freitag stellte Kamper seinen Plan für AMS Osram vor. “Wir müssen unser Potenzial besser ausschöpfen”, verlangt der 1970 geborene Niederländer und sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten: “Ein Teil der früheren Prognosen ist nicht mehr aufrechtzuerhalten.” Damit die Profitabilität erheblich steigt, soll das Produktportfolio gestrafft und aufs Kerngeschäft konzentriert werden: vor allem auf Sensoren und Emitter und in erster Linie für Kunden der Autobranche, Industrie und Medizintechnik. Halbleiter sowie Lampen & Systeme sind die wichtigsten Segmente.

Im Konsumenten-Geschäft, etwa Komponenten für Smartphones, bleibt das Unternehmen aktiv. Von schwächeren Teilen will es sich aber trennen. Kamper plant, einen Jahresumsatz von 300 Mill. bis 400 Mill. Euro abzugeben. Das wären 6 bis 8% des Konzernerlöses von zuletzt 4,82 Mrd. Euro. “Re-establish the Base” nennt der neue Unternehmenschef sein Programm. Von der niedrigeren Basis aus soll der Umsatz von diesem Jahr bis 2026 im Durchschnitt um 6 bis 10% zulegen. Für die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern werden 15% in drei Jahren angepeilt. In den ersten sechs Monaten 2023 waren es gerade einmal 6%.

“Alles flutscht besser”

Der neue Finanzvorstand Rainer Irle, der von Siltronic gekommen ist, räumt zunächst die Bilanz auf: Auf die Firmenwerte werden 1,3 Mrd. Euro abgeschrieben. Auf die Frage, ob der Zusammenschluss von AMS und Osram sinnvoll war und ist, zeigt sich Kamper von den Chancen der Kombination überzeugt – sowohl mit Blick auf die Technik als auch auf die Kunden. Die seien am breit gefächerten Produktportfolio und einer langfristigen Lieferbeziehung interessiert. “Es ist wichtig, dass wir schauen, was wir aus dieser Kombination machen”, betont er.

Kamper gibt sich zuversichtlich, dass das Miteinander der beiden Unternehmen klappt: “Wo wir jetzt ein bisschen länger zusammen sind, fängt das an, dass alles besser flutscht.” An der Börse konnte der Vorstandschef zum Wochenschluss einige Investoren überzeugen. Der Kurs der in der Schweiz notierten Aktie schoss in der Spitze um mehr als 18% nach oben auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Verglichen mit dem Rekord von gut 81 Euro im Frühjahr 2018 ist das aber nicht einmal ein Zehntel.

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