Immobilienbranche

Der scheue Alfons Doblinger

Alfons Doblinger ist mit 78 Jahren noch immer Geschäftsführer seiner Immobilien- und Baugruppe. In der Rolle als Großaktionär der Bauer AG rückt ein Übernahmeangebot nahe. Doch dazu schweigt er.

Der scheue Alfons Doblinger

Von Joachim Herr, München

Alfons Doblinger ist schon lange im Geschäft, sehr lange sogar. Die Anfänge seiner Unternehmensgruppe reichen ins Jahr 1967. Da war der im Bayerischen Wald geborene und aufgewachsene Oberpfälzer gerade einmal 23 Jahre alt. Inzwischen ist er 78 und noch immer Geschäftsführer. Doblinger ist einer der größten Immobilienbesitzer in München, Bauunternehmer, Projektentwickler und Investor. In der aktuellen Liste der reichsten Deutschen des „Manager Magazins“ steht seine Familie mit 0,7 Mrd. Euro auf Platz 276.

So richtig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt war Doblinger 1990, als er für knapp 1 Mrd. D-Mark mehr als 32500 Wohnungen des bayerischen Teils der Neuen Heimat übernahm und mit heftigen Protesten konfrontiert war. Die Neue Heimat, das Bau- und Wohnungsunternehmen des Deutschen Gewerkschaftsbunds, war wegen Finanznöten abgewickelt worden.

Auf der Internetseite der Doblinger Unternehmensgruppe heißt es, sie wachse stetig „und gehört heute zu den bedeutenden Marktteilnehmern im deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt“. Ein solches Anpreisen ist untypisch für Doblinger, der lieber im Hintergrund bleibt und eher die Öffentlichkeit scheut. Besser passt zu seiner Haltung auf der Homepage die Umsatzangabe von circa 500 Mill. Euro im Immobiliengeschäft. Denn die Zahl ist ziemlich alt: Sie stammt vom September 2017 und wurde bis heute nicht aktualisiert. Fragen der Börsen-Zeitung dazu und zu seiner Rolle als Investor sowie zur Nachfolgeregelung wollte Doblinger nicht beantworten.

Nur eine Finanzbeteiligung?

Interessant wäre zu erfahren, was Doblinger mit der Bauer AG vorhat. Ist das Tiefbauunternehmen, das zudem Baumaschinen herstellt, im oberbayerischen Städtchen Schrobenhausen für ihn nur eine Finanzbeteiligung oder mehr? Die Frage stellt sich, da Bauer eine Kapitalerhöhung vorbereitet und Doblinger knapp 30% der Anteile hält (vgl. BZ vom 11. Oktober). Bauer berichtet, der Großaktionär habe „Interesse bekundet, sich im wesentlichen Umfang“ an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Doblinger Beteiligung GmbH die Schwelle von 30% überschreiten wird. Dann wäre sie zu einem Übernahmeangebot an die anderen Aktionäre verpflichtet.

Was die Familie Bauer plant, ob sie sich an der Kapitalerhöhung beteiligt und wie sie auf eine Offerte Doblingers reagieren würde, ist noch nicht bekannt. Spätestens am 18. November werde die Familie Farbe bekennen, heißt es. Dann soll die außerordentliche Hauptversammlung stattfinden, die über die Kapitalerhöhung des 1790 gegründeten Unternehmens entscheidet.

Die Familie Bauer – Vorstand Florian Bauer gehört der achten Generation an – ist mit noch etwas mehr als 36% größter Aktionär. Die Bauer AG braucht Geld, da der Vorstand das Unternehmen neu ordnet, die weit verzweigte internationale Präsenz strafft und so bessere Ergebnisse erzielen will. Seit Jahren ist die Rendite bescheiden.

Doblinger, der zudem mit rund 25% der Stimmrechte an der Münchner Textilkaufhauskette Ludwig Beck beteiligt ist, scheint von einer erfolgreicheren Zukunft der Bauer AG überzeugt zu sein. Im November 2019 hatte er die Meldeschwelle von 3% überschritten, im April im Jahr darauf einen Anteil von zunächst 8% und wenige Tage später von 11% bekannt gegeben. Im Rahmen einer Privatplatzierung neuer Aktien der Bauer AG nahm Doblingers Paket auf knapp 20% zu. Als Investor gab er sich erst zu erkennen, als er dazu verpflichtet war und die Transaktion vollzogen wurde. Seit der folgenden Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr besitzt er knapp 30% der Aktien. Der Kurs der Bauer AG hat sich seit dem vor drei Jahren gemeldeten Einstieg nahezu halbiert, die Marktkapitalisierung liegt noch bei 182 Mill. Euro.

Hohes Arbeitsethos

Glaubt man Doblinger, dürfte ihn der Kursrückgang nicht belasten. Geld sei nie ein Antrieb für ihn gewesen, sagte er vor zwölf Jahren der „Süddeutschen Zeitung“ in einem seiner ganz seltenen Interviews. „Das Geld war nötig, um meine unternehmerischen Ziele zu erreichen. Aber nie für mich privat.“ Und dann sagte er noch, am wohlsten fühle er sich bei der Arbeit. „Wenn ich gesund bleibe, möchte ich noch 20 Jahre arbeiten.“ Bis dahin wären es noch acht Jahre. Im Februar 2030 stünde Doblingers 86. Geburtstag an.

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