Der Schwede mit einem Platz am Tisch des US-Präsidenten
Von Sebastian Schmid, FrankfurtDer Kreis internationaler Wirtschaftsführer, die während des Weltwirtschaftsforums in Davos die zweifelhafte Ehre hatten, am Tisch der US-Delegation um Präsident Donald Trump Platz nehmen zu dürfen, war klein – gerade mal 15 Manager nahmen Platz. Einziger Vertreter eines Kraftfahrzeugherstellers war damals der schwedische Volvo-CEO Martin Lundstedt. Die womöglich damals gewobenen Beziehungsfäden zum Truck-Fan im Weißen Haus könnten dem einstigen Scania-Chef, der gut ein Jahr nach der Übernahme durch Volkswagen zu Volvo gewechselt war, nun gut zupasskommen.Denn die Schweden haben eingeräumt, dass die Leistung einer in der Emissionskontrolle eingesetzten Komponente schneller an Leistungskraft verliert als gedacht. Damit falle der Stickoxidausstoß nach einer gewissen Nutzungszeit unerwartet hoch aus. Der Umfang des Problems werde derzeit noch analysiert. Die finanziellen Folgen könnten indes substanziell sein, heißt es.Fest steht indes jetzt schon, dass das Gros der betroffenen Fahrzeuge nach Nordamerika und Europa verkauft wurde. Und gerade in den USA können diesbezügliche Strafen exorbitant ausfallen. Anschauungsunterricht gab es von Lundstedts ehemaliger Konzernmutter Volkswagen in den vergangenen Jahren zur Genüge. Der 51-jährige Lundstedt hat diesen allerdings aus der Ferne genossen. Er entschloss sich im April 2015 zum Abschied von Scania, wo er in den zwei Jahrzehnten zuvor die Karriereleiter bis zum höchsten Amt erklommen hatte. Vielleicht auch, weil er hier wenig Entwicklungschancen für sich sah, nachdem Volkswagen erst kurz zuvor den vormaligen Daimler-Manager Andreas Renschler zum Chef der gesamten Nutzfahrzeugsparte ernannt hatte.Das Zusammenschweißen der drei Nutzfahrzeugeinheiten Scania, MAN und VW Nutzfahrzeuge zu einem globalen Lastkraftwagenschwergewicht gingen Renschler und seine Kollegen ohne den heute 50-Jährigen an, der dafür bei Volvo eine ebenfalls anspruchsvolle Aufgabe übernahm.Als Lundstedt bei dem langjährigen Wettbewerber anheuerte, hing dieser in den Seilen und hatte gerade ein milliardenschweres Sparprogramm beschlossen. Allein Lundstedts Unterschrift sorgte für einen prozentual zweistelligen Kurssprung. Den Vorschusslorbeer verdiente sich der zweifache Familienvater relativ schnell. Die in eine niedrige bis mittlere einstellige Prozenthöhe abgesackte bereinigte operative Marge beförderte er binnen weniger Monate zurück auf rund 10 %. Unterstützt wurde er dabei freilich auch davon, dass die Nutzfahrzeugnachfrage weltweit stärker anzog, als dies Branchenbeobachter für möglich gehalten hatten.Inzwischen muss Lundstedt nicht einmal mehr bereinigte Zahlen bemühen, um eine operative Marge von 10 % zu zeigen. Im ersten Halbjahr erzielte er diese bei 15 % Umsatzwachstum auf 121 Mrd. skr (umgerechnet 11,7 Mrd. Euro), ganz ohne etwas herauszurechnen.