PersonenMarcus W. Mosen

Der Weichensteller und Hoffnungsträger von N26

In Kürze dürfte feststehen, wann Marcus W. Mosen die Führung von N26 übernimmt. Seine Aufgabe: die angeschlagene Neobank stabilisieren und bei BaFin und Investoren neues Vertrauen schaffen.

Der Weichensteller und Hoffnungsträger von N26

N26-Weichensteller und Hoffnungsträger

Von Andreas Heitker, Berlin

Marcus W. Mosen war schon einmal der Hoffnungsträger der Neobank N26 gewesen: Ende 2022 rückte der ausgewiesene Digitalisierungs- und Paymentexperte an die Spitze des Aufsichtsrates des Fintechs. Mosen sollte den Berlinern wieder einen Kompass geben und mit strikter Aufsicht auch neues Vertrauen in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schaffen. Diese hatte 2021 eine Wachstumsbeschränkung verhängt, weil N26 offenbar ihr Risikomanagement nicht im Griff hatte.

Im Sommer 2024 schien dieser Kurs endlich Früchte getragen zu haben: Im Juni hob die Finanzaufsicht ihre Beschränkungen wieder auf. Im gleichen Monat schrieb die Digitalbank erstmals schwarze Zahlen. Und Mitgründer und Co-CEO Valentin Stalf träumte schon öffentlich davon, den Umsatz in den nächsten Jahren auf 1 Mrd. Euro mehr als zu verdoppeln.

Hoffnungsträger reloaded

Ein Jahr später ist alles anders. Die BaFin hat der Bank und seiner operativen Führung ein vernichtendes Urteil ausgestellt: Von einer unzureichenden Geschäftsorganisation ist die Rede, von einer fehlenden Risikotragfähigkeit, von Mängeln in der Kapitalplanung und einem erhöhten Betrugsvolumen. Stalf hat in der vergangenen Woche schon seinen Wechsel in den Aufsichtsrat angekündigt. Und wieder ist Marcus W. Mosen, ein N26-Investor der ersten Stunde, der Hoffnungsträger der Bank.

Dass er als Chefkontrolleur eine Suche nach einem neuen externen CEO einleitet, wie von einigen Investoren gefordert, scheint kein wirkliches Thema zu sein. Mosen ist vielmehr bereit, selbst den frei werdenden Posten von Stalf zu übernehmen, um N26 wieder zu stabilisieren. Die BaFin hat für einen solchen Schritt bereits grundsätzlich grünes Licht gegeben, wie aus dem Umfeld der Bank bestätigt wird. Wann genau Stalf sein Amt abgibt und damit den Weg frei macht, könnte noch in dieser Woche entschieden werden. Formell würde Mosen übergangsweise für maximal zwölf Monate Co-CEO werden – an der Seite von Mitbegründer Maximilian Tayenthal, der ebenso wie Stalf noch knapp 20% der Anteile hält.

Was wird aus dem IPO?

Für den Kölner Mosen wäre es die zweite bedeutende Chefrolle, nachdem er von 2015 bis 2018 schon den Zahlungsdienstleister Concardis geführt hatte. In seiner neuen Rolle ginge es im Wesentlichen darum, neues Vertrauen aufzubauen – sowohl bei der Bonner Finanzaufsicht als auch bei den anderen Investoren wie etwa Earlybird oder Valar Ventures, die aktuell auch noch mit dem Aufsichtsrat um ein Chairholder Agreement ringen. Die Geldgeber wollen Klarheit über die Perspektiven von N26. Bislang war stets über einen Börsengang spekuliert worden. Mosen selbst hatte im Frühjahr 2024 im Gespräch mit der Börsen-Zeitung von einem IPO „in den nächsten zwei bis vier Jahren“ gesprochen. Ob durch die jüngsten Entwicklungen eher an eine Übernahme gedacht werden muss, wird sich zeigen.

„Wirtschaftlich erfolgreiche Phase“

Eigentlich sieht Mosen im Wettbewerb mit den traditionellen Bankengruppen immer deutlichere Marktanteilsgewinne der Neobanken. Vom Digitalisierungsschub, den auch die rasante Weiterverbreitung von KI bringt, könnte auch N26 mit ihren gut 1.500 Mitarbeitern profitieren. Die Bank selbst spricht davon, dass sie sich zwölf Jahre nach ihrer Gründung in einer „wirtschaftlich erfolgreichen Phase“ befindet und nachhaltig Gewinne schreibt. Das zweite Halbjahr 2025 werde man profitabel abschließen, hieß es in der vergangenen Woche. Zahlen zum ersten Halbjahr und genauere Prognosen zum Gesamtjahr bleibt die Neobank, die derzeit gut 5 Mill. Kunden hat und einen Jahresumsatz von über 500 Mill. Euro verbucht, bislang allerdings schuldig.

Mosen wird bei der Übernahme der operativen Verantwortung daran gemessen werden, ob er die aktuelle N26-Struktur tatsächlich neu aufstellen kann, dass sie das künftige Wachstum auch angemessen managen kann. Die BaFin hat bereits Hinweise gegeben, wie dies zu finanzieren ist: durch eine drastische Reduzierung des aufgeblähten Marketingaufwands.