„Die Ausgründung war unser Rütlischwur“
„Die Ausgründung war unser Rütlischwur“
„Die Ausgründung war unser Rütlischwur“
sar Frankfurt
Als Gesellschaftsrechtler kennt Peter Schorling sich mit Transaktionen aus. An einem Deal, der für seine Karriere besonders prägend war, war er allerdings nicht als Berater, sondern als Akteur beteiligt. Vor zehn Jahren entstand der deutsche Standort der US-Kanzlei Greenberg Traurig, bei der Schorling heute als Managing Partner des Berliner Büros und Leiter der Praxisgruppe Gesellschaftsrecht/M&A in Deutschland agiert. Los ging es mit rund 50 Juristen, die zuvor gemeinsam in Berlin für die britische Sozietät Olswang tätig waren. „Die Ausgründung war unser Rütlischwur“, erinnert sich Schorling.
Die Abkehr von Olswang hatte strategische Gründe. „Wir wollten eine stärker international geprägte Aufstellung“, sagt Schorling. Eine neue Heimat fanden die Juristen bei Greenberg Traurig, die mit dem Berliner Büro den Eintritt in den deutschen Markt vollzog. „Uns war es wichtig, dass wir Teil einer global operierenden Einheit sind, aber mit klarer Verankerung im deutschen Markt.“ Von den anfangs 50 Juristen in Deutschland ist Greenberg Traurig heute auf 120 Anwälte und mehr als 55 Mill. Euro Umsatz im Jahr 2024 angewachsen.
Zweiter Standort in München
Neben dem Berliner Büro, das häufig zu wirtschaftsrechtlichen Fragen in der Immobilien- und Medienbranche berät, hat die Kanzlei seit Jahresbeginn einen Standort in München, wo ein Fokus auf dem Gesundheitssektor liegt. Der dortige Managing Partner Stephan Rau und einige Kollegen kamen von McDermott Will & Emery (mittlerweile McDermott Will & Schulte), außerdem kam ein Team der Kanzlei Ehlers, Ehlers & Partner an Bord.
Für Greenberg Traurig ist es die erste große externe Verstärkung in Deutschland. „Wir sind in Berlin stark organisch gewachsen und haben über die Jahre mehr als 20 eigene Partner entwickelt“, sagt Schorling. Die Bindung innerhalb des Kanzleiteams sei eng. „Diesen Spirit wollen wir auf München ausweiten und eine gemeinsame Einheit formen.“
Kanzlei statt Investmentbank
Beruflich hat der M&A-Anwalt schon einige Merger gesehen, auch aus unterschiedlichen Perspektiven. „Ich habe eine zeitlang als Unternehmensberater gearbeitet und war im Investmentbanking bei Merrill Lynch – beides war wahnsinnig spannend“, berichtet er. Mit Beginn der Finanzkrise 2007 endete Schorlings Zeit im Banking. „Das Geschäftsmodell der Kanzleien erschien mir stabiler.“ Heute helfe es ihm bei der rechtlichen Beratung von Transaktionen, auch die Perspektiven von Consultants und Banken aus eigener Anschauung zu kennen. „Man kann juristisch nur gut beraten, wenn man auch die breiteren wirtschaftlichen Zusammenhänge hinter einer Transaktion erkennt“, ist er überzeugt.
Zu Schorlings spannendsten Mandaten zählt der Abverkauf mehrerer Immobilien der insolventen Signa-Gruppe. „Das war im Immobilienbereich eine der größten Abwicklungen der vergangenen Dekade.“ Freizeit bleibe in den heißen Phasen solcher Transaktionen nicht. „Aber es macht wahnsinnig Spaß, mit einem Team von motivierten Leuten solche ganz großen Aufgaben anzupacken.“
Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel
Beim Lösen juristischer Probleme sieht Schorling künstliche Intelligenz als wichtiges Hilfsmittel. Greenberg Traurig hat in Deutschland eine siebenköpfige Legal-Tech-Einheit, die permanent neue Tools und Anwendungen erprobt. „Wir programmieren nicht selber, aber wir testen sehr viel“, erklärt Schorling. Durch KI sieht er bei einigen Aufgaben bereits Produktivitätszuwächse von 10 bis 15%, und dies sei erst der Anfang.
Dass dadurch weniger Juristen benötigt werden, glaubt er aber zumindest derzeit nicht. „Egal, wie stark eine Technologie die Produktivität gesteigert hat, bislang hat die Außenwelt den Grad an Komplexität immer mitwachsen lassen“, sagt er. In den kommenden Jahren hat er für Greenberg Traurig hierzulande große Pläne. „Der Kanzleimarkt in Deutschland ist so groß, dass er auch ein doppelt so großes Greenberg Traurig verkraften würde.“
