Oliver Burkhard

Die außergewöhnliche Laufbahn von TKMS-Chef Burkhard

Es ist geschafft: TKMS, der Marinesparte von Thyssenkrupp, ist ein fulminanter Start aufs Börsenparkett gelungen. Damit krönt CEO Oliver Burkhard seine zweite Karriere.

Die außergewöhnliche Laufbahn von TKMS-Chef Burkhard

Die außergewöhnliche Laufbahn von TKMS-Chef Burkhard

Von Annette Becker, Köln

Wer hätte das gedacht? TKMS, die Marinesparte von Thyssenkrupp, ist seit Montag ein börsennotiertes Unternehmen. Vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine war der Mutterkonzern noch verzweifelt auf der Suche nach einem Partner für das Geschäft, um das vielfach geschmähte Rüstungsgeschäft aus der Bilanz zu bekommen. Diese Sichtweise hat sich angesichts der geopolitischen Spannungen grundlegend geändert. Seit bekannt ist, dass TKMS an die Börse gebracht wird, hat sich der Aktienkurs von Thyssenkrupp mehr als verdoppelt.

Oliver Burkhard hatte also ein gutes Gespür, als er im Mai 2022 vom Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden von Marine Systems auf den des CEO wechselte. Seine Funktion als Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Muttergesellschaft Thyssenkrupp behielt er bis Anfang dieses Jahres bei. Seither ist er „nur“ noch CEO der TKMS Group und darf sich beglückwünschen, ist an der Börse doch ein fulminanter Start gelungen. „Heute schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte von TKMS auf“, sagte Burkhard anlässlich der Erstnotiz der Aktie in Frankfurt.

Die erste Karriere

Gutes Gespür und gesunder Ehrgeiz sind die herausragenden Eigenschaften des 53-Jährigen, der es vom Verwaltungsfachangestellten bis an die Spitze von TKMS schaffte. Dieser Weg war keineswegs vorgezeichnet, schlug Burkhard nach berufsbegleitenden BWL-Studium doch zunächst einen Karriereweg bei der IG Metall ein. Nach fünf Jahren in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale wechselte er 2002 nach Düsseldorf und wurde Ende 2007 im Alter von 35 Jahren Bezirksleiter für Nordrhein-Westfalen. Einen so jungen Bezirksleiter hatte der mitgliederstärkste Gewerkschaftsbezirk bis zu diesem Zeitpunkt noch nie.

Seitenwechsel

Ein steiler Aufstieg in Deutschlands größter Einzelgewerkschaft war vermeintlich vorgezeichnet. Doch der strenge Regionalproporz, der in der IG Metall gelebt wird, stand dem entgegen. Da traf es sich gut, dass ihn die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Ende 2012 zum Nachfolger von Ralph Labonte als Personalvorstand und Arbeitsdirektor vorschlug. Als er seine Vorstandstätigkeit im Februar 2013 aufnahm, musste er sogleich über ein Effizienzprogramm mitentscheiden, das auch den Abbau von Arbeitsplätzen bedeutete. Die Einarbeitungszeit fiel daher aus, stattdessen hieß es, in Verhandlungen mit seinem früheren Kollegen von der IG Metall einzutreten.

Im Vorstand von Thyssenkrupp er- und überlebte Burkhard zahlreiche Wechsel an der Konzernspitze, die er bisweilen selbst mit beförderte. Zugleich hat der selbstbewusst und dynamisch auftretende Manager den engen Draht zur IG Metall bewahrt.

Abnabelung

„Mit der Abspaltung von Thyssenkrupp schaffen wir etwas komplett Neues. Wir haben den Anspruch als maritimes Powerhouse auf Dauer ein führender und gestaltender Player in einem wachsenden, sich konsolidierenden Markt zu sein“, machte Burkhard seine Zielvorstellung klar. Dass sich der gebürtige Frankfurter dabei möglichst wenig vom Mehrheitsaktionär hineinregieren lassen will, dürfte außer Frage stehen.

Dank des nun direkten Zugangs zum Kapitalmarkt gebe es Spielräume für unternehmerisches Handeln.„Genau diese Beinfreiheit brauchen wir jetzt“, sagte Burkhard am Montag und machte sich sogleich auf den Weg, um Verteidigungsminister Boris Pistorius nach Kanada zu trilateralen Gesprächen mit Kanada und Norwegen zu begleiten. In Kanada gehört TKMS zu den letzten beiden Bietern für das ausgeschriebene U-Boot-Programm.