Autoindustrie

Diess darf wohl Volkswagen-Chef bleiben

Volkswagen-Chef Herbert Diess darf den Wolfsburger Autokonzern offenbar auch nach dem jüngsten Machtkampf mit der Arbeitnehmervertretung weiterführen, büßt aber Macht ein.

Diess darf wohl Volkswagen-Chef bleiben

Reuters/ste

Volkswagen-Chef Herbert Diess kann Insidern zufolge den Wolfsburger Autokonzern weiterführen. Nachdem seine Zukunft als Vorstandschef in den vergangenen Wochen infolge eines neu aufgeflammten Machtkampfs mit dem Betriebsrat lange am seidenen Faden hing, mehren sich Anzeichen, dass sich der 63-Jährige im Amt halten kann. „Es geht in die Richtung, dass der Streit beigelegt wird und Diess Vorstandschef bleibt“, sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen am Montag. Die in langwierigen Verhandlungen gefundene Lösung sehe vor, dass VW-Markenchef Ralf Brandstätter (53) in den Konzernvorstand aufsteigt. Diess solle sich auf strategische Fragen der Konzernführung konzentrieren. Eine zweite Person sagte: „Das Pendel neigt sich eindeutig dahin, dass Diess bleibt.“

Mit dem Aufstieg von Brandstätter verliere Diess an Einfluss auf das operative Geschäft, hieß es in Konzernkreisen weiter. Weder Volkswagen noch die Porsche Automobil Holding SE, über die die Familien Porsche und Piëch mit einem Anteil von 53,3% die Stimmrechtsmehrheit an dem Autobauer halten, äußerten sich. Auch der Betriebsrat lehnte eine Stellungnahme ab. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte zuvor in zahllosen Gesprächen zwischen den Fronten vermittelt. Ausgebrochen war der Streit Ende September, als Planspiele von Diess für einen möglichen Abbau von 30000 Arbeitsplätzen in Deutschland bekannt wurden. Der Betriebsrat sah dies als massiven Vertrauensbruch an. Auch das mit 20% an Volkswagen beteiligte Land Niedersachsen war entsetzt. Erst im Juli hatte der Aufsichtsrat Diess’ Vertrag bis 2025 verlängert.

Aus Konzernkreisen hieß es weiter, Pötsch habe auf eine Einigung in der Personalie Diess vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag, die ursprünglich bereits am 12. November vorgesehen war, gedrungen. Dann soll das Gremium die Investitionsplanung für die kommenden fünf Jahre absegnen. Am Mittwoch soll der Führungszirkel des Aufsichtsrats die Sitzung vorbereiten.

Am Wochenende hatten sich Spekulationen verdichtet, dass Manfred Döss im VW-Konzernvorstand für das Ressort Integrität und Recht verantwortlich werden soll. Unbestätigten Medienberichten zufolge könnte der 63 Jahre alte promovierte Jurist, der seit Januar 2016 den Bereich Konzern Rechtswesen des Fahrzeugbauers in Wolfsburg leitet, Nachfolger von Hiltrud Werner werden, deren Ende Januar 2022 ablaufender Vertrag nach fünf Jahren nicht verlängert würde. Neben der Beförderung des Chefjustiziars des Konzerns und dem Aufrücken von VW-Markenchef Brandstätter in den Konzernvorstand stand zuletzt auch im Raum, dass Hauke Stars, die bis 2020 acht Jahre dem Vorstand der Deutschen Börse angehört hatte, im Februar kommenden Jahres für das neu geschaffene IT-Ressort zuständig wird. Nach dem sich abzeichnenden Ausscheiden von Hiltrud Werner wäre die 54 Jahre alte studierte Informatikerin einzige Frau im Vorstand des Dax-Konzerns.

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